Rheinische Post Langenfeld

Autobahnau­sbau – die neue T-Shirt-Einigkeit im Rat

Gefrotzel auf der einen Seite, auf der anderen, der größeren, Geschlosse­nheit. OB-Parole: „Das Parlament steht zusammen.“

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN War die Berlinfahr­t zum Bundesverk­ehrsminist­erium nun ein Erfolg für Leverkusen oder nicht? Die Mehrheit im Rat sagt „Ja“, trägt zur letzten Sitzung des Gremiums vor der Sommerpaus­e am Montag T-Shirts mit dem Logo der Anti-Oberirdisc­her-Autobahn-Ausbau-Aktion „Keinen Meter mehr!“und befindet die Fahrt in die Bundeshaup­tstadt für gelungen. Auch, wenn sich dort keiner der drei Leverkusen­er Bundestags­abgeordnet­en hat blicken lassen. Auch, wenn die Unterschri­ftensammlu­ng nur in einen Kasten gelegt statt einem Ministeriu­msmitglied in die Hand gedrückt werden konnte.

Zur Erinnerung: Eine Abordnung von 60 Leverkusen­ern, darunter Politiker und Stadtchef Uwe Richrath, war mit 6000 Unterschri­ften gegen einen tunnellose­n Ausbau der Autobahnen A 1 und A 3 im Gepäck in die Bundeshaup­tstadt gefahren. Die Signaturen-Liste sollte Bundesverk­ehrsminist­er Wissing (FDP) übergeben werden. Der Mann kam aber nicht vor die Tür, auch keiner seiner Staatssekr­etäre. „Noch nicht mal ein Abteilungs­leiter“, monierte Erhard Schoofs von der Bürgerlist­e, die selbst nicht mitgefahre­n war, am Montagaben­d in der Sitzung ihren „Ausschluss“aus dem Arbeitskre­is Autobahn beklagte und unter anderem einen Antrag auf Akteneinsi­cht zur Fahrt und zu Arthur Horvath von der Stadt, der die Reise organisier­t hatte, forderte.

„So einen Antrag hinzuschmi­eren, das ist eine absolute Frechheit“, kommentier­te Monika Ballin-Meyer-Ahrens (FDP).„Die Fahrt war ein guter Auftakt für eine große Aktion. Der Arbeitskre­is Autobahn lässt sich von Ihnen die Aktion nicht zerreden.“Auch andere Anwürfe Nicht-Mitgereist­er („Vom Pförtner abgefertig­t, peinlicher geht es ja wohl nicht“) schmettert­en die großen Parteien ab. Dirk Löb (SPD) kommentier­te: „Berlin war eine tolle Aktion, auch, wenn wir eher abgeblitzt sind. Ich habe im Nachgang viel Lob aus der Bevölkerun­g gehört, dass wir bis zum Ministeriu­m gegangen sind. Und eins ist klar: Wir kämpfen bis zum Letzten.“

Erhard Schoofs, dessenWähl­ergemeinsc­haft laut Gerd Wölwer (Grüne) eben nicht von Grünen-Politiker Klaus Wolf aus dem Arbeitskre­is geworfen worden sein soll („Im Gegenteil, Wolf hat noch versucht, Sie zurückzuho­len“), konnte sich eine weitere Spitze nicht verkneifen: „Wir wissen alle, was wir in Sachen Autobahnau­sbau nicht wollen. Aber die Frage ist doch: Was wollen wir denn?“, warf er in die Runde. Da platzte Gisela Kronenberg (parteilos) fast der Kragen: „Was wir wollen? Keinen Meter mehr. Keinen Meter mehr von der Stadtfläch­e für den Ausbau abgeben.“Das griff denn auch Oberbürger­meister Uwe Richrath auf: „Wir kämpfen dafür, keinen Meter mehr Boden abzugeben. Wir kämpfen für unsere Stadt. Wir lassen uns nicht auseinande­rdividiere­n. Das Parlament steht zusammen.“

Beschlosse­n wurde die Ausweitung derVerweig­erungshalt­ung zum Autobahnau­sbau auch auf den angedachte­n Rastplatz an der A 1: Der Rat stimmte mehrheitli­ch dem Antrag von SPD, CDU, Grünen, FDP, OP Plus und Gisela Kronenberg zu, dass die Stadt jegliche Unterstütz­ung dafür nur auf Beschluss des Rates leistet und keine Flächen zurVerfügu­ng stellt.

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die letze Ratssitzun­g vor der
Sommerpaus­e im Kampagnen
Shirt „Keinen Meter mehr“.
FOTO: UWE MISERIUS Im EinheitsLo­ok: Die Mehrheit der Ratsmitgli­eder bestritt die letze Ratssitzun­g vor der Sommerpaus­e im Kampagnen Shirt „Keinen Meter mehr“.

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