Einblicke in die Arbeit eines Strafverteidigers
DÜSSELDORF Der Abend im Ratinger Hof war mit „Bulle meets Anwalt“überschrieben und als Krimi-Lesung mit Ingo Bott und Horst Eckert angekündigt. Die beiden Autoren standen zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Eckert, der mit „Das Jahr der Gier“seinen inzwischen 18. Thriller vorlegt, gab dem Publikum Einblicke in seine Recherchearbeit. Inspiriert habe ihn der Wirecard-Skandal. „Ich musste gar nicht so viel machen. Investigativ-Journalisten der ,Financial Times‘ haben die Sache aufgedeckt.“Er habe nur noch „die fiktive Geschichte drumherumbauen müssen“, verriet er. Dafür griff Eckert, selbst ehemaliger TV-Journalist, auf sein Stammpersonal zurück: Hauptkommissar Vincent Veih und dessen Kollegin, Kriminalrätin Melia Khalid.
Auch in Ingo Botts Krimi „Pirlo – gegen alle Regeln“steht Teamwork im Mittelpunkt. Seine Protagonisten sind Anwälte und bekommen es nicht nur mit einem Mordfall zu tun. Titelheld Anton Pirlo hat auch ein dunkles Familiengeheimnis.
So weit hätte es eine klassische Krimilesung werden können, wäre nicht einer der beiden Autoren im Hauptberuf wie sein Protagonist Strafverteidiger, der gerade im Fokus der Medien steht. Denn Ingo Bott war mit daran beteiligt, dass zwei nach Paraguay entführte Kinder wieder wohlbehalten bei ihren Eltern in Deutschland angekommen sind. Statt Lesung ließ Bott das Publikum an diesen Ereignissen teilhaben. Er erzählte, dass Schreiben für ihn der Ausgleich zu seinem Beruf sei. „Ich bin sehr viel allein unterwegs und nutze die Zeit gerne, schnelle, rotzige Geschichten für mich selbst zu schreiben“, gab er zu.
Dem Publikum gefiel‘s. Wann hat man schon die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen einer Kanzlei zu werfen? Mit Kollege Eckert hat Bott gemeinsam, dass auch seine Geschichten immer einen wahren Kern haben, in Düsseldorf spielen und die eigentliche Hauptfigur in seinen Büchern eine Frau ist. Sophie Mahler, eine junge Anwältin, die sich nicht nur gegen ihren mitunter seltsam agierenden Chef Pirlo durchsetzen muss. Wie Eckerts Melia weiß auch Sophie genau, was sie will, und hat es mittlerweile sogar auf den Titel des zweiten Bandes der Reihe um die Anwälte geschafft. Im August erscheint der unter „PirloMahler“.
Ein erkenntnisreicher Abend, der zwar weniger Lesung als erwartet bot, dafür aber sehr unterhaltsam war.
„Ich nutze die Zeit, schnelle, rotzige Geschichten zu schreiben“Ingo Bott Rechtsanwalt und Buchautor