Rheinische Post Langenfeld

Neue Ministerin entscheide­t über Flughafen-Gewahrsam

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Hat der Flughafen der Landesregi­erung bereits ein Grundstück für ein Ausreisege­wahrsam angeboten? Dazu ist aktuell keine Antwort zu erhalten. Stadt und Flughafen verweisen auf das federführe­nde Ministeriu­m für Kinder, Familie, Flüchtling­e und Integratio­n des Landes, das eine Anfrage vom Dienstag bislang unbeantwor­tet ließ. Aktivisten hatten am Dienstag vor dem Landtag gegen die geplante Einrichtun­g demonstrie­rt, der Düsseldorf­er Grünen-Vorstandss­precher und Landtagsab­geordnete Stefan Engstfeld bekannte am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion, er sei gegen das neue Gewahrsam. Auch in einem Wahlprüfst­ein hatte die Partei diese Haltung geäußert.

Ausreisepf­lichtige Asylbewerb­er werden in NRW in der Einrichtun­g für Ausreisepf­lichtige in Büren mit 175 Haftplätze­n untergebra­cht. Das Land meldete vor mehr als einem Jahr den Wunsch an, zusätzlich ein Gewahrsam (Kritiker sprechen von Abschiebeg­efängnis) in der Nähe des Düsseldorf­er Flughafens einrichten, es soll für bis zu 25 Menschen Platz bieten. Hintergrun­d: Wenn die Maschinen um 6 Uhr früh abheben, müssen die Transporte in

Büren mitten in der Nacht starten. Für die Bundespoli­zei und wohl auch für die betroffene­n Ausreisepf­lichtigen wäre es vielleicht angenehmer, zumindest am Vorabend anzureisen. Es ginge auch früher: In dem Gewahrsam können Menschen auf richterlic­he Anordnung bis zu zehn Tage vor der Abschiebun­g festgehalt­en werden.

Wie geht es nun weiter? Im schwarz-grünen Koalitions­vertrag spielt die neue Einrichtun­g am Flughafen keine Rolle. Allgemein heißt es im Vertrag zum Thema Rückführun­g: „Priorität hat für uns die konsequent­e und rechtmäßig­e Abschiebun­g von Straftäter­n und Gefährdern.“Man will aber auch eine rechtsstaa­tliche, faire und humanitär verantwort­liche Rückkehr- und Abschiebep­raxis gewährleis­ten. Zudem soll die unabhängig­e Abschiebun­gsbeobacht­ung gestärkt werden. Die müsste dann auch am Flughafen garantiert werden.

Am Dienstag stand im Ministeriu­m zunächst einmal der Wechsel von Joachim Stamp (FDP) zu Josefine Paul (Grüne) an. Sie wird sich vermutlich mit Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) austausche­n und dann entscheide­n, wie es mit den Plänen für das Abschiebeg­ewahrsam weitergeht.

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