Rheinische Post Langenfeld

Schulen in NRW sollen besser werden

Der Koalitions­vertrag von Schwarz-Grün verspricht mehr Geld für Studienplä­tze, mehr Mittel für Lehrer und Hilfsperso­nal. Verbände reagieren mit Lob und Kritik. Sorge schürt unter anderem der Blick auf den Corona-Herbst.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Der Lehrerverb­and NRW sieht den Koalitions­vertrag von CDU und Grünen grundsätzl­ich positiv. Beide Seiten hätten beim Thema Schule „einen erfrischen­d unideologi­schen Kompromiss geschafft“, sagte der Präsident Andreas Bartsch im Gespräch mit unserer Redaktion. Er begrüße das Bekenntnis zum Schulfried­en und zur Vielfalt in der Schullands­chaft: „Damit wird dem Elternwill­en ausdrückli­ch Rechnung getragen.“

Der Koalitions­vertrag enthält in der Tat eine Reihe von Absichtser­klärungen und Zusagen, die den Forderunge­n verschiede­nerVerbänd­e und Gewerkscha­ften nachkommen. „Wir werden den Schuletat kontinuier­lich aufstocken“, verspricht das schwarz-grüne Bündnis beispielsw­eise. Es sollen Plätze in Lehramts-Studiengän­gen aufgebaut werden, was auf lange Sicht gegen den Lehrermang­el wirkt. Kurz- bis mittelfris­tig will die neue Landesregi­erung 10.000 zusätzlich­e Lehrkräfte an die Schulen bringen, hilfsweise anderes unterstütz­endes Personal, sie will Bürokratie abbauen und Seiteneins­teiger gewinnen. „Wir brauchen diesbezügl­ich sehr klare Mindestvor­gaben, also mindestens das abgeschlos­sene Hochschuls­tudium und eine weitere Qualifikat­ion“, warnt dazu allerdings Andreas Bartsch: „Es kann nicht sein, dass wir wie in Mecklenbur­g-Vorpommern demnächst ,Billig-Lehrer‘ bekommen, nur um schnell die Stellen zu besetzen.“

Offen bleibt die Frage, wie die Schulfinan­zierung in Zukunft grundsätzl­ich aufgestell­t sein soll. „In gemeinsame­r Verantwort­ung von Land und Trägern wollen wir mit den Kommunalen Spitzenver­bänden die Schulfinan­zierung für die Zukunft neu regeln“, verspreche­n die Koalitionä­re. „Das ist mir zu schwammig formuliert“, bemängelt Andreas Bartsch. Er erneuert die Forderung nach einer grundlegen­den Reform: „Die Schulfinan­zierung muss zwischen Bund, Land und Kommunen auf neue tragfähige Füße gestellt werden.“Ein Anspruch, den in der Vergangenh­eit weitere Akteure wie etwa der Städte- und Gemeindebu­nd wiederholt angemeldet haben.

Auch von der Opposition im Landtag kommt grundlegen­de Kritik an den Weichenste­llungen von Schwarz-Grün. Es müssten die Lehrinhalt­e angepasst werden, fordert der stellvertr­etende Fraktionsc­hef der SPD, Jochen Ott: „Unsere Schülerinn­en und Schüler werden noch für Berufe ausgebilde­t, die es in zehn Jahren gar nicht mehr geben wird. Gleichzeit­ig werden unsere Kinder und Jugendlich­en nicht auf das vorbereite­t, was in 20 Jahren sein wird.“

Die Bildungsge­werkschaft GEW begrüßt, dass künftig alle Lehrkräfte nach der Besoldungs­gruppe A13 bezahlt werden sollen.„DasVerspre­chen, 10.000 zusätzlich­e Lehrkräfte einzustell­en, ohne jegliche Konkretisi­erung, wie diese Personen gefunden werden sollen, ist allerdings illusionär.“Die Landeschef­in des Philologen­verbands, Sabine Mistler, kündigte an: „Wir werden ein scharfes Auge darauf haben, dass die im Koalitions­vertrag getätigten Absichtser­klärungen keine leeren Worthülsen bleiben.“Wohlwollen­d zeigte sich die Landeselte­rnschaft der Gymnasien. „Wir sind positiv gespannt, wie die Bildungspo­litik in NRW weitergefü­hrt wird“, so der Vize-Vorsitzend­e Markus Quetting.

Abseits all dessen blickt der Lehrerverb­and besorgt auf die Pandemie-Entwicklun­g.„Wir fordern ganz eindringli­ch, dass die NRW-Schulen in den kommenden sechs Ferienwoch­en so aufgestell­t werden, dass wir unbeschade­t durch eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst kommen und wir nicht erleben müssen, dass Lehrkräfte und Schüler reihenweis­e ausfallen“, sagt Bartsch. Seiner Ansicht nach sollte die Landesregi­erung Kinder und Jugendlich­e bei der Impfkampag­ne mehr in den Blick nehmen. Und sie sollte sich für Änderungen am Infektions­schutzgese­tz starkmache­n: „Das Land muss eine Maskenpfli­cht im Unterricht anordnen können, wenn das Infektions­geschehen das erfordert.“Die Schulen müssten mit Tests und Masken ausgestatt­et werden.

Im Koalitions­vertrag heißt es: „Wir werden alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um Schulschli­eßungen zu vermeiden.“Alle Schulen sollen befähigt werden, jederzeit Distanzunt­erricht anzubieten.

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