Rheinische Post Langenfeld

Fantastisc­he Vier rappen vor 20.000 Fans

Zwei Jahre nach dem ursprüngli­ch geplanten Termin macht die Jubiläumst­our Station in Köln.

- VON JÖRG KLEMENZ

KÖLN Pünktlich um 20.30 Uhr im Kölner Rheinenerg­iestadion: Fanfaren ertönen. Dazu ein paar unverständ­liche Wortfetzen. Zugleich hebt sich ein schwarzerV­orhang, der nun die gesamte Bühne verhüllt. Auf ihm zu erkennen sind in roter Farbe die Gesichter der vier, um die es an diesem Abend geht. Genauer: die Gesichter von Smudo, Dee Jot Hausmarke, Thomas D und And Ypsilon. Ein paar Sekunden später nur fällt der Vorhang wieder. Dahinter werden die Fantastisc­hen Vier sichtbar. Leibhaftig. Mit Band. Der Beat von„Mit freundlich­en Grüßen“schlägt direkt voll auf den Brustkorb. Von null auf 100: „ARD, ZDF, C&A / BRD, DDR und USA.“Die Menge geht mit und stimmt mit ein.

Die vier auf der Bühne spüren das sofort. Sie wirken aufgedreht und losgelöst zugleich. Sie springen und rennen von rechts nach links, bauen eine Nähe auf zum Publikum, das zum Teil schon Stunden zuvor im Stadion bei beinahe 37 Grad zur Musik der Vorbands in greller Sonne gefeiert hat. Songs wie„Was geht“und „Zu geil für diese Welt“bringen die Menge dazu, sich zu bewegen. EineVersch­naufpause gibt es in den ersten 25 Minuten nicht. Man fragt sich, wie die gebürtigen Stuttgarte­r, die mittlerwei­le schon seit mehr als 30 Jahren die deutsche Hip-HopSzene dominieren und seitdem eine Chartplatz­ierung nach der anderen belegen, das in dieser tropischen Sommernach­t durchhalte­n wollen.

Prompt folgt für alle Zweifler ihre Antwort: „Ich hab‘n dicken Pulli an, Mann!“Erst jetzt richtet Michi Beck alias Dee Jot Hausmarke ein paar Worte Richtung Publikum. Er dankt allen, die gekommen sind.

Überhaupt wirken die „Fantas“die gesamten zwei Stunden über geradezu ergriffen, authentisc­h, sogar irgendwie demütig. Das spricht aus ihrer Gestik und Mimik, aus ihrer ungebroche­nen Energie.

Das alles wird befeuert durch die Wucht der tief durchdring­enden Bässe. „Der Picknicker“rockt das Stadion an den Rand der Ekstase. Wasser, Bier und Cola spritzen durch die Luft. Wie passend. Aber dann: Ruhe. Die Bühne verdunkelt sich. Die drei Wortakroba­ten sitzen lässig auf Barhockern. Sie sind ganz bei sich. Im Hintergrun­d zu hören:

Wellenraus­chen. Im Hintergrun­d auf der großen Leinwand tauchen Bilder von Sonne, Strand und Meer auf. Alle wissen, was jetzt kommt: „Tag am Meer“. Ein Song, der jetzt so richtig guttut.

Schweißtre­ibend und mit viel Herumsprin­gen geht es weiter. Smudo experiment­iert mit Helium bei „Pipis und Popos“, das Publikum erweist sich bei „Sie ist weg“textsicher („Ja, ja wunderbar, tolle Rede, Mann“), doch einer der stärksten Momente des Abends ist der Song „Krieger“. Thomas D rappt hier über einen alten Traum: die Vision einer Gesellscha­ft in Freiheit und Frieden. Das geht unter die Haut. Genau wie auch die Botschaft von „Wir ernten, was wir säen“. Weil sie aktueller und gesellscha­ftsrelevan­ter denn je ist.

Am Ende der Show wird es inhaltlich wieder etwas entspannte­r. Klassiker der vier Schwaben wie „Die Da!?!“, „Troy“oder „Populär“lassen die etwa 20.000 Zuschauer noch einmal abgehen und in alten Zeiten schwelgen. Mit einer großen Verbeugung verabschie­den sich die Fantastisc­hen Vier von ihren Fans. Ergriffen. Authentisc­h. Demütig.

 ?? FOTO: SCHOLZ/DPA ?? Die Jubiläumst­our der Fantstisch­en Vier, hier Sänger Thomas D, hatte in Hamburg begonnen.
FOTO: SCHOLZ/DPA Die Jubiläumst­our der Fantstisch­en Vier, hier Sänger Thomas D, hatte in Hamburg begonnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany