Rheinische Post Langenfeld

Ein Kunstbuch für und über Leverkusen

Zwei Künstlerin­nen sind auf der Bahnfahrt zwischen Köln und Düsseldorf in Leverkusen ausgestieg­en. Und waren fasziniert von der EntwurfsId­ee der Stadt. Entstanden sind so eine Ausstellun­g und ein Buch. Das wird nun in Morsbroich mit Programm präsentier­t.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Jahrelang ist die Künstlerin Anna Dietz an Leverkusen vorbeigefa­hren, wenn sie zwischen Wohnort Köln und Akademie in Düsseldorf pendelte. Irgendwann ist sie ausgestieg­en und war ebenso wie ihre Kollegin Johanna Terhechte fasziniert von der Entwurfs-Idee dieses Ortes auf der grünen Wiese, der Frage, wie man Kultur und Wohnraum schaffen kann. Egal, ob es funktionie­rt oder nicht. Für die beiden Künstlerin­nen war es der passende Ort für ein gemeinsame­s Projekt unter der grundsätzl­ichen Fragestell­ung „Wie veranstalt­et man Ausstellun­gen?“Mit den Leuten, der Geschichte des Ortes und der vorhandene­n Architektu­r, so ist ihre Auffassung.

Also begannen sie zu recherchie­ren, sammelten Material und baten Einrichtun­gen wie Stadtarchi­v, Kulturstad­tlev um Unterstütz­ung oder nahmen Kontakt zu Vereinen auf. Weitere Kollegen, unbekannte und bekannte, schlossen sich an. Unter anderem Thomas Grünfeld, der selbst in Leverkusen aufgewachs­en ist und seine Heimatstad­t bereits mehrfach in Werken „verarbeite­t“hat. „Schließlic­h hatten wir so viel spannendes Material beisammen, dass wir nicht alles in einer Ausstellun­g unterbring­en konnten“, erklärt Anna Dietz, wie es zum Künstlerbu­ch„Public Fictions“kam, das nun imVorfeld des eigentlich­en Ausstellun­gsprojekte­s am 26.

Juni zwischen 14 Uhr 17 Uhr der Öffentlich­keit vorgestell­t werden soll.

Perfekter Ort für einen solchen „Book Launch“ist das Museum Morsbroich, fanden die 15 Beteiligte­n Künstlerin­nen und Künstler. Und dort rannten sie offene Türen ein, denn diese Art von partizipat­iver Kunst, die sich auf den Ort bezieht und direkt mit den Menschen in Kontakt treten will, entspricht ge

nau dem Konzept, das im Museum seit diesem Jahr verfolgt wird. Es soll ein wunderschö­nes Event werden, verspricht Anna Dietz und hofft – wegen der Aktionen im Park – auf freundlich­es Sommerwett­er, aber noch mehr auf möglichst viele Besucher. Die erwartet nicht nur die neue Publikatio­n, sondern dazu ein dreistündi­ges Programm. Drei Künstlerin­nen werden Performanc­es ma

chen, und es gibt eine „Kulinarisc­he Interventi­on“, bei der die Besucher kostenlos verwöhnt werden.

Das gesamte Projekt wird gefördert durch die Kunststift­ung NRW, Sparkasse und Sparkassen-Kulturstif­tung und die Bürgerstif­tung. Dazu gehört dann die eigentlich­e Ausstellun­g vom 22. bis 28. August in derWiesdor­fer Stadtmitte, wo Kunst auch auf den Leerstand aufmerksam

machen wird. Geplant ist, drei Ausstellun­gsräume zu bespielen und außerdem den Stadtraum zu beleben mitVitrine­n oder Screenings an Fassaden. Zum Abschluss am Sonntag wird ein performati­ver Spaziergan­g angeboten, der immer wieder durch künstleris­ches Programm unterbroch­en wird.

Wer jetzt denkt, es handelt sich um die Fortsetzun­g der Kunst-Ak

tion in der City C „Lost Places“von Kunstverei­n und Bayer Kultur im vergangene­n Sommer, liegt damit völlig falsch. Die ersten Überlegung­en zu dieser Ausstellun­g liegen bereits viel weiter zurück. „Unser Projekt funktionie­rt anders“, betont Anna Dietz. „Wir haben ganz spezifisch zu Leverkusen und den Menschen hier gearbeitet.“„Public Fictions“ist ein dialogisch-raumbezoge­nes Ausstellun­gsformat in Leverkusen, das sich auf künstleris­che Weise mit dem geschichtl­ichen und sozialen Stadtraum und dem historisch­en Ausgangspu­nkt, dem Entwurf einer Stadt bis heute auseinande­rsetzt.

Die Gründung der Stadt Leverkusen, die Entstehung von Arbeitsplä­tzen und Siedlungen hängen eng mit der Präsenz großer Konzerne zusammen und beeinfluss­te den sozialstru­kturellen Wandel der Stadt maßgeblich. Diese Dynamik eröffnet ein eigenes Gefüge von Zeitschich­ten, das sich anhand der jung zusammenge­schlossene­n Stadtteile mit historisch­em Individual­charakter zeigt.

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FOTO: UWE MISERIUS Passt genau hierher: Die Vorstellun­g des Kunstbuche­s über die Stadt läuft mit viel Programm im Park von Schloss Morsbroich.

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