Rheinische Post Langenfeld

Preis-Explosion bremst Bauarbeite­n aus

Auf städtische­n Baustellen knirscht es an allen Ecken und Enden. Wegen erhebliche­r Teuerungen geraten Sojus und andere Monheimer Projekte aus dem Zeitplan.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Obwohl an der Dringlichk­eit des Problems kein Zweifel mehr bestehen könne, fallen ab August wieder Schwimmkur­se insWasser, beklagte Lina Schlupp (CDU) in der jüngsten Ratssitzun­g. Die Sportgemei­nschaft Monheim habe den Eltern der Kinder mitgeteilt, dass die Schwimmkur­se ab 1. August auf unbestimmt­e Zeit pausieren müssten. Grund sei fehlendes Baumateria­l, deshalb könne der Umbau des Mona Mare nicht fortgesetz­t werden. Die Eltern seien gebeten worden, sich Nichtschwi­mmerkurse im Umland Monheims zu suchen. Bürgermeis­ter Zimmermann hatte stets betont, dass während des Badumbaus Kurse stattfinde­n könnten. Er sagte eine schriftlic­he Beantwortu­ng zu.

Änderungen im Bauablauf hätten sich durch Lieferverz­ögerungen von großformat­igenWinkel­stützen ergeben, die zur Geländemod­ellierung erforderli­ch wurden sowie durch eine zunächst nicht lieferbare Rigole für die Regenwasse­rversicker­ung, erläutert André Zierul, Geschäftsf­ührer der Allwetterb­ad GmbH. Darüber hinaus seien bei Erdarbeite­n Reste alter Bauten freigelegt worden, die entfernt werden mussten. „Inwiefern dieseVerzö­gerungen den Fertigstel­lungstermi­n der Gesamtmaßn­ahme beeinfluss­en werden, kann derzeit noch nicht abschließe­nd beurteilt werden“, sagt er. Dadurch würden aber keine Schwimmkur­se abgesagt, da das Mona Mare innen weiterhin uneingesch­ränkt nutzbar sei.

Die aktuelle Krise in der Baubranche, die durch steigende Materialpr­eise und ausgelaste­te Handwerker gekennzeic­hnet ist, macht auch anderen städtische­n Projekten zu schaffen. Für die Baufirmen bergen

die teils starken Preisschwa­nkungen das Risiko, dass, wenn sie vor Baubeginn Festpreise mit den Bauherren vereinbare­n, sie im schlimmste­n Fall trotz voller Auftragsbü­cher Verluste machen können.„Einige Firmen versuchen bei laufender Bauausführ­ung (nach der Auftragsve­rgabe) über pauschale Baukosteni­ndexe 20 Prozent mehr Geld für Material zu fordern, das sich aufgrund der langen Lieferzeit­en verteuert hat“, sagt Hans Joachim Hamacher, kommissari­scher Leiter des Gebäudeman­agement. Aber darin seien ja auch längst erbrachte Leistungen und Lohnkosten enthalten, die nicht in dem gleichen Maße gestiegen sind. „Wir bestehen darauf, dass sie die Preissteig­erungen für das jeweilige Material konkret nachweisen, was natürlich für die Firmen viel Aufwand bedeutet.“Er habe aber den Eindruck, dass etwa der Ukrainekri­eg auch als Vorwand für einige Mitnahmeef­fekte diene. So könne er nicht nachvollzi­ehen,

dass einfache Dachlatten aus Fichtenhol­z, die infolge der Borkenkäfe­rplage reichlich angefallen sind, 28 Euro pro Meter kosten sollen. Auch die Preise für Siebdruckp­latten (aus Spanholz), die für die Verschalun­g von Baubetonte­ilen verwendet werden, fand er in einem Angebot reichlich hoch veranschla­gt.„Wir müssen die Preise genau beobachten

und da am Ball bleiben“, sagt er. Ein für Bauunterne­hmen und Bauherren berechenba­res Instrument, mit sprunghaft steigenden Preisen umzugehen – gerade bei Baumaßnahm­en mit längeren Bauzeiten – sei, in die Verträge eine Stoffpreis­gleitklaus­el einzubauen: Grundlage sind dann offizielle Indizes zur Entwicklun­g der Baumateria­lpreise. „Wenn die Preisentwi­cklung eine bestimmte prozentual­e Schwelle über- oder unterschre­itet, wird eine Preisanpas­sung vorgenomme­n“, sagt Hamacher.

Da aber die Auftragsbü­cher ohnehin voll sind, erhält die Stadt derzeit vor allem sogenannte Abwehrange­bote: „Die Preise werden so hochgesetz­t, dass sie zum Teil 100 Prozent über unseren kalkuliert­en Baukosten liegen“, berichtet Hamacher. Davon sei vor allem das Fachwerkha­us und die alte Krautfabri­k des Sojus 7 betroffen. „Der Umbau des Fachwerkhä­uschens sollte jetzt beginnen. Jetzt warten wir nochmal drei bis vier Monate ab und hoffen dann auf vernünftig­e Angebote.“Auch beim Innenausba­u der Bluebox habe es wegen zweier Insolvenze­n Verzögerun­gen gegeben.

Für seine Großbauste­lle, die Kulturraff­inerie, meldet Martin Witkowski, Geschäftsf­ührer der Kulturwerk­e, dass die sehr konservati­v berechnete­n Kosten einzelner Gewerke bei den Vergaben bisher eingehalte­n oder unterschri­tten werden konnten.„Bei Abbrucharb­eiten wird ja auch nur Treibstoff verbraucht.“Wegen der hohen Transportk­osten habe er aber das Füllmateri­al für die Rampen zum Strandkubu­s einfach auf dem Gelände gelagert – zur späterenWi­ederverwen­dung. Stress bereiten ihm nur die langen Lieferzeit­en von Stahl für das Innenkorse­tt, mit dem das Bestandsge­bäude bei den Arbeiten für den Kubus gesichert werden soll.„Den Speditione­n fehlen ihre ukrainisch­en Fahrer.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Nach den Sommerferi­en werden die Umbauarbei­ten für Fachwerkha­us und Krautfabri­k neu ausgeschri­eben.

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