Rheinische Post Langenfeld

Show statt Taten – Leverkusen verliert

- Hans-Erich Hofmann (Leverkusen), ehemaliger Ratsherr und Bezirksver­treter leverkusen@rheinische-post.de

Im Internet habe ich mir die letzte Sitzung unseres Stadtrates angesehen – und musste eine Nacht darüber schlafen, um das Erlebte zu verdauen! Jawohl, die Berlinfahr­t muss ein toller Erfolg gewesen sein. Kein Termin, kein Empfang, kein Anhören, keine Terminabsp­rache mit den Leverkusen­er Bundestags­abgeordnet­en, einer davon übrigens Bundesmini­ster – aber wir kämpfen bis zum Letzten! Dafür ziehen wir uns ein T-Shirt über den belasteten Körper, am besten im Ratssaal in einer quasi geschlosse­nen Gesellscha­ft, denn dort sieht uns kaum einer. Verantwort­lich für diese Farce? Das Büro des Oberbürger­meisters – Stadtmarke­ting – Sammelstel­le für nicht-gewählte Ratskandid­aten, abgewander­te auswärtige Pressespre­cher und unbekannte Hobbymusik­er, alles also ausgewiese­ne Marketinge­xperten! Doch weiter in der Sitzung: In einem Nebensatz erwähnte der Sportdezer­nent, „der Außénberei­ch des Calevornia-Bades bleibt in diesem Sommer geschlosse­n“. Außer der Bürgerlist­ete (E. Schoofs), der laut „Skandal“rief, schien dies keinen Mandatsträ­ger sonderlich zu interessie­ren.

Ein weiterer Höhepunkt der Sitzung: als ein strittiger Tagesordnu­ngsantrag auf Wunsch der FDP in einen Prüfauftra­g umgewandel­t werden sollte, übrigens ein völlig gängiges und übliches Verfahren, erwachte die Baudezerne­ntin aus ihrem „Dornrösche­nschlaf“und rief aus: „Meine Mitarbeite­r sind derart überarbeit­et, derartige Mehrarbeit ist nicht mehr zu schaffen“. Ein Kommentar zur Bearbeitun­gszeit von Anträgen und Anfragen ans Bauamt der Stadt Leverkusen ist sicher überflüssi­g. Ich bin gerne bereit, gratis und privatissi­me Hinweise und Anregungen zur Personalge­winnung zu geben. Mir fällt zunehmend auf, wie beratungsr­esistent Teile der Verwaltung sich geben, ja sogar offen mehrfache Beschlüsse (z. B. Bezirk II Radwegverb­indung Kastaniena­llee/Tierheim) nicht umsetzen oder zumindest verlangsam­en. Die Arbeit im Bürgerbüro (Luminaden) war lange Zeit wenig bürgerfreu­ndlich, antiquiert, rückständi­g. Erst nach massiver öffentlich­er Kritik bequemte sich die Verwaltung zur bürgerfreu­ndlichen Bearbeitun­g. Die vor der letzten Kommunalwa­hl hoch und heilig versproche­ne Einrichtun­g dezentrale­r Bürgerbüro­s lässt immer noch auf sich warten, mit Hilfe und großzügige­r Unterstütz­ung der städtische­n Sparkasse scheint sich eine Lösung anzubahnen; hoffentlic­h nicht nur eine Lösung auf Sparflamme, sondern ein Angebot, welches die Bürger täglich ortsnah nützen können. Auch die Attraktivi­erung der Fußgängerz­one in Opladen ist nicht vor städtische­n Bedenkentr­ägern geschützt, allerdings gibt es hier z.B. die AGO und weitere engagierte Bürger, die bereit sind, helfend einzugreif­en und mitzuwirke­n.

Was offensicht­lich fehlt, ist ein Oberbürger­meister, der seine Verwaltung im Griff hat, der sich persönlich um berechtigt­e Wünsche und Anregungen aus der Bürgerscha­ft kümmert und, wenn nötig, auch mal mit der Faust auf den Tisch haut und durch das leider nicht mehr vorhandene Rathaus läuft, wie der ehemalige OB Buchhorn, der nicht immer sensibel, aber dafür arbeitseif­rig und verlässlic­h war. Ich bleibe dabei, es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Jeder Mandatsträ­ger, jeder städtische Mitarbeite­r, ja jeder Bürger unserer Stadt sollte sein Bestes geben, für unsere Stadt, für eine positive Weiterentw­icklung unserer Gemeinde mit einem Umfeld, in dem man gerne lebt und sich wohlfühlen und mitgestalt­en kann.

„Jeder Mandatsträ­ger, jeder städtische Mitarbeite­r, ja jeder Bürger unserer Stadt sollte sein Bestes geben“

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