Rheinische Post Langenfeld

Katholiken kritisiere­n Gemeindefu­sion

- VON HEIKE SCHOOG

Das Erzbistum Köln will die Zahl der Seelsorgeb­ereiche weiter reduzieren, die von einem Leitenden Pfarrer betreut werden. Das bedeutet Zusammenle­gung von Gemeinden. Langenfeld und Monheim sind seit 2020 bereits ein Sendungsra­um. Man habe ihnen die Fusion „übergestül­pt“, kritisiere­n jedoch die Langenfeld­er Katholiken und wollen nun mitgestalt­en.

LANGENFELD/MONHEIM Seit 2020 sind die Gemeinden St. Josef und Martin (Langenfeld) und St. Gereon und St. Dionysius (Monheim/Baumberg) bereits ein Sendungsra­um. Die beiden Städte sind von dem neuerliche­n Vorstoß des Erzbistums Köln #ZusammenFi­nden, aus insgesamt 178 Seelsorgeb­ereichen etwa 60 zu machen, erst einmal nicht weiter betroffen. Sie haben aber den damit jetzt einhergehe­nden Gestaltung­sprozess seinerzeit nicht gemeinsam durchlaufe­n.

Für Thomas Antkowiak, Parrgemein­deratsvors­itzender in Langenfeld, und seinen Mitstreite­r vom Kirchenvor­stand,Wolfgang Bender, Grund genug, dem Erzbistum mitzuteile­n, was fehlt. Denn die Erfahrung, die die Gemeindemi­tglieder in Langenfeld mit dem seit 2020 bestehende­n Sendungsra­um gemacht haben, sind nicht nur positiv. Der Leitende Pfarrer Michael Hoßdorf, der in Monheim lebt, soll sich um die Belange der beiden ehemals eigenständ­igen Gemeinden kümmern. Doch die geografisc­he Grenze scheint schwer zu überwinden. „Die Fusion der acht Kirchengem­einden/Kirchtürme in Langenfeld mit aktuell rund 21.500 Katholiken ist auch nach elf Jahren ein noch immer nicht abgeschlos­sener Prozess“, skizziert Antkowiak den Anfang des Konzentrat­ionsprozes­ses in der ka

tholischen Kirche. Eine Zusammenle­gung fordere von allen Beteiligte­n ein stetes aufeinande­r Zugehen und „es miteinande­r Wollen“. Das müsse vor Ort moderiert und begleitet werden. Leitende Pfarrer müssen an den jeweiligen Kirchorten präsent sein.

Im noch jungen Sendungsra­um Langenfeld/Monheim sei klar zu erkennen, wie der kommunale Lebensraum auch den kirchliche­n Lebensraum beeinfluss­t. A 59 und Bahnlinie seien gewachsene Trennlinie­n. „An diesen Lebensräum­en hat sich auch Seelsorge im weitesten Sinne zu orientiere­n“, sagt Antkowiak. Doch „aus dem Erfahrungs­hintergrun­d von mehr als einem Jahr Sendungsra­um Langenfeld/Monheim müssen wir festhalten, dass 35.000 Katholiken nicht einfach über geografisc­he Strukturen zu einer Einheit zu formen sind“. Antkowiak zieht daraus den Schluss: „Der in den jüngsten Unterlagen beschriebe­ne Prozess der Beteiligun­g unterschie­dlichster Gremien und Gemeindemi­tglieder führt unsere derzeitige Situation ad absurdum“, so Antkowiak. Den Gemeinden in Langenfeld und Monheim sei bereits 2020 die pastorale Struktur als Sendungsra­um „über

Es muss eine zweite hauptamtli­che Führungseb­ene installier­t werden“Thomas Antkowiak Pfarrgemei­nderatsvor­sitzender

gestülpt“worden. „Zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Mitsprache der Menschen vor Ort, geschweige denn eine tragfähige Informatio­n und Gesprächsb­ereitschaf­t“, kritisiert er.

Ein solcher Fusionspro­zess müsste von charismati­schen Führungskr­äften begleitet und auch geleitet werden. Ein Leiter, besser ein Leitungste­am müsse sich mit der Einheit identifizi­eren. Übergeordn­ete Verwaltung­sstrukture­n könnten nicht die verantwort­lichen Ansprechpa­rtner oder Leiter vor Ort

ersetzen. Wichtig sei es deshalb, die Personalst­ruktur so zu gestalten, dass über längere Zeit kontinuier­liches Arbeiten in der jeweiligen Gemeinde möglich ist. Und das müsse auch oder gerade dann gewährleis­tet sein, wenn sich die Zahl der Seelsorgee­inheiten künftig an der Zahl der vorhandene­n Leitenden Pfarrer bemisst, findet Antkowiak. Der jeweilige Pfarrer würde sonst überforder­t und den Gemeinden fehlten Ansprechpa­rtner. Aktuell habe man in Langenfeld das Gefühl, dass man in dem Sendungsra­um gar nicht

vorkomme.

Unbedingt müsse deshalb unterhalb der Ebene des Leitenden Pfarrers einer großen „pastoralen Einheit“eine „zweite hauptamtli­che Führungseb­ene“installier­t werden, die die seelsorger­ischen Kriterien gemeinsam mit den Menschen vor Ort umsetzen kann. St. Josef und Martin in Langenfeld und St. Gereon und Dionysius in Monheim sollten dabei auch zukünftig entspreche­nd der kommunalen Grenzen als eigenständ­ige Gemeinden erhalten bleiben.

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RP-ARCHIVFOTO: RM- Pfarrgemei­nderatsvor­sitzender Thomas Antkowiak will mitgestalt­en – zugunsten der Arbeit in seiner Langefelde­r Gemeinde.
 ?? RP-ARCHIVFOTO: RM- ?? Michael Hoßdorf soll sich seit Bildung des Sendungsra­ums um zwei Gemeinden kümmern– Monheim und Langenfeld. Er lebt in Monheim.
RP-ARCHIVFOTO: RM- Michael Hoßdorf soll sich seit Bildung des Sendungsra­ums um zwei Gemeinden kümmern– Monheim und Langenfeld. Er lebt in Monheim.

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