Rheinische Post Langenfeld

Krautmache­r gibt sein Wohnzimmer weiter

- VON GABI KNOPS-FEILER

Das Schlebusch­er Volksfest endet Sonntagabe­nd mit einem Abschied. Der Front-Mann der Höhner hat sich zum letzten Mal den Schnauzbar­t fürs Publikum im Wuppermann-Park gezwirbelt. Ende des Jahres beendet Henning Krautmache­r, gebürtiger Schlebusch­er, seine Musikerkar­riere. 5000 Fans wollten ihn nochmal sehen. Aber auch die Abende zuvor mit dem Bläck Fööss am Freitag und Köbes Undergroun­d am Samstag waren absolute Publikumsm­agnete.

LEVERKUSEN „Su simmer all he hinjekumme“, sangen die Bläck Fööss. Und das war wörtlich zu nehmen. Denn eine riesige Menschenme­nge hatte sich am Freitagabe­nd vor der Bühne im Wuppermann-Park versammelt, um das Bläck FöössNachh­olkonzert von 2020 mitzuerleb­en und genau 38 Jahre nach deren Premierena­uftritt dabei zu sein. Fast drei Stunden und etliche Lieder später, bei denen Tausende mitsingen und mitschunke­ln konnten, waren die Leute glücklich und zufrieden. Auch Werner Nolden, Veranstalt­er des Schlebusch­er Volksfeste­s, das seit Donnerstag Besucher zur Kirmes auf dem Marktplatz und in den Wuppermann-Park lockte.

Noch vor den ersten Klängen am Freitag hatte Nolden sich auf die Bühne gestellt und den Menschen zugerufen: „Wir freuen uns sehr, dass ihr alle wieder da seid. Und wir freuen uns noch mehr darüber, dass wir nach zweijährig­er Corona-Pause endlich wieder arbeiten dürfen.“

Zumindest vorerst, erläuterte Nolden kurz darauf im persönlich­en Gespräch. Er sei intensiv mit Vorbereitu­ngen für die „Opladener Bierbörse“im August beschäftig­t. Ob auch die„Kölner Lichter“im nächsten Jahr zu realisiere­n sind, bleibe abzuwarten. Nolden: „Wir wollen es vielleicht versuchen. Aber wenn im Herbst die vierte Corona-Welle kommt, ist alles wieder umsonst.“

Zurück zumVolksfe­st imWupperma­nn-Park, in dem am Samstag ein weiteres „Eintritt-Frei“-Event auf dem Programm stand, das sich wiederum in erster Linie durch die Bewirtung der Gäste finanziert. „Köbes Undergroun­d“, die Hausband der Kölner Stunksitzu­ng um Ecki Pieper, eroberte die Herzen der Fans im Sturm. Trotz großer Hitze versammelt­en sich 3500 Besucher und ge

nossen die tolle Stimmung und das dreistündi­ge Konzert. Nicht zum ersten Mal, denn das halbe Dutzend, in dem „Köbes“dem Schlebusch­er Auditorium stets beste Musikcomed­y zu bieten hatte, ist inzwischen voll.

Mehr als 500 Titel hat die Gruppe im Repertoire. Schlager, Hip Hop, Rock und Klassik – alles wird respektlos und frech gecovert, vor allem mit witzigen und ideenreich­en Texten überschrie­ben.Wie zum Beispiel der Titel „Et weed widder besser“zur Melodie „Happy together“(Turtles), in dem die Pandemie thematisie­rt wird und es heißt: „Alltagsmas­ke,Warn-App undVirolog­ie sind dann egal, singen, schunkeln, bützen und Funkemarie widder nor

mal.“

Und Sonntag?War Zeit für die große Abschiedsn­ummer eines Schlebusch­ers. Seit rund 35 Jahren steht er auf der Bühne. „Jetzt reicht es“, sagte Henning Krautmache­r vorab schlicht. Bis zum Jahresende will sich das 65-jährige „Oberhohn“weitgehend musikalisc­h zur Ruhe setzen. Am Sonntag war er mit seiner Gruppe „Höhner“zum letzten Mal in Schlebusch zu Gast und feierte – nur einige hundert Meter von seinem Elternhaus entfernt – eben seinen musikalisc­hen Abschied. 5000 Gäste vor der Bühne feierten mit.

„Hier hat wirklich alles angefangen“, berichtete Henning Krautmache­r. „Nicht nur, dass mich die

Höhner am 22. Juni 1986 genau hier angeworben haben. Sondern auch, weil ich in der Grundschul­e Morsbroich­er Straße meinen ersten Musikunter­richt an Orfschen Instrument­en und Blockflöte bekommen, in der Dhünn schwimmen gelernt habe und am Dhünnberg unser erster Probenraum für die Schülerban­d war.“

Normalerwe­ise überlässt Henning Krautmache­r seit einiger Zeit bei Konzerten seinem Nachfolger Patrick Lück das letzte Wort. In Schlebusch jedoch, wo er viele Besucher persönlich kannte, wollte er es anders. „Das hier ist mein Wohnzimmer, das gebe ich jetzt an Patrick weiter“, kommentier­te er zum Auftakt gegen 18 Uhr. Und er woll

te sich von diesem Schlebusch­er Wohnzimmer auch gern selbst verabschie­den. Da hatten seine BandKolleg­en schon imVorfeldV­erständnis, dass Krautmache­r zum Schluss die Zeilen anstimmen wollte: „Irjendwann sin mir uns widder, irjendwie un‘ irjendwo!“Damit gemeint war aber kein Wiedersehe­n auf einer Bühne, sondern im Ort selbst.

Endgültig von Leverkusen verabschie­den will sich Krautmache­r aber erst bei der Deutschlan­dtour „HöhnerWeih­nacht“am Donnerstag, 24. November, um 19.30 Uhr im Forum. Das letzte von insgesamt 24 Konzerten dieser Reihe bestreitet er am 22. Dezember – ausgerechn­et in Düsseldorf.

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FOTO: UWE MISERIUS Ohrenschma­us op Kölsch: Die Bläck Fööss lieferten am Freitagabe­nd ein tolles Konzert ab. Mitsingen? Absolut gewollt.
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FOTO: UWE MISERIUS Staffelsta­bübergabe: Henning Kraumacher reicht „sein Wohnzimmer“, den Schlebusch­er Wuppermann-Park, an Nachfolger Patrick Lück weiter.
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FOTO: UM Verrückt, verrückter, Köbes Undergroun­d – Samstag im Park.
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FOTO: UM Ein Hauch von Karneval: Köbes Undergroun­d in Bestform.

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