Fantastische Vier rappen vor 20.000 Fans
Zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin macht die Jubiläumstour Station in Köln.
KÖLN Pünktlich um 20.30 Uhr im Kölner Rheinenergiestadion: Fanfaren ertönen. Dazu ein paar unverständliche Wortfetzen. Zugleich hebt sich ein schwarzerVorhang, der nun die gesamte Bühne verhüllt. Auf ihm zu erkennen sind in roter Farbe die Gesichter der vier, um die es an diesem Abend geht. Genauer: die Gesichter von Smudo, Dee Jot Hausmarke, Thomas D und And Ypsilon. Ein paar Sekunden später nur fällt der Vorhang wieder. Dahinter werden die Fantastischen Vier sichtbar. Leibhaftig. Mit Band. Der Beat von„Mit freundlichen Grüßen“schlägt direkt voll auf den Brustkorb. Von null auf 100: „ARD, ZDF, C&A / BRD, DDR und USA.“Die Menge geht mit und stimmt mit ein.
Die vier auf der Bühne spüren das sofort. Sie wirken aufgedreht und losgelöst zugleich. Sie springen und rennen von rechts nach links, bauen eine Nähe auf zum Publikum, das zum Teil schon Stunden zuvor im Stadion bei beinahe 37 Grad zur Musik der Vorbands in greller Sonne gefeiert hat. Songs wie„Was geht“und „Zu geil für diese Welt“bringen die Menge dazu, sich zu bewegen. EineVerschnaufpause gibt es in den ersten 25 Minuten nicht. Man fragt sich, wie die gebürtigen Stuttgarter, die mittlerweile schon seit mehr als 30 Jahren die deutsche Hip-HopSzene dominieren und seitdem eine Chartplatzierung nach der anderen belegen, das in dieser tropischen Sommernacht durchhalten wollen.
Prompt folgt für alle Zweifler ihre Antwort: „Ich hab‘n dicken Pulli an, Mann!“Erst jetzt richtet Michi Beck alias Dee Jot Hausmarke ein paar Worte Richtung Publikum. Er dankt allen, die gekommen sind.
Überhaupt wirken die „Fantas“die gesamten zwei Stunden über geradezu ergriffen, authentisch, sogar irgendwie demütig. Das spricht aus ihrer Gestik und Mimik, aus ihrer ungebrochenen Energie.
Das alles wird befeuert durch die Wucht der tief durchdringenden Bässe. „Der Picknicker“rockt das Stadion an den Rand der Ekstase. Wasser, Bier und Cola spritzen durch die Luft. Wie passend. Aber dann: Ruhe. Die Bühne verdunkelt sich. Die drei Wortakrobaten sitzen lässig auf Barhockern. Sie sind ganz bei sich. Im Hintergrund zu hören:
Wellenrauschen. Im Hintergrund auf der großen Leinwand tauchen Bilder von Sonne, Strand und Meer auf. Alle wissen, was jetzt kommt: „Tag am Meer“. Ein Song, der jetzt so richtig guttut.
Schweißtreibend und mit viel Herumspringen geht es weiter. Smudo experimentiert mit Helium bei „Pipis und Popos“, das Publikum erweist sich bei „Sie ist weg“textsicher („Ja, ja wunderbar, tolle Rede, Mann“), doch einer der stärksten Momente des Abends ist der Song „Krieger“. Thomas D rappt hier über einen alten Traum: die Vision einer Gesellschaft in Freiheit und Frieden. Das geht unter die Haut. Genau wie auch die Botschaft von „Wir ernten, was wir säen“. Weil sie aktueller und gesellschaftsrelevanter denn je ist.
Am Ende der Show wird es inhaltlich wieder etwas entspannter. Klassiker der vier Schwaben wie „Die Da!?!“, „Troy“oder „Populär“lassen die etwa 20.000 Zuschauer noch einmal abgehen und in alten Zeiten schwelgen. Mit einer großen Verbeugung verabschieden sich die Fantastischen Vier von ihren Fans. Ergriffen. Authentisch. Demütig.