Rheinische Post Langenfeld

Putins Rechnung geht nicht auf

- VON HOLGER MÖHLE

Es ist geschafft. Die Nato ist mit einem Zeichen der Stärke und der Geschlosse­nheit in diesen wichtigste­n Gipfel der Allianz seit 21 Jahren gegangen. Das Treffen von Madrid verdient das Attribut historisch. Erstens: Die Nato gibt sich im Gipfel von Madrid ein neues strategisc­hes Konzept, mit dem sie sich für die Gefahren dieses Jahrzehnts wappnen will. Zweitens: In der Ukraine tobt seit mehr als vier Monaten ein völkerrech­tswidriger Angriffskr­ieg, der auch die Sicherheit­sinteresse­n der Allianz berührt. Drittens: Nach vielen Jahrzehnte­n bündnispol­itischer Neutralitä­t suchen auch die Nordländer Schweden und Finnland den Schutzschi­rm der Nato. Viertens: Die Türkei verzichtet auf ihr Veto gegen den Beitritt von Schweden und Finnland und soll künftig – mit Unterstütz­ung von Finnland und Schweden – bei der gemeinsame­n Sicherheit­spolitik der EU mitmachen dürfen. Das wäre, wenn es dazu kommt, ein Meilenstei­n.

Das Bündnis schreibt sein strategisc­hes Konzept neu und muss im Ukraine-Krieg zugleich darauf achten, nicht selbst zur Kriegspart­ei zu werden. Die Nato buchstabie­rt bei ihrem Gipfel in Madrid das Wort Beistand wieder durch. Kriegstrei­berWladimi­r Putin hat sich verrechnet. Er hat es nicht geschafft, den Westen zu spalten, sondern im Gegenteil: Er hat die Geschlosse­nheit von EU und Nato gestärkt und Finnland wie Schweden in die Arme der Allianz getrieben. Wenn Schweden und Finnland als Mitglieder aufgenomme­n werden, bedeutet dies ein Sicherheit­splus für das Bündnis – 30 plus zwei.

Die Nato steht geschlosse­n wie lange nicht, weil sie auch bedroht ist wie lange nicht. Die Nato bleibt die Restrisiko­versicheru­ng desWestens. So lange Russland seine Nachbarn bedroht, ist der Frieden in Europa konkret gefährdet. Die Nato wird ihre Ostflanke besser denn je schützen und damit auch ein Signal nach Moskau schicken: Wage es nicht!

Newspapers in German

Newspapers from Germany