Zahl der Kirchenaustritte steigt deutlich
Erzbistum legt Zahlen für 2021 vor. 40.772 Gläubige haben die Katholische Kirche verlassen. Deutlich mehr als 2020.
KÖLN/LEVERKUSEN (bu) Kirchenkrise und Missbrauchsskandal schlagen sich offenbar auch in Zahlen nieder. Die Austrittswelle in der Katholischen Kirche setzt sich fort und vergrößert sich gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus nun veröffentlichten Austrittszahlen des Erzbistum Köln für 2021 hervor, zu dem Leverkusen gehört. Demnach traten im Erzbistum in dem Jahr 40.772 Gläubige aus. 2020 waren es 17.281.
Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang umfasst neben den Austritten auch die Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind, heißt es im Bericht des Erzbistums.
2021 sind im Erzbistum somit 17.217 mehr katholische Personen gestorben als im selben Zeitraum durch die Taufe in die Kirche aufgenommen wurden, berichtet das
Erzbistum. Die Zahl der Eintritte und Wiederaufnahmen belief sich auf 118 (169) beziehungsweise 355 (444).
Bundesweit ergibt sich dem Erzbistum zufolge ein ähnliches Bild: Auch hier übertrifft die Zahl der Sterbefälle die der Taufen – „und auch die Kirchenaustritte sind in allen Bistümern deutlich angestiegen“.
Generalvikar Markus Hofmann reagierte betroffen: „Der deutliche Anstieg der Austrittszahlen führt uns schmerzlich vor Augen, dass sich viele Menschen angesichts der derzeitigen Situation ganz bewusst von der Institution Kirche abwenden. So müssen wir anerkennen, dass der schmerzvolle Weg der Aufarbeitung und andere Krisen das Vertrauen vieler Menschen in die Kirche heftig erschüttert haben.“Das sei besonders bitter, weil gerade angesichts der Flutkatastrophe, der Flüchtlinge aus der Ukraine und nicht zuletzt auch der Corona-Krise viele Menschen erleben konnten, was die Kirche und damit auch das Erzbistum in der Lage sei zu leisten – „mit ganzem Herzen, aber auch
personell und finanziell“. Die Kirche müsse alles daransetzen, verlorenesVertrauen zurückzugewinnen.
Einige Zahlen konnten sich im Vergleich zu 2020 erholen, wenngleich dasVor-Corona-Niveau nicht wieder vollends erreicht wurde: Besonders deutlich zeigt sich dies an der Zahl der Taufen, die um 2441 zunahm. 1484 Paare gaben sich bei einer kirchlichen Trauung das Ja-Wort (956). Das Sakrament der Firmung empfingen 6455 Personen (5159). 12.152 Kinder gingen zur Erstkommunion (11.696). 2020 hatte sich die Corona-Pandemie, unter anderem durch abgesagte und verschobene Tauf- und Hochzeitsfeiern, besonders stark auf das kirchliche Leben ausgewirkt.
Die Zahl der kirchlichen Bestattungen ist 2021 gegenüber dem Vorjahr leicht auf 18.654 gestiegen (18.547). Die Differenz zu den Sterbefällen kommt dadurch zustande, dass nicht alle verstorbenen Katholiken auch katholisch bestattet wurden.
2021 nahmen im Erzbistum durchschnittlich 61.150 Personen an den Sonntagsgottesdiensten einschließlich derVorabendmessen teil (89.909). Das entspricht rund 3,4 Prozent der Katholiken im Erzbistum Köln (4,8).