Lauterbachs Schlafmützen-Politik
Ganz unaufgeregt werde die Debatte um das neue Infektionsschutzgesetz verlaufen, glaubt Kanzler Olaf Scholz. Doch die Realität sieht schon jetzt anders aus. Das Coronavirus wartet nicht, bis Deutschland im Herbst das so lasche Gesetz wieder winterfest macht. Es fegt schon jetzt mit einer Sommerwelle durch das Land; die Inzidenzen unterzeichnen die Lage deutlich. Auch wenn bei vielen die Verläufe mild sind, so bleibt das Virus tückisch: Wer Menschen kennt, die sich seit Wochen mit Long Covid herumquälen, wird Ratschläge, man möge sich doch jetzt infizieren, als absurd leichtsinnig erkennen. Mal abgesehen davon, dass in vielen Unternehmen, Krankenhäusern und Pflegeheimen die Personalausfälle dramatisch sind. Viel zu spät geht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Kampf gegen die Sommer- und die Herbstwelle an: Tausende Testzentren im Land wissen noch immer nicht, ob es ihr Geschäftsmodell in zehn Tagen noch gibt. Warum so schlafmützig? Der SPD-Politiker soll doch froh sein über jeden Bürger, der sich freiwillig testet und womöglich isoliert.
Eile tut auch beim Infektionsschutzgesetz not. Wieder lässt sich Lauterbach, der es besser weiß, von der FDP bremsen. Die Liberalen haben sich verrannt. Man kann über vieles debattieren. Doch dass eine Maske schützt, bestreitet von„Querdenkern“abgesehen keiner. Die Maskenpflicht in Innenräumen, in Handel und Gastronomie hätte nie fallen dürfen. Wie lange will die Ampel noch warten, bis sie diese den Ländern wieder möglich macht? Die Hotspot-Regel hat sich als fauler Ampel-Kompromiss erwiesen. Darum ist es gut, dass Karl-Josef Laumann nun Druck auf Lauterbach macht. Das kann der CDU-Politiker umso leichter, als er auf die NRW-FDP nach ihrer Wahlschlappe keine Rücksicht mehr nehmen muss. Lauterbach sollte auf seinen krisenerprobten NRW-Kollegen hören.