Verdreckte Bahnhofsrückseite: Stadt ist ratlos
Die FDP hat die Debatte um den schlechten Zustand des Bertha-von-Suttner-Platzes belebt. Die Aussichten sind ernüchternd.
DÜSSELDORF Der Zustand des Bertha-von-Suttner-Platzes hinter dem Hauptbahnhof ist miserabel – aber daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Das ist das ernüchternde Ergebnis einesVorstoßes der FDP. Die in der Opposition befindlichen Liberalen forderten im Stadtrat vergeblich einen neuen Anlauf für eine Umgestaltung. Dass die überfällig wäre, ist in der Politik unstrittig. Die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen lehnte den Antrag dennoch ab und begründete das damit, dass sie erst abwarten wolle, welche neuen Nutzer bald in die frei werdenden Immobilien einziehen. Planungsdezernentin Cornelia Zuschke machte ohnehin wenig Hoffnung, dass sich viel bewegen lässt.
Der Auszug der Zentralbibliothek und der anstehende Auszug der Volkshochschule bedeuten einen Umbruch. Aus Sicht der FDP der richtige Anlass für eine Neugestaltung. „Der Platz wirkt abgewrackt“, beklagte Fraktionschef Manfred Neuenhaus. Die SPD schloss sich an. „Der Platz muss jetzt in Angriff genommen werden“, forderte Ratsfrau Katja Goldberg-Hammon.
Daraus wird aber vorerst nichts. CDU und Grüne wollen die Umzüge abwarten und zunächst Arbeitsgruppen wie die Innenstadtkonferenz beraten lassen, so DietmarWolf (Grüne). Aus Sicht der Opposition waren diese Argumente vorgeschoben. Einigkeit herrschte derweil im Anliegen. CDU-Politiker Alexander Fils hofft zumindest darauf, dass die Neugestaltung nicht so lange dauert wie beim Vorplatz.
Wenig Hoffnung auf schnelle Besserung machte Planungsdezernentin Zuschke. Sie erinnerte daran, dass erst vor einigen Jahren eine Aufhübschung versucht wurde, in deren Zuge man unter anderem die viel kritisierten Vordächer reinigte und die Uhr reparierte. Die Dezernentin verweist auf die vielen Eigentümer der Immobilien, ohne deren Mithilfe wenig zu erreichen sei. „Das ist versucht worden“, sagte Zuschke – offenbar ohne durchschlagenden Erfolg.
Der Platz ist auch als Sitz diverser publikumsstarker Institutionen von Bedeutung.Wie die Nutzer den Platz wahrnehmen, zeigt zum Beispiel der
Blick auf die Bewertungen auf der Internet-Plattform „TripAdvisor“. „Schrecklich“und „nichts wie weg“lauten noch die harmloseren.
Auch in Gesprächen mit Besuchern vor Ort gibt es viel Kritik. Zentimeterdick klebt der Unrat von Tauben an vielen Ecken oder den Glasdächern. Überall riecht es nach Urin. „Schön ist anders“, sagt eine städtische Mitarbeiterin in ihrer Mittagspause. „Allgemein hat man hier irgendwie kein gutes Sicherheitsgefühl“, sagt sie und blickt auf
die dunklen Ecken zu beiden Seiten des Bahnhofseingangs.
„Es sollte hier alles viel grüner sein“, sagt John Astbury. Trotzdem bevorzugt der nach Düsseldorf gezogene Engländer den Platz noch gegenüber dem Vorplatz, wenn er die Wartezeit überbrücken möchte. Hier gäbe es wenigstens Sitzmöglichkeiten. „Ich fände es schön, wenn man das hier mehr wie einen Park gestalten würde.“
Michael Takos, Mitarbeiter des Cafe Omonia, ist wenig optimis
tisch. „Der Ort wird ein sozialer Brennpunkt bleiben.“Nicht selten würde es hier Streits zwischen Betrunkenen oder Obdachlosen geben. Neben mehr Kontrollgängen des Ordnungsamtes brauche es eine Toilette. Wie um seine Worte zu unterstreichen, müssen Nutzer des Parkhauses um einen Kothaufen vor dem Eingang manövrieren, den jemand an diesem Morgen dort hinterlassen hat.
„Eine Toilette ist etwas, was sich auch die Obdachlosen sehr wün
schen“, sagt Luis Limper. Zwischen 20 und 30 Menschen würden sich täglich in den Ecken rund um den Platz niederlassen, schätzt der stellvertretende Leiter der Bahnhofsmission. Taxifahrer Mahmut Cengiz hat dabei auch Verständnis für die Menschen, die sich oft nicht besser zu helfen wissen. Häufig wartet er am Hinterausgang des Bahnhofs auf Fahrgäste. Seiner Meinung nach brauche der Platz keine baulichen Veränderungen, sondern vor allem eine Reinigung.