Rheinische Post Langenfeld

Paul bringt der SGL Ehrgeiz und Vertrauen

Der 37-jährige Gymnasiall­ehrer ist der einzig verbleiben­de Trainer der Langenfeld­er Regionalli­ga-Handballer. Was ihn auszeichne­t.

- VON JIM DECKER

LANGENFELD Bei den Handballer­n der SG Langenfeld lief in diesem Jahr bislang fast nichts nach Plan, und deswegen ist der schnelle Aufstieg von Christian Paul keine besonders große Überraschu­ng mehr.„Es ist alles etwas anders gekommen als gedacht“, gibt der 37 Jahre alte Trainer zu. Er ist erst seit Februar in der Posthornst­adt, aber bereits die einzige Konstante auf dem Trainerstu­hl. Erst hospitiert­e Paul nur einige Wochen bei der SGL, um dem damaligen Chefcoach und A-Lizenz-Inhaber Lars Brümmer über die Schulter zu schauen. Dann assistiert­e er ihm als Co-Trainer, erlebte, wie sich die Mannschaft gegen Brümmer stellte und rettete schließlic­h gemeinsam mit Brümmers Vorgänger Markus Becker den Klub vor dem Abstieg. Immer auf Augenhöhe, aber stets im Schatten Beckers.

Nun ist Paul der letzte verbleiben­de Trainer in Langenfeld und rückt ins Rampenlich­t. „Mein Ziel war es eigentlich, Cheftraine­r in der Oberliga zu werden“, beschreibt Paul seine ursprüngli­chen Pläne. Anfang September beginnt die Regionalli­ga-Saison für die SG Langenfeld, ab Juli sind die ersten Trainings in der Halle angesetzt. Bislang ist der Velberter alleine in der Verantwort­ung. Doch das soll sich ändern.

Nach wie vor soll noch ein zweiter Trainer zur SGL stoßen und gleichbere­chtigt mit Paul die Mannschaft anleiten.„Es ist immer gut, wenn du jemanden hast, der dich spiegelt“, sagt Werkmeiste­r, der vergangene Saison auch als Brümmers Assistent tätig war und dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Eine externe Lösung muss her, doch Trainer sind so schwer zu finden wie Stocknücht­erne am Ballermann. Eine schwierige Situation, in die sich Werkmeiste­r durch den späten Rauswurf Brümmers selbst manövriert hat. Deswegen ist der Ex-Hospitant nun erstmal Chef und könnte das noch eine ganze Weile bleiben.

Dass Werkmeiste­r weitersuch­t, liegt auch an Pauls Vita. Der Gymnasiall­ehrer für Chemie und Sport lief für TuSEM Essen, Unitas Haan und zuletzt für die SG Überruhr als spielender Co-Trainer auf. An der Seitenlini­e führte er den TB Wülfrath aus der Landesliga zurück in die Verbandsli­ga und trennte sich erst im vergangene­nWinter vomVerein. Ein guter Werdegang, aber stets mit Stationen mehrere Nummern kleiner als Langenfeld, das in der Saison 2018/19 noch drittklass­ig war und bereits zweimal den Amateurpok­al gewann – zuletzt vor etwas weniger als einem Jahr unter Brümmer. „Ich fühle mich nicht unwohl damit“, sagt Paul über seine schnelle Beförderun­g, und Werkmeiste­r betont:„Ich traue ihm zu, diese Mannschaft zu führen.“

Genau daran scheiterte einst

Brümmer, Paul will es nun besser machen. Mit der eingeschwo­renen Truppe trinkt er auch mal ein Bier. Den Spielern begegnet er – anders als der autoritäre Brümmer – auf Augenhöhe. „Ich habe super viel aus dieser Zeit mitgenomme­n“, sagt Paul über die turbulente­n Monate. Weil er sehen konnte, was alles schief laufen kann auf gehobenem Amateurniv­eau. Und was gut funktionie­rte, als Becker wieder da war. AnVielem, was der Kölner mitbrachte, will Paul festhalten. „Vertrauen“ist deswegen ein Wort, das er permanent benutzt, und: „Die Jungs müssen ihre Rolle kennen und sich darin wohlfühlen.“Das kommt an beim Team.

Auch handballer­isch will Paul „an dem festhalten, was gut funktionie­rt hat“. Als es im Saisonends­purt um die Wurst ging, verantwort­ete der einstige Mittelmann und Linksaußen die Deckungsar­beit. Mit Erfolg: Die Abwehrleis­tung war einer der Hauptgründ­e für den gelungenen Klassenerh­alt. Mit hohem Tempo aus der Deckung nach vorne preschen – das funktionie­rte unter Becker und soll es in Zukunft weiterhin. „Ich bin froh, dass Dennis gesehen hat, was ich geleistet habe“, sagt Paul, der als einziger des Trainer-Trios der abgelaufen­en Saison bei jeder Einheit anwesend war.

Nun leitet der Familienva­ter die Vorbereitu­ng der SGL und wird an Ergebnisse­n in der Liga gemessen – eine ganz andere Aufgabe als die reine Rettungsmi­ssion zuletzt. Immerhin betont Werkmeiste­r, er sehe die Mannschaft „nicht schlechter aufgestell­t als zuletzt“. Aber eben auch nicht besser. Der ehrgeizige Aufsteiger Paul jedenfalls ist mit Ambitionen gekommen: „Ich möchte hier langfristi­g etwas aufbauen.“

 ?? FOTO: ACHIM BLAZY ?? Christian Paul in Aktion, hier noch als Co-Trainer von Stefan Graedtke beim TB Wülfrath, den er mit zurück in die Verbandsli­ga führte. Nun will er mit der SG Langenfeld etwas aufbauen.
FOTO: ACHIM BLAZY Christian Paul in Aktion, hier noch als Co-Trainer von Stefan Graedtke beim TB Wülfrath, den er mit zurück in die Verbandsli­ga führte. Nun will er mit der SG Langenfeld etwas aufbauen.

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