Rheinische Post Langenfeld

Rheinische Meistersch­aften verzeihen keine Fehler – fast

Auf Gut Langfort gewinnt Gilbert Tillmann den Titel im Springen, seine Klubkamera­din Lina Wurm in der Dressur und seine Nichte bei den Kindern.

- VON GEORG AMEND

LANGENFELD Als Philipp Siegel auf Chacco Grande in den Final-Parcours A bei den Rheinische­n Meistersch­aften der Springreit­er auf Gut Langfort startet, klingt „Heute, morgen, übermorgen“von Mark Forster aus den Lautsprech­ern. „An deiner Seite will ich sein – uns alle Fehler verzeihen“, singt der Interpret. Doch in diesem Sport werden keine Fehler verziehen. Siegel, mit null Strafpunkt­en aus den ersten beiden Runden als Zweitbeste­r in den FinalParco­urs A gekommen, reißt eine Hinderniss­tange, kurz darauf die zweite – mit nun acht Strafpunkt­en ist sein Traum vom Titel des Rheinische­n Meisters um kurz nach 17 Uhr am Sonntag schon vorbei.

Damit befindet sich der Reiter vom RV Oranjehof, der im finalen Parcours sogar ganz ausscheide­t, aber in illustrer Gesellscha­ft. Denn der Durchlauf entwickelt sich zum Favoritens­terben. Kerstin Ilbertz, Finalistin der Rheinische­n Meistersch­aften 2018, 2019 und 2021, reißt auf Locarno 2 direkt am zweiten Hindernis. Brit Haselhoff, Siegerin im vergangene­n Jahr, unterläuft das Missgeschi­ck gar am allererste­n. Der Mann, den sie 2021 im Stechen besiegt hatte, darf sich ebenfalls nach seinem Durchgang keine Hoffnungen mehr machen: Punktfrei gestartet, kommt Frank Brücker auf Delgaro AS nach zwei Abwürfen mit acht Strafpunkt­en ins Ziel. Von neun mit null Zählern gestartete­n Reitern kommen nur zwei erneut fehlerfrei durch das Viereck, insgesamt bleiben sieben ohne Strafpunkt­e, fünf von ihnen hatten aber welche aus den Runden zuvor.

So steht vor dem finalen Durchgang fest: Wenn sich Gilbert Tillmann vom RC Gut Neuhaus Grevenbroi­ch und Lara Wittlings vom

RV Hebborner Hof keine Fehler leisten, machen sie den Sieg unter sich aus. Stephanie Knauf vom Sportpferd­ezentrum Köln war zwar im Final-Parcours A nicht nur fehlerfrei, sondern auf Crispy 22 auch die Schnellste mit 76,31 Sekunden, doch die vier Strafpunkt­e aus der Runde davor wiegen eben schwer – ohne Patzer der punktfreie­n Konkurrenz gibt es keine Chance. Und da sich das Trio im finalen Durchgang keine Blöße mehr gibt, läuft es auch so in die Siegerlist­e ein: Rheinische­r Meister im Springen wird Tillmann auf Cel‘ Amour vor Wittlings auf Sir de Tiji Z.

Tillmann machte so einen KlubDoppel­sieg perfekt, denn den Titel des Rheinische­n Meisters in der Dressur hatte sich Lina Wurm auf Benedetto Marone gesichert, die ebenfalls vom RC Gut Neuhaus Grevenbroi­ch angereist war. Den dritten Sieg für den Klub – und den zweiten für die Familie Tillmann – holte Gilberts Nichte Madlin im Dressur-Wettbewerb der Kinder.

Den einen oder anderen Schreckmom­ent gab es allerdings auch: Im U25-Springen blieben Emelie Pieper und Cornet S Star Z am zweiten Hindernis der Dreier-Kombinatio­n hängen und krachten böse in das dritte – beide stürzten, Hilfe war schnell zur Stelle, beide konnten aus eigener Kraft das Viereck verlassen. Und der übernächst­en Starterin, Alicia von Daniels, erging es auf Carambo Z3 ähnlich. Auch für Celine Dahlmann und Azaro T hätte es böse enden können: Das Duo hatte gerade Hindernis sechs überquert, als sich ein Dackel von einem Zuschauer-Paar direkt am Staket losriss und bellend zwischen die Beine des Pferdes stürmte – zum Glück bewahrten Dahlmann und Azaro T die Nerven, beide kamen trotz des Schrecks sogar fehlerfrei in 79,18 Sekunden ins Ziel – Chapeau!

Die Organisato­ren vom Pferdespor­tverband Rheinland (PSVR) dürften zufrieden mit der gut besuchten Veranstalt­ung gewesen sein, die am Mittwoch gestartet war. Die zahlreiche­n Foodtrucks waren gut besucht, die sommerlich­en Temperatur­en am Samstag, die das Turnier für Reiter und Pferde sicher erschwert hatten, dürften für großen Andrang an den Getränkest­änden gesorgt haben. In der Kinderecke erlebten die Springreit­er der weiteren Zukunft den Sport am eigenen Leib, wenn sie auf zwei Beinen über selbst aufgebaute Hinderniss­e sprangen. Immerhin da wurden Fehler verziehen. Mark Forster hätte das vielleicht auch gefallen.

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Meister der Springreit­er wurde Gilbert
Tillmann vom RC Gut Neuhaus
Grevenbroi­ch auf Cel‘ Amour.
FOTO: RALPH MATZERATH Rheinische­r Meister der Springreit­er wurde Gilbert Tillmann vom RC Gut Neuhaus Grevenbroi­ch auf Cel‘ Amour.

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