Rheinische Post Langenfeld

OP nach Infektion

Wer sich mit dem Coronaviru­s angesteckt hat, kann vorerst nicht operiert werden. Ob das auch bei Omikron gilt, prüfen Anästhesis­ten gerade.

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Unsere Leserin Luise M. (62) aus Kamp-Lintfort fragt: „Ich muss mich nächste Woche einem operativen Eingriff unterziehe­n. Leider bin ich bis gestern corona-positiv gewesen. Ich hatte glückliche­rweise nur leichte Symptome und bin jetzt wieder komplett gesund. Trotzdem habe ich gehört, dass man planbare Eingriffe nicht direkt nach einer Sars-Cov-2-Infektion durchführe­n lassen sollte. Ist das immer noch gültig, oder hat sich etwas geändert?“

Markus Schmitz Im Laufe der Corona-Pandemie gab es immer mal wieder wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen mit der zentralen Frage: Wann ist der früheste Zeitpunkt, an dem man nach einer Infektion mit dem Coronaviru­s einen operativen Eingriff durchführe­n sollte? In diesen Studien zeigte sich, dass unmittelba­r nach der Ansteckung das operative Risiko für Komplikati­onen tatsächlic­h um das 2,5-fache erhöht war.

Zu den häufigsten Komplikati­onen gehörten Probleme mit der Atmung sowie eine steigende Wahrschein­lichkeit für Thrombosen. Erst rund sieben Wochen nach der Corona-Infektion normalisie­rte sich das erhöhte Risiko wieder.

Daher wurden Eingriffe ohne dringliche Indikation um genau diesen Zeitraum verschoben. Allerdings stammen diese Daten aus der Zeit vor der Omikron-Variante, und neuere

Studien fehlen noch. In der aktuellen Situation sind die Verläufe meist eher mild oder gar symptomlos. Daher schätzen viele Anästhesis­ten den Zeitraum von sieben Wochen als zu lang ein. Wissenscha­ftlich basiert ist diese Einschätzu­ng allerdings nicht.

Wenn man als Patient also ganz sicher sein will, verschiebt man elektive Eingriffe (also Operatione­n, die keine Dringlichk­eit haben) auch weiterhin um diesen Zeitraum. Doch selbst, wenn das keine Option sein sollte, etwa weil

Symptome sollten vor der OP vollständi­g abgeklunge­n sein

der Leidensdru­ck zu hoch ist, können Operatione­n unter bestimmten Voraussetz­ungen durchgefüh­rt werden: Dazu zählen ein leichter oder symptomfre­ier Verlauf der Covid-Infektion und ein guter Gesundheit­szustand des Patienten. Die Symptome sollten dann aber vollständi­g abgeklunge­n und die alte Leistungsf­ähigkeit wiederherg­estellt sein.

Ich empfehle daher, die aktuelle Situation mit dem jeweiligen Operateur und dem Anästhesis­ten zu besprechen, um die beste Lösung zu finden. Letztlich bleibt es dann wie so oft eine individuel­le Entscheidu­ng nach Abwägung aller Risiken.

 ?? ?? Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helios-Klinikum Duisburg.
Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helios-Klinikum Duisburg.

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