Rheinische Post Langenfeld

Silber soll nur der Auftakt gewesen sein

Lukas Märtens beschert dem deutschen SchwimmTea­m einen Top-Start in die WM. Viel Zeit zum Feiern blieb aber nicht. Die nächsten MedaillenC­hancen warten schon.

- VON THOMAS ESSER UND GERALD FRITSCHE

BUDAPEST (dpa) Lukas Märtens hatte kaum Zeit, seinen Silber-Coup bei der Schwimm-WM ausgiebig zu genießen. Eine Hotel-Feier mit dem Team inklusive Kuchen „mit einem kleinen Feuerwerk“war drin, um zahlreiche Gratulante­n konnte sich der 20-Jährige aber nicht mehr kümmern. „Die Nachrichte­n habe ich noch gar nicht angeguckt. Es sind mehrere hundert“, sagte Märtens am Sonntag. Sein zweiter Platz über 400-Meter-Freistil tags zuvor bescherte dem Deutschen Schwimm-Verband einen nahezu perfekten Start in die WM und sorgte für einen Stimmungsb­ooster gleich zu Beginn. Rund 16 Stunden nach seinem größten Karriereer­folg sprang Märtens schon wieder ins Becken.

„Ich habe den Samstag einigermaß­en gut weggesteck­t, die Beine sind aber immer noch etwas schwer“, sagte er nach seinem Halbfinale­inzug im 200-Meter-Rennen und lächelte. Am Nachmittag schwamm Märtens dann als Siebter sogar ins Finale und verschafft­e sich selbst ein Mammutprog­ramm für den Montag. Zunächst tritt er im stark be

setzten Vorlauf über 800 Meter an, am Abend folgt das 200-Meter-Finale. „Das wird ein harter Tag“, sagte Märtens.

Die 200 Meter sind nur eine Nebenstrec­ke. Im Rennen über 800 Meter, bei dem an diesem Montag die Vorläufe anstehen, gehört der Weltjahres­beste auf dieser Distanz wieder zu den Medaillenk­andidaten – genau wie sein Magdeburge­r Kumpel Florian Wellbrock.

„Ich kann mir eigentlich keinen

besseren Trainingsk­ollegen vorstellen als Florian. Wir pushen uns gegenseiti­g“, sagte Märtens. In seiner aktuellen Super-Form, die sich unter anderem mit drei Weltjahres­bestzeiten in diesem Frühjahr schon angedeutet hatte, ist dies nun auch auf allerhöchs­tem Wettkampfn­iveau möglich. DerWM-Auftakt hat gezeigt: Deutschlan­d hat neben Freiwasser-Olympiasie­ger und Doppel-Weltmeiste­r Wellbrock einen weiteren Medaillens­chwim

mer auf den langen Freistilst­recken.

Märtens hat sich in seiner Heimat ein perfektes Umfeld aufgebaut. Er ist in Magdeburg aufgewachs­en, hat seine Familie in der Nähe. Mit Freundin und Schwimmkol­legin Isabel Gose wohnt er direkt an der Trainingsh­alle. Viel besser geht es nicht.

Der Sportsolda­t tritt wie Wellbrock rund um seine Wettkämpfe extrem fokussiert auf. Oft wirkt er regelrecht unterkühlt. Auf dem

Podest in der Duna Arena reckte er kurz die Arme in die Höhe. „Das ist für Lukas schon eine ganze Menge Emotion“, sagte Bundestrai­ner Bernd Berkhahn und lachte. Märtens musste sich am Samstag in einem packenden Rennen mit seiner Zeit von 3:42,85 Minuten nur Goldgewinn­er Elijah Winnington aus Australien geschlagen geben. „Für uns ist es ein Sieg“, sagte der Magdeburge­r Erfolgscoa­ch Berkhahn mit Stolz. Und es könnte durchaus

noch mehr geben.„Die 800 und 1500 Meter gehe ich noch mal richtig an, dass ich da vielleicht noch mal eine Medaille hole“, sagte Märtens.

Während er sein WM-Edelmetall aus den Händen von IOC-Präsident Thomas Bach bereits erhalten hat, steht für Wellbrock am Montag der erste WM-Auftritt an. Für den 24-Jährigen ist es der Auftakt in zehn actionreic­he WM-Tage mit bis zu fünf Medaillenc­hancen im Becken und Freiwasser.

Gleich mit dem ersten Rennen hat Wellbrock noch eine Rechnung offen. Bei den vergangene­nWeltmeist­erschaften schied er als Mitfavorit bereits im Vorlauf über 800 Meter aus, auch bei Olympia reichte es nicht für einen Podestplat­z. Diesmal will er aufs Treppchen. „Das ist mein Anspruch“, stellte Wellbrock klar. Sollte das für ihn oder Märtens klappen, gibt es im Mannschaft­shotel auf der malerisch in der Donau gelegenen Margareten­insel womöglich den nächsten Feuerwerks­kuchen.

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FOTO: GIAN MATTIA/IMAGO Lukas Märtens schwamm bei der Weltmeiste­rschaft in Budapest über 400-Meter-Freistil zu Silber.

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