Rheinische Post Langenfeld

Mit dem ausgedient­en Toaster zum Supermarkt

Ab Freitag kann man alte Elektroger­äte auch im Handel abgeben – egal, wo sie gekauft wurden. Zu groß dürfen sie aber nicht sein.

- VON ERICH REIMANN

DÜSSELDORF (dpa) Ab dem kommenden Freitag wird es für Verbrauche­r in Deutschlan­d deutlich einfacher, gebrauchte Elektroger­äte sachgerech­t zu entsorgen. Denn ab dem 1. Juli müssen auch Supermärkt­e und Discounter ausgedient­e Wasserkoch­er, Rasierer oder Smartphone­s annehmen – egal, ob sie bei ihnen gekauft worden sind oder nicht. Den Weg zum oft abseits gelegenen kommunalen Recyclingh­of oder zum Elektronik­markt in der Innenstadt können sich Besitzerin­nen und Besitzer dieser Altgeräte dann sparen.

Dank der Neuregelun­g gebe es ab Freitag in Deutschlan­d etwa 25.000 zusätzlich­e Rückgabest­ellen für Elektroalt­geräte, betonte das Umweltbund­esamt (UBA). „Alte Elektroger­äte kann man nun gleich beim Wocheneink­auf zurückgebe­n“, sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Das erleichter­e dank der besseren Erreichbar­keit und der längeren Öffnungsze­iten die Entsorgung, so Messner.

„Der Einzelhand­el ist gewappnet und mit seinen Vorbereitu­ngen auf der Zielgerade­n. Alle werden pünktlich zum 1. Juli mit Rücknahmes­ystemen starten und den Kunden möglichst einfach die Gelegenhei­t geben, ihre Elektroalt­geräte zurückzuge­ben“, sagte die für das Thema Nachhaltig­keit zuständige Geschäftsf­ührerin des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE), Antje Gerstein, kurz vor dem Stichtag.

Auch die großen deutschen Lebensmitt­elhändler signalisie­rten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur Startberei­tschaft. Deutschlan­ds größter Lebensmitt­elhändler Edeka verspricht: „Ab dem 1. Juli 2022 können unsere Kundinnen und Kunden Elektroger­äte in unseren Märkten abgegeben.“Und Wettbewerb­er Rewe verriet sogar, wie das konkret in seinen Läden aussehen soll: „Sie melden sich einfach an der Kasse, dann wird geprüft, ob das Gerät rücknahmew­ürdig ist.“

Die Geräte würden danach fachgerech­t entsorgt. Das Gleiche gilt den Angaben zufolge auch für Netto und Penny, die Discount-Töchter der beiden Handelsrie­sen.

Discounter Aldi verspricht ebenfalls eine „einfache und unkomplizi­erte Rücknahme von Elektro- und Elektronik­altgeräten“in allen Märkten in Deutschlan­d, ebenso tut das der Wettbewerb­er Lidl. Dort sollen Kunden die Altgeräte an der Kasse abgeben können. „Das entspricht der vom Kunden gelernten Praxis, Waren umzutausch­en oder im Rahmen unserer Garantiere­gelung zurückzuge­ben“, betonte das Unternehme­n.

Hintergrun­d ist eine Neuregelun­g des Elektro- und Elektronik­gerätegese­tzes. Sie verpflicht­et ab dem 1. Juli auch Supermärkt­e und Discounter mit einer Verkaufsfl­äche von mehr als 800 Quadratmet­ern, alte Elektroger­äte zurückzune­hmen, wenn sie mehrmals im Jahr oder dauerhaft Elektro- und Elektronik­geräte verkaufen. Damit diese

Anforderun­gen erfüllt werden, reichen schon elektrisch­e Zahnbürste­n im Angebot.

Konkret müssen die Einzelhänd­ler künftig Altgeräte mit Abmessunge­n bis zu 25 Zentimeter Kantenläng­e – also etwa Wasserkoch­er, Rasierer oder Smartphone­s – auch ohne Neukauf eines Geräts annehmen. Die Rücknahmep­flicht ist allerdings auf drei Geräte pro Geräteart beschränkt. Bei größeren Geräten wie Computern oder Fernsehern besteht die Rücknahmep­flicht nur beim Kauf eines neuen Geräts der gleichen Art.

Für den Abfallexpe­rten Rolf Buschmann vom Bund Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (Bund) ist die Neuregelun­g trotz solcher Einschränk­ungen ein Schritt in die richtige Richtung. „Es ist eine zusätzlich­e Vereinfach­ung für die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r“, sagt er. Das sei wichtig. Denn: „Gerade bei den Elektroger­äten ist der Rücklauf bislang echt mäßig“, so Buschmann.

Tatsächlic­h wurde die von der Europäisch­en Union geforderte Sammelquot­e von 65 Prozent in Deutschlan­d nach Angaben des Umweltbund­esamtes zuletzt deutlich verfehlt: Erreicht wurden gerade einmal 44,3 Prozent. Auch im Jahr 2020 dürfte sich daran nicht viel geändert haben, heißt es in der Branche. „Wir brauchen deshalb tatsächlic­h viel mehr Abgabemögl­ichkeiten im Handel“, sagt BundExpert­e Buschmann.

Der deutsche Einzelhand­el sieht das natürlich etwas anders als die Umweltschü­tzer. „Die zusätzlich­e Belastung des Handels durch die Rücknahme von Altgeräten ist für viele Handelsunt­ernehmen insgesamt erheblich“, klagte HDE-Geschäftsf­ührerin Gerstein. Oft seien gerade in städtische­n Lagen ohnehin nur kleine Lagerfläch­en vorhanden.„Wenn diese jetzt auch noch für die Lagerung von Elektroalt­geräten genutzt werden müssen, wird es vielerorts eng“, erklärte die Verbandsex­pertin.

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