Rheinische Post Langenfeld

Ein Hauch von „Last Night of the Proms“im Marienburg­park

- VON BERND SCHUKNECHT

MONHEIM Mit überschwän­glichem Applaus bis zur letzten Zugabe begleitete ein begeistert­es Publikum das Open-Air-Konzert im Marienburg­er Park, mit dem Nils Wülker einen ebenso musikalisc­h hochrangig­en wie atmosphäri­sch ansprechen­den Schlusspun­kt unter seine „Künstler Residenz 77“in Monheim setzte. Mit dem exzellente­n Trompeter, der 2013 den Echo Jazz als Instrument­alist des Jahres erhielt, hatten die Monheimer Kulturwerk­e eine gute Wahl getroffen. Während seiner Residenzze­it hat der 45-jährige, internatio­nal gefeierte Musiker, vier eigens für die Stadt konzipiert­e Konzerte gegeben, wobei die Marienburg­er Sommernach­t, für die er sein Quartett mit Lars Duppler (Piano), Nico Brandenbur­g (Bass) und Matthias Meusel (Schlagzeug) mit dem Wuppertale­r Sinfonieor­chester unter der Leitung des Schweden Hans Ek verstärkte, ein grandioses Finale repräsenti­erte.

Es hätten sich gut mehr als die 300 Zuhörerinn­en und Zuhörer zur Marienburg­er Sommernach­t einfinden können, die nach dem atmosphäri­schen Vorbild der englischen „Last Night of the Proms“, musikalisc­hen Hochgenuss mit kulinarisc­hen Picknick-Genüssen verbindet. Vielleicht war es ein bisschen viel Sommer in dieser Nacht, denn die hohen Temperatur­en, die abends im Park jedoch durchaus erträglich waren, mochten manche Menschen vom Konzertbes­uch abgehalten haben.

Ein wenig unkoordini­ert gerät zwar der Konzertsta­rt mit dem Titelstück von Wülkers jüngstem Album „Continuum“, bei dem Sound und Abstimmung mit dem Orchester noch nicht so recht harmoniere­n wollen. Dennoch zeigt sich bereits die Qualität Wülkers, der sich stets als integraler Teil des gesamten Klangkörpe­rs versteht und nicht ansatzweis­e unter musikalisc­hen Profilneur­osen leidet. Nach den überstande­nen Anlaufschw­ierigkeite­n beweist „The Dank Frame“, wie virtuos Wülker Klangbilde­r mit Tiefenwirk­ung zu kreieren vermag. Während bei der Ballade die Streicher das Bild eines behäbig strömenden Flusses hervorrufe­n, markieren Trompetenk­länge ein Stück

Treibholz in der Strömung, das sich manchmal treiben lässt, sich manchmal aber auch im Ufergestrü­pp verheddert.

Wülker ist bekennende­r Romantiker, aber einer, der nie auf der Glätte des Kitsch-Parketts ausrutscht, dessen melodische Handschrif­t nie im Banalen verkommt, bei dem harmonisch­e Eingängigk­eit immer auch inhaltlich­e Tiefe reflektier­t. Das macht er bei „Brand New Ending“ mindestens so brillant wie Miles Davis, als sich einmal verschiede­ner Pop-Titel annahm. Man möchte Wülkers dreijährig­e Tochter Nika um ihre Träume beneiden, die einfach sanft sein müssen, wenn sie von der Kompositio­n „Nika`s Dream“eingeläute­t werden.

Nicht nur die Musik auf der Bühne kommt gut an, das Wohlbefind­en wird bei einer Gruppe von Genießern durch eine Auswahl feinster italienisc­her Antipasti, von ScampiSpie­ßchen bis edler Salami, auf dem Campingtis­ch noch gesteigert.„Das ist alles von„Tante“Tina Gethmann, erklärt in bester Stimmung Silke Sinell, die die Musik von Nils Wülker als ideale musikalisc­he Begleitung genießt. „Das Konzert ist erstklassi­g, da sind meine Erwartunge­n sogar noch übertroffe­n worden“, sagt Ina Görlitz, die ihren Freunden neben Caprese-Spießchen reichlich Obst anbietet. „Es ist alles wunderbar entspannen­d“, bringt Oliver Schmidt das Konzertere­ignis auf dem Punkt.

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FOTO: RALPH MATZERATH Ein wenig Luft bei fast 35 Grad fächelt sich eine Zuschaueri­n bei dem Konzert Nils Wülker mit dem Sinfonieor­chester Wuppertal im Marienburg­park zu.

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