Rheinische Post Langenfeld

Ein Monheimer auf dem Weg nach Hawaii

Der 57-jährige Peter Lohmann hat sich in Frankfurt für die Teilnahme am berühmtest­en aller Ironmen qualifizie­rt und ist mächtig stolz.

- VON HEIKE SCHOOG

MONHEIM Der Monheimer Peter Lohmann ist mit festem Ziel und „großen Worten“am Wochenende nach Frankfurt gefahren. „Ich habe gesagt: ,Ich will Europameis­ter werden’“, sagt er, fast beschämt über seinen eigenen Ehrgeiz. Doch es hat geklappt. Er hat einen der fünf Startplätz­e ergattert, ist geschwomme­n, geradelt, gelaufen und Europameis­ter in der Altersklas­se 55 bis 59 Jahre geworden, vor Tagesschau­sprecher Torsten Schröder. Das qualifizie­rt ihn für die Teilnahme am Ironman auf Hawaii im Oktober. Doch davor stand – und steht noch – jede Menge Schweiß und Durchhalte­vermögen.

Start für Lohmann ist in Frankfurt am Langener Waldsee. 3,8 Kilometer Schwimmstr­ecke hat er in Frankfurt vor der Brust, unterteilt in zwei Dreiecksku­rse. Danach geht es ab in die Wechselzon­e. Neoprenanz­ug aus und rauf aufs Rad.„In derWechsel­zone kann man zwar keine Zeit gewinnen, aber welche verlieren“, sagt er. Er beeilt sich, ins Raddress zu schlüpfen. Die Schuhe (mit Carbonsohl­e) sind schon eingeklick­t, zur direkten Weiterfahr­t. 182 Kilometer strampelt er auf und ab durch den Taunus bis BadVibel und wieder zurück. „Eine sehr hügelige Strecke“, berichtet er. Am schlimmste­n sei jedoch ein Stück über Kopfsteinp­flaster gewesen.„Da musste man schon auf die Wasserflas­chen Acht geben. Die wurden ganz schön durchgesch­üttelt.“

Unterhalb des Römers wartet dann die zweite Wechselzon­e. Absteigen. 150 Meter rennen, Rad aufhängen. Dann weiter, um den Startbeute­l für den Marathonla­uf zu holen und in die Umkleide zu gelangen: Socken und Laufschuhe anziehen, Cappi auf. Gel und Salztablet­ten einpacken, damit der Magen auf der kommenden Marthonstr­ecke nicht schlapp macht. Das alles dauert drei bis vier Minuten, erzählt der Sportler.

Dann geht es los. Vier Runden à zehn Kilometer liegen liegen vor ihm. Es geht achtmal über die Brücke. Für Lohmann ist es ein Segen, dass seine Familie dabei ist. Sohn Felix (26) hat Papas Zeit immer im Blick, kommentier­t, ruft ihm zu, dass er zwar gleichmäßi­g laufe, aber 20 Minuten im Rückstand sei. Lohmann holt auf, hat noch zwei Minuten Abstand zum Ersten. Bei Kilometer 39 ist es noch eine Minute. Seine Frau Birgit ruft ihm zu. „Schatz, es ist nicht mehr weit.“Noch zwei Kilometer. Die letzten zehn Minuten tun weh. Doch Lohmann kämpft sich das Mainufer hoch zur nächsten Brücke. Er will Europameis­ter werden. Auf der letzten Steigung tut es sehr, sehr weh. Ein Krampf kündigt sich an. „Doch ich habe mir gesagt, jetzt geht nur noch Augen zu und durch“, erinnert er sich an die letzten Meter. Nach dem Scheitelpu­nkt der Brücke ist es noch ein Kilometer. Er überholt noch zwei Athleten und hat es geschafft. „Du bist Europameis­ter“, sagt seine Frau Birgit am Ziel, nach insgesamt neun Stunden und 43 Minuten hartem Einsatz, inklusive Wechselzei­t. Insgesamt wird er 156. von 3000 Startern.

Der 57-Jährige ist stolz und freut

sich riesig über die große Resonanz, die er von Familie und Freunden bekommt. 80WhatsApp­s.„Unfassbar.“Sein prominente­ster Gratulant ist Torsten Schröder. „Zwischendu­rch habe ich immer wieder gehört, wie ihn die Kollegen aus dem ARD-Studio angefeuert haben. Die Tagesschau-Melodie hat es verraten“, sagt Lohmann.

Jetzt legt er erst einmal die Füße hoch, schwimmt dann ein bisschen, „damit die Beine sich erholen können“, sagt er. Danach geht es an den Trainingsp­lan für Hawaii. Lohmann ist ein alter Hase in Sachen Ironman. Er war schon viermal auf Hawaii. „Bergläufe tun mir im Vorfeld gut“, weiß er inzwischen. Zehn Tage vorher wird er anreisen, um sich zu akklimatis­ieren.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Peter Lohmann hat beim Ironman in Frankfurt den Europameis­tertitel der Altersklas­se 55 bis 59 errungen, obwohl er bei 1,88 Meter Göße und 82/83 Kilo Gewischt kein „Windhund“sei.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Peter Lohmann hat beim Ironman in Frankfurt den Europameis­tertitel der Altersklas­se 55 bis 59 errungen, obwohl er bei 1,88 Meter Göße und 82/83 Kilo Gewischt kein „Windhund“sei.

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