Leverkusen hat die teuerste Müllabfuhr
Die Bürger der ChemieStadt zahlen nach wie vor die bundesweit höchsten Müllgebühren. Das geht aus einer am Dienstag vom Institut der deutschen Wirtschaft vorgelegten Studie hervor, die der Eigentümerverband Haus & Grund beauftragt hat. Stadt und Avea blei
LEVERKUSEN Gerade vor dem Hintergrund der Energiekrise schauen Verbraucher gerne mal genauer auf den Nebenkostenzettel. Was Leverkusener da unter der Rubrik Müllgebühren entdecken, ist irritierend und frustrierend: Während die jährlichen Kosten einer Musterfamilie in Nürnberg gerade mal mit 130,60 Euro zu Buche schlagen, sind es in der Chemiestadt 629,70 Euro. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft bei einer aktuellen Studie, die der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland beauftragt und am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Ergebnis: Nürnberg belegt unter 100 untersuchten deutschen Großstädten als preiswerteste Stadt den ersten, Leverkusen als teuerste den letzten Platz des Rankings.
Das ist nicht neu und wurde in den Vorjahren vermehrt so gemeldet. Daran haben auch Ratsanfragen, Online-Petitionen von Bürgern und politische Debatten nichts geändert. Stadt und Avea kritisierten in ihren Reaktionen das Berechnungssystem des jährlichen Rankings des Eigentümerverbands, verwiesen auf besondere Serviceleistungen, die sich so nicht vergleichen ließen, und kamen mitunter zu anderen Zahlen und niedrigeren Gebühren.
Die aktuell vorgelegte Studie umfasst 24 Seiten und stellt unter anderem auch Städte mit vergleichbaren Serviceleistungen gegenüber. Beim Abtransport spielen Teilservice (Bürger stellt Tonne raus) und Vollservice (Abfuhrpersonal transportiert Tonne) eine Rolle. Auch dort schneidet Leverkusen schlecht ab.
Der für die Untersuchung angenommene Musterhaushalt besteht aus insgesamt vier Personen – zwei Erwachsenen und zwei Kindern. Die Familie besitzt ein Einfamilienhaus und betreibt keine Entsorgungsge
meinschaft mit den Nachbarn. Biomüll wird nicht kompostiert, sondern über die Biotonne oder die Restmülltonne entsorgt. Um einen Vergleich in einem Gesamtranking zu ermöglichen, werden für die nicht angebotenen Systemvarianten hypothetische Gebühren eingerechnet und die Ergebnisse in einem Müllgebührenindex zusammengefasst.
Der Studie zufolge sind die Abfallgebühren im Durchschnitt der 100 Städte in den vergangenen drei Jahren um rund 18 Prozent auf 312 Euro gestiegen. Nur 19 Städte senkten die Gebühren im Vergleich der vergangenen drei Jahre.
Haus & Grund mahnt nicht nur mehr Kostenbewusstsein der Kommunen im Sinne der Bürger an, sondern etwa auch größere Flexibilität beim Angebot und Transparenz bei der Berechnung der Gebühren.„Die Ergebnisse dieser Studie sollen die
Grundlage für weitere Diskussionen und Untersuchungen in den verschiedenen Städten sein“, sagt der Präsident von Haus & Grund Deutschland, Kai H. Warnecke. Die Gründe für die hohen Kosten müssten analysiert und benannt werden. „Verantwortungen dürfen nicht auf andere Ebenen wie Bund und Land abgeschoben werden. Jeder muss vor seiner Haustür kehren.“
Erst Anfang 2021 waren in Leverkusen die Gebühren für die Abfallentsorgung um 7,7 Prozent erhöht worden. Der Stadtrat hatte mehrheitlich einem Antrag der Avea zugestimmt. Der städtische Abfallentsorger hatte Kostenfaktoren und Mindereinnahmen etwa bei der Papier- und Altkleiderverwertung als Begründung für die Erhöhung geltend gemacht. Eine aktuelle Stellungnahme der Avea gab es am Dienstag trotz Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.