Rheinische Post Langenfeld

Schwimmer Wellbrock krönt Mammut-Pensum mit Gold

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BUDAPEST (dpa) Gelöst und stolz wie nie zuvor während derWM-Tage von Budapest nahm sich Weltmeiste­r Florian Wellbrock auf dem Siegerpode­st Zeit für ein Selfie. Fröhlich posierte der Gewinner von nun vier Medaillen bei den Ungarn-Weltmeiste­rschaften mit Gregorio Paltrinier­i und Mychajlo Romantschu­k - den weiteren Edelmetall-Schwimmern über fünf Kilometer im Freiwasser. Zuvor hatten sich die drei Kumpels innig umarmt. „Das erste Einzel-Gold ist doch etwas Besonderes, weil man es zu 100 Prozent aus eigener Kraft erreicht hat“, sagte Wellbrock am Tag nach dem Staffel-Titel.

Bei 26,7 Grad im sehr warmen Lupa-See am äußeren Stadtrand von Budapest hatte sich der Magdeburge­r von Beginn an wohlgefühl­t. „Das sind meine Bedingunge­n, ich habe gemerkt, dass etwas geht“, sagte Wellbrock am Montag. Trainer Bernd Berkhahn betonte, dass die Taktik zu 100 Prozent aufgegange­n sei. „Mischa sollte die ersten Meter Tempo machen, Florian aus seiner ungünstige­n Startposit­ion schnell an ihn und Gregorio heranschwi­mmen und dann sollte Druck gemacht werden. Das habe ich auf fünf Kilometern so noch nie gesehen, dass es ein Ausscheidu­ngsschwimm­en war“, lobte der Coach.

Wellbrock freute sich nicht nur über seinen Sieg, sondern auch über die Erfolge der anderen Medailleng­ewinner. „Mischa“Romantschu­ks Bronze sorgte dabei für einen speziellen emotionale­n Moment. Der Ukrainer, der wegen des Krieges in seiner Heimat mitWellbro­ck in Magdeburg trainiert, wurde von seiner Mutter, Schwester und weiteren Familienan­gehörigen aus der Ukraine frenetisch gefeiert. „Um ehrlich zu sein: Es standen genau die Leute mit mir auf dem Podium, die ich mir da gewünscht hatte“, sagte Wellbrock, der am See nur seine Frau Sarah vermisste.„Sie muss auf unseren Hund aufpassen“, sagte er lachend.

Drei Medaillen, darunter zwei goldene, innerhalb von weniger als 40 Stunden - viel mehr geht nicht. „Wenn er die 1500 Meter im Becken auch so mutig und gelöst geschwomme­n wäre, hätte es dort auch noch anders laufen können“, sagte Berkhahn und erzählte, dass man auch psychologi­sch mit Wellbrock arbeite. „Wenn man ihn vor dem Rennen in die richtige Stimmung bringt, ist vieles möglich.“Über die längste Beckendist­anz hatteWellb­rock Bronze, über 800 Meter

Freistil Silber geholt.

Auch für die zehn Kilometer am Mittwoch sehen Berkhahn und sein Schützling nun gute Chancen. „Als Titelverte­idiger und Olympiasie­ger sollte man da zu den Favoriten gehören“, sagte Wellbrock, dessenWM-Vorbereitu­ng etwas gestört war. „Ich musste mir die Weisheitsz­ähne ziehen lassen, durfte zehn Tage nicht trainieren. Das ist natürlich vor einer Weltmeiste­rschaft nicht optimal“, sagte der 24-Jährige.

Im Freiwasser war von fehlender Fitness nichts zu sehen. Wellbrock kann diese Disziplin noch über Jahre bestimmen.

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