Frische Brötchen nur noch samstags
Corona-Spätfolgen, Verschiebungen im Arbeitsmarkt: fehlende Arbeitskräfte führen zu Einschränkungen.
LANGENFELD/MONHEIM „Morgens Frühstück bei Sticherling“, war für manche Langenfelder jahrzehntelang ein guter Start in den Tag. Seit Anfang des Monats konzentriert sich Konditor Jörg Sticherling auf sein Kerngeschäft, Torten und Kuchen, und öffnet den Laden an der Hauptstraße erst um neun Uhr, das Café erst um 13 Uhr. Frische Brötchen gibt es nur noch am Samstag. Ein Bäcker habe gekündigt, Ersatz sei nicht zu finden. Die Arbeit mit Aushilfen biete nicht die notwendige Verlässlichkeit, umreißt Sticherling die Gründe. „Die Kunden haben Verständnis“, berichtet er. Die Initiativbewerbung eines Gelegenheitskunden bewahrt ihn vor weiteren Einschränkungen, auch bei den Konditoreiprodukten. Der „Neue“ist Konditormeister und unterstützt ihn jetzt wenigstens ein paar Stunden die Woche.
Im gesamten lokalen Einzelhandel fehlen (fachkundige) Mitarbeiter. Ob im Elektrofachmarkt Euronics in der Stadtgalerie oder beim Geschenkartikelladen Lebenslust am Markt sind Arbeitsplätze frei. Öffnungszeiten wurden allerdings nicht reduziert, so Jens Schlupp, Euronics-Inhaber. Wir passen die Zeiten nur – wie immer – den sommerlich-geänderten Bedürfnissen an, sagt Ingo Schulz, Inhaber des Geschäfts „Lebenslust“in der Schoppengasse.
Im Vorteil sind Arbeitgeber, die in schwierigen Corona-Zeiten dank teilweisem Umstieg auf Online-Geschäft ihre Mannschaft behalten haben. Wie etwa der Schuhersteller „ara“in Langenfeld, der dem Personal das staatliche Kurzarbeitergeld aufstockte. Sebastian Meyer, Geschäftsführer des ara-Outlets in Langenfeld und Betreuer aller araShops vermutet, dass viele Kräfte in der Zeit der quasi-Berufsverbote ihrer Branche den Rücken kehrten und zu Testzentren, Lieferdiensten oder in die Transportbranche wechselten, die als „Krisengewinner“höhere Löhne zahlen können.
Meyer sieht weitere Ursachen in der natürlichen Fluktuation (demographische Entwicklung), der falschen Priorisierung von Studium statt Handwerk, zuletzt auch in Versäumnissen der Arbeitgeber. Aber auch Meyer hat Probleme, zwei im Herbst ausscheidende Mitarbeiterinnen für das Outlet in der Hardt zeitnah zu ersetzen.
Trotz Zuschüssen zum Kurzarbeitergeld konnte das „Seehaus“auf dem Wasserski-Gelände nicht alle Mitarbeiter halten, so dass nach dem Neustart im März wochenlang montags und dienstags das Lokal erst ab 17 Uhr öffnete. „Jetzt geht es wieder“, so Senior Johannes Sühs.
Im Vier-Sterne-Romantik-Hotel „Gravenberg“an der Elberfelder Straße bleibt im Restaurant noch immer am Sonntag und am Montag die Küche kalt.„Wegen Personalmangel“, bedauert Frank Lohmann, Inhaber des Familienbetriebes und Dehoga-Vorsitzender im Kreis Mettmann, der keine andere Möglichkeit sieht, als „die vorhandenen Mitarbeiter vor Überforderung zu schützen“.
„Sonntag und am Montag bleibt die Küche kalt. Wegen Personalmangels“Frank Lohmann Dehoga-Vorsitzender im Kreis Mettmann