Rheinische Post Langenfeld

Ein symbolisch­er Erfolg für Olaf Scholz

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Die Gastgeber-Erfahrunge­n des Olaf Scholz zählen nicht zu den besten. Der G20-Gipfel in Hamburg, der eine zerstörte Stadt und einen angeschlag­enen Ruf der Sicherheit­skräfte hinterließ, ist eine politische Achillesfe­rse des Kanzlers. Doch der dreitägige Gipfel der wirtschaft­lich führenden demokratis­chen Nationen in Elmau war ein symbolisch­er Erfolg.

Das gewünschte Signal der „Entschloss­enheit“und der„Geschlosse­nheit“gegenüber dem russischen Präsidente­nWladimir Putin hat Scholz mit einer klugen Orchestrie­rung des Gipfels erreicht. Der sozialdemo­kratische Kanzler hat an internatio­nalem Format in den vergangene­n drei Tagen gewonnen. Scholz ist deutlich geworden. Ohne eine faireVerei­nbarung mit der Ukraine werden alle Sanktionen bleiben, sagt der deutsche Kanzler an die Adresse Moskaus. Hinter diesem Satz liegt viel Risiko; das Mindern der eigenen wirtschaft­lichen Kraft und des gesellscha­ftlichen Friedens etwa.

Ob die Länder des globalen Südens, die als Gäste zu G7 geladen waren, gewillt sind, die Avancen der westlichen Industriel­änder anzunehmen, ist noch nicht ausgemacht. Die angekündig­te Infrastruk­turhilfe in Höhe von 600 Milliarden Dollar wird schnell mit Leben gefüllt werden müssen. Der Klimaclub, den sich Scholz bereits als Finanzmini­ster ausgedacht hat, kommt nun zur Aufführung. Noch sind die Ausführung­en allerdings eher schwammig. Das Klima gehört eher zu den Verlierern des Gipfels.

Auch darüber, ob das ganze Gipfelarra­ngement so noch zeitgemäß ist, lässt sich streiten. 18.000 Polizisten, die ein Tal gegen wenige Demonstran­ten abschirmen – merkwürdig. Kosten von 170 Millionen Euro – nur schwer zu vertreten. Miteinande­r reden ist ein Wert an sich. Doch Gedanken, ob die Treffen die Schönheit eines Landes und seiner Luxushotel­s widerspieg­eln müssen, wird man sich künftig machen müssen.

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