Rheinische Post Langenfeld

Iranisches Öl könnte Preisansti­eg bremsen

Die USA und Europa setzen große Hoffnungen in neue Verhandlun­gen mit Teheran.

- VON THOMAS SEIBERT

ISTANBUL Neuer Anlauf an neuem Ort: Der Iran und die USA wollen diese Woche unter europäisch­er Vermittlun­g in Katar über eine Rückkehr zum Atomvertra­g von 2015 sprechen. Die Verhandlun­gsrunde am Golf setzt die Wiener Atomgesprä­che fort, die seit März unterbroch­en sind. Europa und Amerika bereiten an diesem Dienstag beim G7-Gipfel die neuenVerha­ndlungen mit dem Iran vor. Sie hoffen, dass eine neue Vereinbaru­ng mit Teheran nicht nur das iranische Atomprogra­mm begrenzt, sondern auch den Anstieg der Ölpreise bremst. Die Aussicht auf einen solchen Deal ließ die Weltmarktp­reise in der Nacht zum Montag vorübergeh­end sinken.

Ein Besuch des EU-Außenbeauf­tragten Josep Borrell in Teheran am Wochenende machte den Weg für die neuen Verhandlun­gen frei. Die Atomgesprä­che würden innerhalb weniger Tage wieder aufgenomme­n, kündigte Borrell nach Beratungen mit dem iranischen Außenminis­ter Hossein Amirabdoll­ahian an. Amirabdoll­ahian erklärte auf Twitter, ein neues Abkommen sei in greifbarer Nähe. EinVerhand­lungserfol­g hängt nach iranischer Auffassung von den USA ab.

Das Atomabkomm­en von 2015 verpflicht­ete den Iran zu Einschränk­ungen bei der Uran-Anreicheru­ng und zur Hinnahme strenger Kontrollen durch die internatio­nale Atombehörd­e IAEA, um die Entwicklun­g einer iranischen Atombombe unmöglich zu machen. Dafür sollte Teheran mit einer Lockerung der westlichen Sanktionen belohnt werden. Der damalige US-Präsident Donald Trump kündigte denVertrag 2018 jedoch auf und erließ neue Sanktionen. Der Iran reagierte mit einer höheren Uran-Anreicheru­ng, die nun Atomwaffen-Niveau erreicht hat. Trumps Nachfolger Joe Biden will das Abkommen neu beleben.

In Wien hatten Europa, die USA, Russland und China auf der einen und der Iran auf der anderen Seite zwar Fortschrit­te erzielt, aber keinen Durchbruch geschafft. Seit März fährt Teheran seine Zusammenar­beit mit der IAEA weiter zurück: Kontrollge­räte in iranischen Atomanlage­n werden abgebaut.

Allerdings braucht der Iran dringend einen Abbau der Sanktionen, um seine Wirtschaft durch einen besseren Zugang zu den Weltmärkte­n aus der Krise zu holen. Das gilt besonders für Ölexporte. Außenminis­ter Amirabdoll­ahian erklärte nach seinem Treffen mit Borrell, seine Regierung sei zu einem„guten, starken und dauerhafte­n“Abkommen bereit. Beim Thema Öl treffen sich die Interessen des Iran mit denen desWestens. Der Ölpreisans­tieg wegen des Ukraine-Kriegs macht westlichen Regierunge­n zu schaffen. Besonders Biden dringt auf ein Ende der Preisspira­le noch vor den US-Kongresswa­hlen im Herbst. In der Ölbranche wird seit Wochen spekuliert, der US-Präsident könnte dem Iran selbst ohne Atom-Einigung mehr Ölexporte erlauben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany