Neuer JU-Chef soll aus NRW kommen
Johannes Winkel soll an diesem Wochenende für die Wahl im Herbst aufgestellt werden.
DÜSSELDORF Die Junge Union braucht einen neuen Bundesvorsitzenden. Tilman Kuban hat bereits im Mai die Altersgrenze von 35 Jahren erreicht, als Funktionsträger kann er noch bis zum Deutschlandtag im November weitermachen. Dann könnte nach dem Niedersachsen wieder ein Nordrhein-Westfale an die Spitze rücken: Johannes Winkel, Chef des NRW-Landesverbands, soll an diesemWochenende auf einem außerordentlichen NRW-Tag offiziell zum Kandidaten gekürt werden.
Winkel nutzt dabei den Rückenwind, den er durch den Erfolg bei der CDU-Landtagswahl gewonnen hat. Sein„TeamWüst“war maßgeblich mit dafür verantwortlich, den Wahlsieg für den Ministerpräsidenten einzufahren. Winkel, der gerade sein zweites juristisches Staatsexamen erfolgreich hinter sich gebracht hat, scheut keine unbequemen Positionen. Früh im Wahlkampf forderte er, die NRW-CDU müsse das ungeliebte Bildungsressort für sich beanspruchen. In den Koalitionsverhandlun
gen saß er mit im Team, das die Bildung verhandelte – musste sich allerdings wegen der Prüfungen zurücknehmen.
An der Spitze der JU NRW steht Winkel seit Herbst 2020. Damals stimmten 99 Prozent für den Juristen aus Südwestfalen, der inzwischen in Bonn lebt. Wüst hatte Winkel im Gespräch mit unserer Redaktion einmal als „ein großes Talent“bezeichnet. Der so Gepriesene spricht von sich selbst hingegen als einem parteipolitischen Spätzünder. Erst mit 19 Jahren wurde er bei der JU aktiv. Er stammt aus einem zwar politisch interessierten, aber nicht aktiven Elternhaus mit christlich-sozialer Prägung. Nach dem Abitur 2011 ging er fürs Studium nach München und St. Gallen, doch am Ende zog es ihn zurück nach NRW.
Ein Wunschkandidat des scheidenden Bundesvorsitzenden ist Winkel demVernehmen nach nicht. Kuban habe einen JUler aus Hessen favorisiert, der aber im eigenen Landesverband nicht über den nötigen Rückhalt verfügte. Das Verhältnis zwischen Winkel und Kuban gilt spätestens seitdem als angespannt. Vier Monate sind es noch bis zum Deutschlandtag in Fulda. Bis dahin könnten noch weitere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen.
Kuban, der seit dem vergangenen Herbst im Bundestag sitzt, war im Übrigen nicht der Favorit, als er im März 2019 an die Spitze der JU rückte. Mit einer aggressiven Rede fegte er denWunschkandidaten aus Thüringen, Stefan Gruhner, beiseite und machte so alle Hinterzimmerkungeleien zunichte.