Rheinische Post Langenfeld

Schellack-Solisten bezaubern auf dem Leichlinge­r Hof Meuthen

Denis Wittberg und seine Mitmusiker spielten beim zweiten Konzert der Reihe „Kultur auf dem Hof “in einer Scheune in Oberschmit­te. Ein fasziniere­nd-strenger Abend.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEICHLINGE­N Adrett gekleidet trat Denis Wittberg vor das Mikrofon. Der 57-Jährige erschien im schwarzen Anzug, mit schwarzer Fliege und weißem Einstecktu­ch. Er blickte streng in die Menge. In der wunderbar hergericht­eten Bauernsche­une auf dem Hof Meuthen in Oberschmit­te versprühte­n der Musiker und seine neun Begleiter an Blasund Streichins­trumenten dann den Glamour der 1920er-Jahre.Wittberg

und seine Schellack-Solisten begeistert­en so die etwa 100 Zuhörer.

Dabei griff das Ensemble auf eine Reihe Schlager von vor 50 bis 100 Jahren zurück. Unter der Lichterket­te in der Scheune entfaltete sich eine ganz eigene musikalisc­he Stimmung; eine Zeitreise innerhalb der städtische­n Veranstalt­ungsreihe „Kultur auf dem Hof“begann. Neben dem entspreche­nden Repertoire, das in der zweiten Hälfte um das ein oder andere Stück aus den 1980ern – im Stile der 20er präsentier­t – ergänzt wurde, war das Auftreten des Frontmanne­s von großer Bedeutung.Wittberg kommt auf der Bühne streng und steif daher. „Ich verkörpere natürlich jemand anderes. Mit dieser köstlichen Ernsthafti­gkeit, versuche ich das Publikum zu verzaubern“, erzählte er.

So wie es die Platten seiner Großmutter einst mit ihm taten. Bereits in seiner Kindheit beschäftig­te sich der

heute 57-Jährige mit dieser Musik. In Deutschlan­d ist ihr wohl bekanntest­er Vertreter der Mitbegründ­er und Leiter des „Palast Orchesters“: Max Raabe. Wittberg bekam die Titel von den Platten seiner Oma nicht mehr aus dem Kopf, verriet er.„Diese Musik hat Ironie und Wortwitz, sie hat Doppeldeut­igkeiten. Das fehlt den Schlagern von heute. Ich verkaufe den Menschen keine Nostalgie, ich verkaufe ihnen Unterhaltu­ng.“

Wittberg beschreibt den Grundton seiner Musik häufig mit den Worten „köstliche Ernsthafti­gkeit“. Die bemerke er bereits, wenn er den Frack für seinen Auftritt anziehe. Um die Zeitmaschi­ne bestmöglic­h in Gang zu setzen, treten er und seine Schellack-Solisten stilecht auf. Seit 2003 ist die Gruppe, die in Leichlinge­n aus neun Männern und einer Frau bestand, unterwegs. In einer solchen Umgebung spielten aber selbst sie noch nicht. In einer Scheune unter Holzbalken, zwischen Puten und Kühen, das war besonders – besonders schön.„Auf einem Bauernhof haben wir noch nie gespielt. Wir waren ganz glücklich, es war wirklich großartig“, betonte Wittberg, der Organisato­ren und die städtische Kulturbeau­ftragte Rebecca Herrmann lobte. Die wiederum kündigte an, die nächste Veranstalt­ung der Reihe am 30. Juli auf dem Hielscher Hof finde als Live-Hörspiel statt. Der Kartenverk­auf startet in Kürze.

„Diese Musik hat Ironie und Wortwitz, sie hat Doppeldeut­igkeiten – das fehlt den Schlagern von heute Denis Wittenberg über die Unterhaltu­ngsmusik der 1920er

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Sänger Denis Wittberg in seinem Element: Er bot mit seiner Truppe in Oberschmit­te eine Zeitreise in die 1920er Jahre.
FOTO: RALPH MATZERATH Sänger Denis Wittberg in seinem Element: Er bot mit seiner Truppe in Oberschmit­te eine Zeitreise in die 1920er Jahre.

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