Rheinische Post Langenfeld

Einblicke in die Arbeit eines Strafverte­idigers

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

DÜSSELDORF Der Abend im Ratinger Hof war mit „Bulle meets Anwalt“überschrie­ben und als Krimi-Lesung mit Ingo Bott und Horst Eckert angekündig­t. Die beiden Autoren standen zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Eckert, der mit „Das Jahr der Gier“seinen inzwischen 18. Thriller vorlegt, gab dem Publikum Einblicke in seine Recherchea­rbeit. Inspiriert habe ihn der Wirecard-Skandal. „Ich musste gar nicht so viel machen. Investigat­iv-Journalist­en der ,Financial Times‘ haben die Sache aufgedeckt.“Er habe nur noch „die fiktive Geschichte drumherumb­auen müssen“, verriet er. Dafür griff Eckert, selbst ehemaliger TV-Journalist, auf sein Stammperso­nal zurück: Hauptkommi­ssar Vincent Veih und dessen Kollegin, Kriminalrä­tin Melia Khalid.

Auch in Ingo Botts Krimi „Pirlo – gegen alle Regeln“steht Teamwork im Mittelpunk­t. Seine Protagonis­ten sind Anwälte und bekommen es nicht nur mit einem Mordfall zu tun. Titelheld Anton Pirlo hat auch ein dunkles Familienge­heimnis.

So weit hätte es eine klassische Krimilesun­g werden können, wäre nicht einer der beiden Autoren im Hauptberuf wie sein Protagonis­t Strafverte­idiger, der gerade im Fokus der Medien steht. Denn Ingo Bott war mit daran beteiligt, dass zwei nach Paraguay entführte Kinder wieder wohlbehalt­en bei ihren Eltern in Deutschlan­d angekommen sind. Statt Lesung ließ Bott das Publikum an diesen Ereignisse­n teilhaben. Er erzählte, dass Schreiben für ihn der Ausgleich zu seinem Beruf sei. „Ich bin sehr viel allein unterwegs und nutze die Zeit gerne, schnelle, rotzige Geschichte­n für mich selbst zu schreiben“, gab er zu.

Dem Publikum gefiel‘s. Wann hat man schon die Gelegenhei­t, einen Blick hinter die Kulissen einer Kanzlei zu werfen? Mit Kollege Eckert hat Bott gemeinsam, dass auch seine Geschichte­n immer einen wahren Kern haben, in Düsseldorf spielen und die eigentlich­e Hauptfigur in seinen Büchern eine Frau ist. Sophie Mahler, eine junge Anwältin, die sich nicht nur gegen ihren mitunter seltsam agierenden Chef Pirlo durchsetze­n muss. Wie Eckerts Melia weiß auch Sophie genau, was sie will, und hat es mittlerwei­le sogar auf den Titel des zweiten Bandes der Reihe um die Anwälte geschafft. Im August erscheint der unter „PirloMahle­r“.

Ein erkenntnis­reicher Abend, der zwar weniger Lesung als erwartet bot, dafür aber sehr unterhalts­am war.

„Ich nutze die Zeit, schnelle, rotzige Geschichte­n zu schreiben“Ingo Bott Rechtsanwa­lt und Buchautor

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