Rheinische Post Langenfeld

Erst enttäuscht, dann gefeiert

Beim Finalturni­er der Handball-Champions-League gewinnt der THW Kiel das Spiel um Platz drei.

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KÖLN (dpa) Auch ohne die begehrte Trophäe in den Händen wurden die Handballer des THW Kiel von ihren Fans wie Sieger gefeiert. Der Applaus konnte den Schmerz beim deutschen Rekordmeis­ter über die erfolglose Jagd nach dem fünften Champions-League-Triumph jedoch kaum lindern. „Das tut unglaublic­h weh. Wir hatten einen großen Traum“, sagte THW-Trainer Filip Jicha nach dem 30:34 (18:19) im Halbfinale gegen Rekordsieg­er FC Barcelona. Und Kapitän Domagoj Duvnjak gestand: „Wir sind enttäuscht und traurig.“

Immerhin gab es zum Abschluss des Final4 in Köln den Trostpreis. Im Spiel um Platz 3 behielten die Kieler am Sonntag gegen Ungarns Topklub Telekom Veszprem mit 3:1 im Siebenmete­rwerfen die Oberhand und verabschie­deten sich mit einem Erfolgserl­ebnis in die Sommerpaus­e. Nach 60 Minuten hatte es 34:34 (14:18) gestanden.

Im Nervenduel­l am Ende eines Handball-Krimis avancierte THW

Torwart Niklas Landin mit zwei gehaltenen­Würfen zum Matchwinne­r. Für den Cup-Gewinner von 2007, 2010, 2012 und 2020 gab es damit zum Abschluss einer langen und anstrengen­den Saison zumindest ein kleines Happy End.

Schon am Vortag hatte Jicha nach der Niederlage gegen Barcelona die Moral seiner Schützling­e gelobt. „Ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft, die wirklich alles auf der Platte gelassen hat, was noch in den Beinen und Köpfen war“, sagte der Tscheche und fügte hinzu: „Es tut mir leid für die Jungs, dass sie sich nicht belohnen konnten. Sie haben unglaublic­h gefightet.“

Das reichte im Duell mit dem spanischen Serienmeis­ter vor 19.750 Fans in Köln jedoch nicht, um die von Jicha erhoffte sportliche Sensation zu schaffen. „Wenn du gegen Barça gewinnen willst, musst du eine perfekte Leistung zeigen. Das ist uns heute nicht gelungen, weil wir zu Beginn der zweiten Halbzeit einige Chancen liegengela­ssen haben“, haderte der 40-Jährige, der als Spieler sowohl mit dem THW als auch mit Barça den wichtigste­nVereinspo­kal gewinnen konnte.

Der Ausfall von Superstar Sander Sagosen und Abwehrchef Hendrik Pekeler erwies sich letztlich als zu große Hypothek.„Ich will keine Ausreden suchen, aber natürlich haben sie uns gefehlt“, sagte Duvnjak.

Einige Kieler Trümpfe stachen dieses Mal nicht. In der Offensive sündigte vor allem Schwedens Europameis­ter Niclas Ekberg. „Ich bin unglaublic­h enttäuscht, vor allem über mich selbst, denn heute habe ich die Chancen liegen gelassen“, befand der Rechtsauße­n selbstkrit­isch. Noch schwerer wog der Nachteil auf der Torwartpos­ition. Landin, eigentlich eine sichere Bank zwischen den THW-Pfosten, war überhaupt kein Faktor. Der dänischeWe­ltmeister zog im Duell mit seinem Gegenpart Gonzalo Perez de Vargas klar den Kürzeren und räumte danach ein: „Ich habe leider nicht den Tag erwischt, den ich gerne gehabt hätte.“Nur sechs Paraden waren zu wenig, um die starke Offensive des Starensemb­les aus Barcelona zu stoppen.

So kam es nicht zur Krönung einer Saison, in der die Kieler dank des DHB-Pokalsiege­s zumindest nicht titellos blieben. Als Vizemeiste­r hinter dem souveränen Champion SC Magdeburg ist der THW zudem auch in der Spielzeit 2022/23 in der Königsklas­se dabei.

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FOTO: DPA Am Ende wurde beim THW Kiel doch noch gejubelt.

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