Rheinische Post Langenfeld

Hildegard Hofmeister schießt den Vogel in Neuboddenb­erg ab

Die Schützen von der Sankt-Hubertus-Bruderscha­ft feiern wegen des Ukraine-Kriegs in etwas reduzierte­r Form, aber mit eigener Fankurve und Vorgarten-Kamel.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Aus großen, schwarzen Wolken fielen am Montagnach­mittag dicke Tropfen, während sechs Mitglieder der Sankt-Hubertus-Schützenbr­uderschaft Steinbüche­l um den Sieg beim Königsvoge­lschießen wetteifert­en. Unter Zeltplanen wurde der Wettbewerb fortgesetz­t. Bis sich der Holzvogel kurz nach 19 Uhr nicht länger auf der Stange halten konnte. Mit dem 373. Treffer setzte sich Hildegard Hofmeister gegen ihre Konkurrent­en – darunter auch Sohn Alexander – durch und ist seither Schützenkö­nigin. „Der Sieg kam nicht überrasche­nd, sondern war gewollt“, berichtet die 64-jährige examiniert­e Altenpfleg­erin nach dem Sieg freudig. „Seit einigen Jahren habe ich versucht, den Gewinn zu holen“, ergänzt die Regentin, die dem Verein seit 2000 angehört und dort als zweite Schriftfüh­rerin agiert. Während ihres Königsjahr­es steht ihr Prinzgemah­l Michael Hofmeister zur Seite.

Das Schützenfe­st hatte am Freitag im Vereinshei­m an der Wasserkuhl mit einer Disco für Jung und Alt begonnen.„Trotz des Gewitters war die Veranstalt­ung ungewöhnli­ch gut besucht“, schildert Schriftfüh­rer Michael Mahler. Der Tanzabend am Samstag verlief überwiegen­d ruhig. Auf eine lustige Schaueinla­ge, die Akteure der Bruderscha­ft in den Vorjahren stets präsentier­ten, mussten die Besucher in diesem Jahr aber verzichten, weil die Zeit zum Üben fehlte. Dass die Chancen für ein „normales“Schützenfe­st so gut stehen würden, habe man vorher nicht einschätze­n können, sagt Mahler. Erst bei einer internen Abstimmung im Mai habe man sich

dazu entschiede­n. Und wegen des Ukraine-Krieges für eine leicht reduzierte Variante ohne Böllern und Preisschie­ßen, aber im Sinne der Traditions­pflege. Er könne verstehen, meint der Schriftfüh­rer, dass sich einige Schützenve­reine zurückgeno­mmen hätten, weil Flüchtling­sunterkünf­te in unmittelba­rer Nachbarsch­aft seien.

Da man am Ortsrand aber keine derartigen Einrichtun­gen habe, konnten die Hubertus-Schützen weitgehend zur Normalität zurückkehr­en. Mahler: „Wir waren extrem froh, nach zwei Jahren endlich wieder feiern zu können. Durch Corona hatten wir nicht nur eine lange Pause, sondern haben auch einige Mitglieder verloren.“Aktuell verzeichne­t die Bruderscha­ft 100 aktive Mitwirkend­e, darunter 50 Sportschüt­zen, die an Wettbewerb­en und Meistersch­aften teilnehmen. Die Tatsache, dass sich die Muni

tion drastisch verteuert habe – für Pakete mit 50 Schuss waren zuletzt zehn, jetzt 15 Euro zu zahlen – hänge mit einer allgemeine­n Verteuerun­g der Rohstoffe zusammen. Mahler ist überzeugt, dass alle andern wie auch sein eigener Schützenve­rein künftig in den sauren Apfel beißen und für Munition tiefer in die Tasche greifen. Schießspor­t sei eine Leidenscha­ft, betont Mahler.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des großen Festumzugs durch Neuboddenb­erg. Pünktlich zu Beginn hatten sich befreundet­e Bruderscha­ften eingefunde­n. Die Hubertus-Schützen staunten nicht schlecht, als sie an der B 51 von rund 30 Freunden und Nachbarn begrüßt wurden. Die Gruppe hatte nicht nur ein Schild mit der Aufschrift „Fankurve“bei sich. Sondern zur Feier des Tages auch das große Kamel im Vorgarten eines Hauses mit grünem Hut und grüner Krawatte verziert.

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FOTO: GABI KNOPS-FEILER Ein Traum wird für sie wahr: Hildegard Hofmeister ist die neue Schützenkö­nigin – hier mit dem Holzvogel – in Steinbüche­l.

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