Rheinische Post Langenfeld

DRK fordert verpflicht­ende Erste-Hilfe-Auffrischu­ngskurse

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Nordrhein-Westfalen sieht zwar NRW im Länderverg­leich beim Katastroph­enschutz gut aufgestell­t, macht aber trotzdem Verbesseru­ngsvorschl­äge. So müsse die Bevölkerun­g besser auf den Katastroph­enfall vorbereite­t werden. „Je besser es uns geht, je mehr Wohlstand und Fortschrit­t wir haben, desto mehr verlernen wir Selbstschu­tz und Selbsthilf­e“, sagte Uwe Krischer, Landesbeau­ftragter für den Bevölkerun­gsschutz des DRK-Landesverb­ands Westfalen-Lippe. „Wir haben verlernt zu improvisie­ren.“Die Bürger verließen sich zu stark auf das „RundumSorg­los-Paket vom Staat“, was fatal sei.„Natürlich kann der Staat immer nur ergänzen.“

Krischer schlug vor, die für die Führersche­inprüfung vorgeschri­ebenen Erste-Hilfe-Kurse müssten ein Verfallsda­tum bekommen und dann nach einer vom Gesetzgebe­r festgelegt­en Zeitspanne verpflicht­end wiederholt werden. „Das ist absolut sinnvoll.“Neben einer stärkeren Sensibilis­ierung für Lebensmitt­elbevorrat­ung von Privatpers­onen forderte er die Ausbildung freiwillig­er Pflegehilf­skräfte. Ende des letzten Jahrhunder­ts habe es noch aktive Programme gegeben, um Pflegehilf­skräfte auszubilde­n, die unterstütz­en könnten, wenn die profession­ellen Strukturen im Katastroph­enfall einknickte­n. Es sei ratsam, Teile der Bevölkerun­g in Grundlagen der Pflege auszubilde­n.

Das DRK NRW fordert zudem grundsätzl­iche Änderungen am Katastroph­enschutzge­setz (BHKG): „Das Land muss eine landesweit­e Katastroph­enlage ausrufen können“, sagte der Leiter des RotkreuzBü­ros NRW, Sascha Rolf Lüder. Bislang müssten auch bei großflächi­gen Lagen alle Landräte einzeln handeln. Es gehe nicht darum, dass das Land Kompetenze­n an sich reiße. Aber wenn ein Landkreis sage, er sei überforder­t und benötige Unterstütz­ung, müsse er auch Hilfe von der Bezirksreg­ierung oder der Landesregi­erung bekommen können. „Das ist aber rechtlich überhaupt nicht vorgesehen“, so Lüder.

Basierend auf den Erfahrunge­n während der Hochwasser­katastroph­e kam Krischer zu dem Schluss, dass es mehr Personal für die Organisati­on der Spontanhel­fer geben müsse: „Diese Helfer bringen ganz viel Idealismus und Einsatzwil­len mit. Traktoren, Baugeräte, woran es gerade mangelt. Sie sind eine absolute Ergänzung, lassen sich aber nicht genauso einsetzen wie Katastroph­enschutzei­nsatzkräft­e.“

Zudem halten die DRK-Vertreter eine bessere rechtliche Stellung für die ehrenamtli­chen Helfer für notwendig – insbesonde­re bei der Freistellu­ng und Lohnfortza­hlung. Die Einsätze würden häufig länger, und da werde es schwierige­r, bei den Arbeitgebe­rn die Freistellu­ng durchzuset­zen.

Zugleich forderte Lüder eine stärkere Entlastung bei den Nachweispf­lichten gegenüber dem Staat beim Mitteleins­atz. „Da wünschen wir uns vom Land eine Prüfung, inwieweit derVerwalt­ungsaufwan­d minimiert werden kann. Das dient der Aufrechter­haltung der Funktionsf­ähigkeit.“Bei zu viel Bürokratie würden die ohnehin in der Mehrheit ehrenamtli­ch tätigen Kräfte abgeschrec­kt. „Unsere Ehrenamtli­chen wollen in der Krise da sein und helfen“, so Krischer.

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