An den Kliniken startet eine Zentralisierungswelle
Die Düsseldorfer Krankenhäuser bereiten sich auf einen großen Umbruch vor. Die Umstrukturierung wird für viele zum Kraftakt.
DÜSSELDORF Die Düsseldorfer Krankenhäuser stehen vor großenVeränderungen. Mit dem Krankenhausplan NRW will die Landesregierung die Kliniklandschaft umstrukturieren. An den Sana-Kliniken wurde bereits damit begonnen, standortübergreifende medizinische Zentren zu gründen. „Beispiel dafür sind das Adipositaszentrum, das Gefäßzentrum Rhein-Ruhr und die beiden Trauma Zentren (Regional/Lokal) mit dem Ziel einer verlässlichen und hochwertigen Patientenversorgung“, sagt MichaelWeckmann, Geschäftsführer beider Häuser in Benrath und Gerresheim. Zum 1. August sollen zudem ein übergreifendes viszeralmedizinisches und ein kardiologisches Zentrum die Arbeit aufnehmen. Weckmann: „Sie dienen der Kompetenzbündelung an beiden Standorten und damit klarerer organisatorischer und medizinischer Strukturen und gleichzeitig kürzerenWegen für Patientinnen und Patienten.“
Mit diesen Zentralisierungsmaßnahmen stellen sich die Sana-Kliniken bereits auf die Vorgaben im Krankenhausplan NRW ein. Mit ihm will die Landesregierung einen Paradigmenwechsel in der Krankenhausplanung einleiten: Man will weg von der Bettenzahl als einziger Planungsgröße und hin zu mehr Qualität – vor allem durch das Schaffen von Leistungsbereichen und -gruppen in Verbindung mit Qualitätsvorgaben. Auch wenn die Details für die Region und damit für die Landeshauptstadt in den kommen
den Monaten erst noch festgezurrt werden sollen, haben die zu erwartenden Vorgaben in einigen Häusern längst einen Umbruchprozess in Gang gesetzt.
BeimVerbund Katholischer Kliniken (VKKD) habe man„verbundweit schon wie von der Politik gewünscht entsprechende Zentren sowie Behandlungsschwerpunkte gebildet, wie die Strukturen und Behandlungsangebote unserer Häuser zeigen“, sagt ein Sprecher. Im Zuge der
Umstrukturierung wurden zum Jahreswechsel beispielsweise die viszeralchirurgischen Leistungen des St. Vinzenz-Krankenhauses am Standort Marien-Hospital in Pempelfort zentralisiert.
Kliniken und Patienten müssen sich in der Landeshauptstadt auf weitere Veränderungen einstellen. Am Düsseldorfer Universitätsklinikum (UKD) hält man es für vorstellbar, dass Patientinnen und Patienten für einzelne, hochspezialisierte
medizinische Leistungen künftig „eher zum UKD gelenkt werden“, wie ein Sprecher sagt. Die SchönKlinik im Linksrheinischen schließt nicht aus, dass es vor Ort „perspektivisch zu weiteren Zentrenbildungen kommt“. Dass ganze Häuser geschlossen werden, gilt als unwahrscheinlich.
Die Umstrukturierung ist für die Häuser mit großen Herausforderungen verbunden. „Zum einen müssen strenge personelle Anfor
derungen erfüllt beziehungsweise die entsprechende ärztliche Expertise vorgehalten werden. Zum anderen gilt es, sämtliche strukturelle Vorgaben (zum Beispiel Kooperationen mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten) bis ins Detail zu erfüllen“, heißt es etwa von der SchönKlinik. Durch die neuen Zentrenbildungen werden sich nach Angaben von Weckmann hausinterne Organisationsstrukturen, Entscheidungen, Arbeitsabläufe und auch Wege für Mitarbeiter wie Patienten ändern. Am UKD sieht man die Bewältigung der zusätzlichen Bürokratie, „die zum Nachweis der geforderten Strukturen erforderlich ist“, als größte Herausforderung.
Auch personell und finanziell wird die Umgestaltung zu einem Kraftakt. Am VKKD befürchtet man eine Verschärfung des Fachkräftemangels dort, wo schon Schwerpunkte bestehen, weil die Zahl der zu behandelnden Patienten dort eben eher steigen wird. Wie der Umbau der Krankenhauslandschaft finanziell gestemmt werden soll, ist eine weitere drängende Frage – ebenso, wie die Kliniken mit dem Verteilungskampf bei Leistungen und Patienten umgehen werden. Landesweit rechnet die Regierung mit Kosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr.
„Es wird sowohl Forderungen geben von jenen, die etwas abgeben beziehungsweise schließen und Kompensation benötigen, als auch von jenen, die zusätzliche Kapazitäten schaffen müssen – baulich und personell“, meint man am VKKD.
Ob die vermehrte Zentrenbildung zwangsläufig zu mehr Qualität in der Behandlung und Versorgung führen wird, sieht man am VKKD zudem kritisch. Das Hauptziel aller, die „Ergebnisqualität“zu verbessern“, sei „sehr komplex und schwer messbar“. Ein sehr guter Arzt mit einem guten Team könne auch bei einer geringen Zahl von Operationen gute Arbeit abliefern. Die Menge an Eingriffen allein müsse nicht heißen, dass auch auf hohem Niveau gearbeitet werde.