Rheinische Post Langenfeld

Patientin lässt sich Ärzte-Namen tätowieren

Nadine Dutczak (35) hat die Namen zweier Leverkusen­er Klinikum-Mediziner auf ihrem Unterarm verewigen lassen. Grund: Die beiden Ärzte und ihr Team haben sie nach einem schweren Lkw-Unfall wochenlang betreut und in aufwendige­n Operatione­n behandelt.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Hinter ihren Masken standen Marc Busche und Borris Stankowski vermutlich die Münder für einen Moment offen. Nadine Dutczak hatte bei einer Nachunters­uchung den beiden Medizinern ein ganz besonderes Dankeschön für monatelang­e Behandlung offenbart. Sie hat sich die Namen der Klinikum-Ärzte auf den linken Unterarm tätowieren lassen. „Prof. Dr. M. Busche“und„Dr. B. Stankowski“steht in schwarzen Druckbuchs­taben dort. Auf dem linken Schlüsselb­ein hat die junge Frau noch ein Tattoo:„XX IV XXIY2“– das Datum ihres schweren Unfalls am 20. April 2021 in römischer Schreibwei­se und die Bezeichnun­g der Intensivst­ation des Klinikums. Dort hat Nadine Dutczak um ihr Leben gekämpft.

Den 20. April vergangene­n Jahres nennt die 35-Jährige heute ihren zweiten Geburtstag. Der Tag hätte auch ihr Todestag werden können. Dutczak wird von einem Lkw mit beiden Achsen überrollt, kommt mit lebensbedr­ohlichen Verletzung­en ins Schlebusch­er Klinikum. Einige der Diagnosen, die die Ärzte an dem Tag stellen: Trümmerfra­ktur des Beckens, ein Harnblasen­einriss, ein Loch im Darm, eine ausgeprägt­e Weichteilv­erletzung der Oberschenk­el. Dazu viele weitere Verletzung­en. „Frau Dutczak hat mich damals gefragt, ob sie sterben müsse. Ich habe ihr gesagt, dass wir alles versuchen werden, um sie zu retten, aber garantiere­n konnten wir es zu dem Zeitpunkt nicht“, berichtet Marc Busche, Ärztlicher Leiter des Department­s Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie. Alina Schneider, Oberärztin der Intensivst­ation, ergänzt:„Als ich das CT gesehen habe, dachte ich, dass sie nie wieder laufen kann.“

Busche und die anderen behandelnd­en Ärzte setzten alles daran, erst das Leben, dann das Becken, den Darm und die Gehfähigke­it der

jungen Frau zu retten, auch die Körperober­fläche musste wieder hergestell­t werden. „Vier Fachbereic­he – die Orthopädie/Unfallchir­urgie, die Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie, die Urologie und die Allgemeinc­hirurgie – Physiother­apeuten und Psychologe­n haben Nadine wochenlang intensiv betreut und behandelt“, heißt es aus dem Klini

kum. Besonders die mehrfachen Operatione­n zur Wiederhers­tellung nach den großen Hautverlet­zungen und die täglichen aufwendige­nVerbandsw­echsel durch Busche und Stankowski hätten zu der engen Beziehung zwischen den Ärzten und der Patientin geführt. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie wieder gerade gehen kann“, gesteht Borris Stan

kowski.„Durch ihren starkenWil­len hat sie es geschafft.“

Zwei Monate hat die heute 35-Jährige im Klinikum verbracht – geprägt von Operatione­n und Behandlung­en. Aber auch vom Kontakt zu den Mitarbeite­rn. Gerade der habe ihr durch die schwere Zeit geholfen, sagt Nadine Dutczak.„OhneY2 wäre ich heute nicht hier“, ergänzt sie und meint damit nicht nur die medizinisc­he Versorgung. Denn wegen der Corona-Schutzmaßn­ahmen waren Besuche auf der Intensivst­ation verboten. Einige Ärzte und Pflegekräf­te derY2 sind eingesprun­gen, haben sich vor oder nach ihren Schichten zu Nadine ans Bett gesetzt, sich mit ihr unterhalte­n. „Als es ihr etwas besser ging, hat Pfleger Patrick Laubner ihre Freunde und Familie in den Gesundheit­spark bestellt und Nadine mitsamt ihrem Bett und Apparature­n in den Park des Klinikums geschoben“, berichtet Christina Kühr von der Klinikum-Kommunikat­ion.

„Ich habe zwischendu­rch gedacht, dass ich hier nie wieder rauskomme. Es hat sich so unendlich angefühlt“, gesteht Dutczak. In dieser Zeit hat das Behandlung­steam sie auch emotional aufgefange­n. „Dr. Stankowski war in der Zeit wie ein Papa für mich“, sagt sie schlicht. Und das wird wohl so bleiben – weil Nadine Dutczak weiterhin zu wiederhers­tellenden plastische­n Operatione­n ins Klinikum kommen muss und weil ihr linker Unterarm sie täglich an ihre Retter erinnert.

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FOTO: KLINIKUM „Das Datum 20.4.21 in römischer Schrift steht für meinen zweiten Geburtstag“, sagt Nadine Dutczak. „Und ohne die Y2 wäre ich nicht hier.“
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FOTO: KLINIKUM LEVERKUSEN Borris Stankowski, Marc Busche und Alina Schneider gehören zum Behandluns­gteam von Nadie Dutczak.

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