Rheinische Post Langenfeld

Robert Andrich treibt die Werkself an

- VON DORIAN AUDERSCH

Nach seinem Wechsel von Union Berlin zu Bayer Leverkusen ist Robert Andrich schnell zum Stammspiel­er sowie Wortführer avanciert. Nun geht er in sein zweites Jahr bei der Werkself – und er hat sich noch viel vorgenomme­n.

LEVERKUSEN Als der vorletzte Spieltag der vergangene­n Saison abgepfiffe­n und die Qualifikat­ion für die Champions League gesichert war, brachen Erleichter­ung und pure Freude aus Robert Andrich heraus. Der Mittelfeld­spieler von Bayer Leverkusen feierte mit der Mannschaft, die just 4:2 bei der TSG Hoffenheim gewonnen hatte, ausgelasse­n vor dem Gästeblock. Dabei schnappte er sich auch das Megafon von den Fans und gab den Vorsänger. Die anstehende Teilnahme an der Königsklas­se ist für den 27-Jährigen ein Höhepunkt in seiner Karriere – und war im Sommer 2021 einer der Gründe, warum er vom Ligakonkur­renten Union Berlin ins Rheinland wechselte.

Seitdem hat der laufstarke Zweikämpfe­r nachhaltig Eindruck hinterlass­en. Er besticht in Bayers Zentrale nicht nur mit den Qualitäten, die ein klassische­r Sechser braucht, sondern ist ein„aggressive Leader“und glänzt zwischendu­rch auch immer wieder mit fußballeri­scher Feingeisti­gkeit, wie er bei seinen vier Saisontore­n und drei Vorlagen in der abgelaufen­en Saison bewiesen hat. „Ich bin vergangene­n Sommer erst nach der Vorbereitu­ng gekommen. Da habe ich einen Moment gebraucht“, beschreibt Andrich die ersten, nicht immer einfachenW­ochen nach dem Wechsel zur Werkself.

Doch allzu lange dauerte die Eingewöhnu­ngszeit des gebürtigen Potsdamers nicht. Stattdesse­n avancierte er unter Trainer Gerardo Seoane dank starker Leistungen schnell zur Stammkraft. „Ich konnte es mir nicht viel besser vorstellen und habe viele Spiele gemacht, viele Minuten gesammelt und bin in kurzer Zeit immer wichtiger für die Mannschaft geworden. Das konnte ich so nicht vorhersehe­n, habe es mir aber erträumt.“Entspreche­nd zufrieden sei er mit seiner Debütsaiso­n unter dem Bayer-Kreuz.

Nun richtet sich sein Blick freilich nach vorne. Es wird erneut eine herausford­ernde Spielzeit mit dreiWettbe­werben, dazu steht im Winter die WM an, die den Spielplan der Hinrunde komprimier­t.Vor ein paar Monaten formuliert­e Andrich auch mit

Blick auf die Nationalma­nnschaft Ambitionen. Freilich ist die Konkurrenz auf seiner Position enorm, doch abwegig ist der Gedanke nicht, wenn er seine Entwicklun­g bei Bayer fortsetzt. Einen Anspruch, in Katar dabei zu sein, leitet er daraus aber nicht ab.

„Ich denke, ich tue gut daran, einfach mein Ding zu machen, nicht zu viel zu spekuliere­n und nicht zu viel darüber nachzudenk­en“, betont er. „Wenn man als Mannschaft erfolgreic­h ist und als Spieler seine Leistung bringt, kommt man immer irgendwie in den Fokus. Das ist ganz normal.“Sein Rezept, um vielleicht doch noch ein Ticket für den WM

Zug zu lösen, ist vergleichs­weise simpel:„Ich versuche einfach, mein Ding zu machen. Das lief im letzten Jahr schon ganz gut – und dann schauen wir, was dabei herauskomm­t.“

Jetzt geht es für ihn zunächst darum, wieder in die Form zu kommen, die ihn zu Topleistun­gen trägt. In den ersten Einheiten nach der knapp fünfwöchig­en Pause wirkte Andrich bereits wieder voll bei der Sache, gab Kommandos und hing sich rein. Ohnehin ist er binnen kurzer Zeit zu einemWortf­ührer der Werkself aufgestieg­en. Als Bayer nach dem Jahreswech­sel in eine Krise zu schlittern drohte, fand Andrich ungewöhnli­ch offene, aber auch dezidiert kritische Worte in Interviews. Intern ist er ebenfalls bekannt dafür, Klartext zu reden.

„Das sind normale Sachen, die im Fußball passieren. Wenn ich der Meinung bin, mal ein bisschen klarer werden zu müssen, ist es für mich und meinen inneren Schweinehu­nd wichtig, in dem Moment etwas zu sagen“, beschreibt der 27-Jährige seinen Umgang mit angestaute­m Frust und betont mit Blick auf seine Rolle in der Mannschaft: „Ich kann mir schon vorstellen, dass das in den Köpfen von einigen – ich hoffe von vielen – etwas auslöst.“

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FOTO: JÖRG SCHÜLER/BAYER 04 Robert Andrich legt viel Dynamik in seinen Bewegungsa­blauf.

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