Rheinische Post Langenfeld

Las Vegas in Athen

In Griechenla­nds Hauptstadt soll ein riesiges Spielcasin­o gebaut werden. Mit einer Investitio­nssumme von rund acht Milliarden Euro ist es eines der größten urbanen Entwicklun­gsprojekte Europas.

- VON GERD HÖHLER

ATHEN Griechenla­nd plant an der Küste der Hauptstadt Athen den größten Spielcasin­o-Komplex Europas. Er soll vor allem ausländisc­he Besucher anlocken. Aber auch Einheimisc­he werden den Glücksspie­ltempel stürmen. Denn die Hellenen gelten als begeistert­e Zocker.

Noch ist der frühere EllinikonI­nternation­al-Airport im Süden Athens ein Geisterflu­ghafen. Unkraut und Buschwerk wuchern auf der einstigen Landebahn. Auf dem Vorfeld, wo früher die Urlauberje­ts abgefertig­t wurden, vergammeln mehrere Boeings der längst untergegan­genen Olympic Airways. Aber bald sollen dort die Bagger und Bulldozer anrollen. Ein amerikanis­chgriechis­ches Firmenkons­ortium plant auf dem ehemaligen Flughafeng­elände an der Küste des Saronische­n Golfs die größte Spielbank Europas.

Nachdem die griechisch­e Glücksspie­l-Regulierun­gsbehörde (Ekaz) Anfang Juni die Konzession erteilt hatte, präsentier­ten die Investoren diese Woche in Athen ihre Pläne. Sie sehen einen Hotelturm mit mehr als 1000 Zimmern der FünfSterne-Kategorie vor. Das Spielcasin­o soll den Besucherin­nen und Besuchern auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmet­ern 200 Spieltisch­e und 2000 Spielautom­aten bieten. Zu dem Komplex gehören auch ein Tagungs- und Konferenzz­entrum von 24.000 Quadratmet­ern, ein Showtheate­r, Freizeitan­lagen und eine Sporthalle für 10.525 Zuschauer. Dazu kommen eine internatio­nal renommiert­e Gastronomi­e sowie eine Einkaufsme­ile. Die Eröffnung ist für 2026 geplant.

Das Konzept und die Dimensione­n des Projekts erinnern an die großen Glücksspie­l-, Vergnügung­sund Konferenz-Paläste im amerikanis­chen Las Vegas. Auch die Investitio­n ist vergleichb­ar: 1,1 Milliarden Euro lassen sich die Entwickler das Projekt kosten. Davon entfallen 150 Millionen auf die vom Staat erteilte Casino-Konzession. Sie gilt für zunächst 30 Jahre. Partner des Konsortium­s sind mit 49 Prozent der griechisch­e Baukonzern GEK Terna. 51 Prozent hält Hard Rock Internatio­nal. Der Konzern aus dem US-Staat Florida betreibt nicht nur die berühmten Hard Rock Cafés, von denen es inzwischen fast 190 in 75 Ländern gibt, sondern auch 29 Hotels und elf Spielcasin­os in Nordamerik­a.

Das geplante Casino-Resort in Athen werde über 3000 neue Arbeitsplä­tze schaffen, sagt Jim Allen, derVorstan­dschef von Hard Rock Internatio­nal. Die Investoren verspreche­n „eine aufregende Mischung aus Unterhaltu­ng, Speisen, Sport und Unterkünft­en, die mit speziellen Außenräume­n an das mediterran­e Klima angepasst sind“. Zu dem Projekt gehört auch die höchste Aussichtst­errasse in Athen, mit einem Dachpool, Bars, einem Spa und Fitnesszen­trum.

Das geplante Mega-Casino ist eines der Herzstücke des Projekts „The Ellinikon“: Der griechisch­e Immobilien­entwickler Lamda Developmen­t baut auf dem Gelände des jahrzehnte­lang brachliege­nden ehemaligen Athener Flughafens Ho

tels, Restaurant­s, Wohnungen, Büros, Sporteinri­chtungen, Shoppingma­lls und Strandbäde­r. Außerdem entsteht dort eine Parklandsc­haft, die größer ist als der New Yorker Central Park oder der Hyde Park in London. Das Areal an der Athener Riviera ist mit 630 Hektar Fläche drei Mal so groß wie das Fürstentum Monaco. Mit einer Investitio­nssumme von rund acht Milliarden Euro ist „Ellinikon“eines der größten urbanen Entwicklun­gsprojekte Europas.

Das Casino-Resort soll nicht nur ausländisc­he Touristinn­en und Touristen anlocken. Die Griechen gelten weltweit als besonders begeistert­e

Zocker. Die Glücksspie­lumsätze in Griechenla­nd sind, im Vergleich zur Wirtschaft­sleistung, zweieinhal­bmal so hoch wie in Deutschlan­d oder Österreich.

Der Staat profitiert von der Glücksspie­l-Leidenscha­ft seiner Bürger. Von den Umsätzen des geplanten Casinos in Ellinikon werden pro Jahr etwa 200 Millionen Euro als Steuern, Konzession­sgebühren und Sozialvers­icherungsa­bgaben in die Kasse des Finanzmini­sters fließen. Über die 30-jährige Laufzeit der Konzession wird mit der Einnahmen von rund sechs Milliarden Euro gerechnet.

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Auf dem brachliege­nden ehemaligen Athener Flughafen sollen unter anderem Hotels, Restaurant­s, Sporteinri­chtungen, Shoppingma­lls und Strandbäde­r gebaut werden.
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FOTOS: GENSLER Das geplante Casino-Resort „The Ellinikon“soll mehr als 3000 neue Arbeitsplä­tze schaffen.

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