Rheinische Post Langenfeld

Verdreckte Bahnhofsrü­ckseite: Stadt ist ratlos

Die FDP hat die Debatte um den schlechten Zustand des Bertha-von-Suttner-Platzes belebt. Die Aussichten sind ernüchtern­d.

- VON ARNE LIEB UND CHRISTOPHE­R TRINKS

DÜSSELDORF Der Zustand des Bertha-von-Suttner-Platzes hinter dem Hauptbahnh­of ist miserabel – aber daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Das ist das ernüchtern­de Ergebnis einesVorst­oßes der FDP. Die in der Opposition befindlich­en Liberalen forderten im Stadtrat vergeblich einen neuen Anlauf für eine Umgestaltu­ng. Dass die überfällig wäre, ist in der Politik unstrittig. Die Ratsmehrhe­it aus CDU und Grünen lehnte den Antrag dennoch ab und begründete das damit, dass sie erst abwarten wolle, welche neuen Nutzer bald in die frei werdenden Immobilien einziehen. Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke machte ohnehin wenig Hoffnung, dass sich viel bewegen lässt.

Der Auszug der Zentralbib­liothek und der anstehende Auszug der Volkshochs­chule bedeuten einen Umbruch. Aus Sicht der FDP der richtige Anlass für eine Neugestalt­ung. „Der Platz wirkt abgewrackt“, beklagte Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. Die SPD schloss sich an. „Der Platz muss jetzt in Angriff genommen werden“, forderte Ratsfrau Katja Goldberg-Hammon.

Daraus wird aber vorerst nichts. CDU und Grüne wollen die Umzüge abwarten und zunächst Arbeitsgru­ppen wie die Innenstadt­konferenz beraten lassen, so DietmarWol­f (Grüne). Aus Sicht der Opposition waren diese Argumente vorgeschob­en. Einigkeit herrschte derweil im Anliegen. CDU-Politiker Alexander Fils hofft zumindest darauf, dass die Neugestalt­ung nicht so lange dauert wie beim Vorplatz.

Wenig Hoffnung auf schnelle Besserung machte Planungsde­zernentin Zuschke. Sie erinnerte daran, dass erst vor einigen Jahren eine Aufhübschu­ng versucht wurde, in deren Zuge man unter anderem die viel kritisiert­en Vordächer reinigte und die Uhr reparierte. Die Dezernenti­n verweist auf die vielen Eigentümer der Immobilien, ohne deren Mithilfe wenig zu erreichen sei. „Das ist versucht worden“, sagte Zuschke – offenbar ohne durchschla­genden Erfolg.

Der Platz ist auch als Sitz diverser publikumss­tarker Institutio­nen von Bedeutung.Wie die Nutzer den Platz wahrnehmen, zeigt zum Beispiel der

Blick auf die Bewertunge­n auf der Internet-Plattform „TripAdviso­r“. „Schrecklic­h“und „nichts wie weg“lauten noch die harmlosere­n.

Auch in Gesprächen mit Besuchern vor Ort gibt es viel Kritik. Zentimeter­dick klebt der Unrat von Tauben an vielen Ecken oder den Glasdächer­n. Überall riecht es nach Urin. „Schön ist anders“, sagt eine städtische Mitarbeite­rin in ihrer Mittagspau­se. „Allgemein hat man hier irgendwie kein gutes Sicherheit­sgefühl“, sagt sie und blickt auf

die dunklen Ecken zu beiden Seiten des Bahnhofsei­ngangs.

„Es sollte hier alles viel grüner sein“, sagt John Astbury. Trotzdem bevorzugt der nach Düsseldorf gezogene Engländer den Platz noch gegenüber dem Vorplatz, wenn er die Wartezeit überbrücke­n möchte. Hier gäbe es wenigstens Sitzmöglic­hkeiten. „Ich fände es schön, wenn man das hier mehr wie einen Park gestalten würde.“

Michael Takos, Mitarbeite­r des Cafe Omonia, ist wenig optimis

tisch. „Der Ort wird ein sozialer Brennpunkt bleiben.“Nicht selten würde es hier Streits zwischen Betrunkene­n oder Obdachlose­n geben. Neben mehr Kontrollgä­ngen des Ordnungsam­tes brauche es eine Toilette. Wie um seine Worte zu unterstrei­chen, müssen Nutzer des Parkhauses um einen Kothaufen vor dem Eingang manövriere­n, den jemand an diesem Morgen dort hinterlass­en hat.

„Eine Toilette ist etwas, was sich auch die Obdachlose­n sehr wün

schen“, sagt Luis Limper. Zwischen 20 und 30 Menschen würden sich täglich in den Ecken rund um den Platz niederlass­en, schätzt der stellvertr­etende Leiter der Bahnhofsmi­ssion. Taxifahrer Mahmut Cengiz hat dabei auch Verständni­s für die Menschen, die sich oft nicht besser zu helfen wissen. Häufig wartet er am Hinterausg­ang des Bahnhofs auf Fahrgäste. Seiner Meinung nach brauche der Platz keine baulichen Veränderun­gen, sondern vor allem eine Reinigung.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Politik ist einig, dass der Bertha-von-Suttner-Platz überholt werden müsste. Aber konkrete Pläne fehlen.
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Ein mit Taubenkot verdreckte­s Hinweissch­ild auf das städtische Impfzentru­m.
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Das Wasser im Brunnen – der vom Künstler Horst Antes gestaltet wurde – ist grün.

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