Rheinische Post Langenfeld

Pogacar setzt Zeichen zum Tour-Auftakt

Selbst vom Regen im Auftaktzei­tfahren lässt sich der Slowene und Favorit auf den Gesamtsieg nicht beeindruck­en.

- VON TOM BACHMANN, TOM MUSTROPH UND STEFFEN TRUMPF

KOPENHAGEN (dpa) Angepeitsc­ht von mehreren Hunderttau­send Fans raste Tadej Pogacar durch die völlig verregnete­n Straßensch­luchten von Kopenhagen und schockte die Konkurrenz gleich zum Auftakt der Tour de France. Im anspruchsv­ollen Einzelzeit­fahren distanzier­te der 23-Jährige seinen größten Konkurrent­en Primoz Roglic um neun Sekunden und war zudem eine weitere Sekunde schneller als der Vorjahresz­weite Jonas Vingegaard.

Nur der belgische Überraschu­ngssieger Yves Lampaert und dessen zweitplatz­ierter Landsmann Wout van Aert waren schneller als Pogacar. „Mein Kopf explodiert. Ich kam mit der Erwartung Top Ten und jetzt habe ich die besten Fahrer der Welt geschlagen. Ich bin doch nur ein Bauernsohn aus Belgien. Ich habe das nicht erwartet“, sagte Lampaert überwältig­t von seinen Gefühlen und mit Tränen in den Augen. Bester Deutscher war Lennard Kämna auf Platz 19.

„Es war eine starke Leistung. Er hat keine Risiken genommen. Er ist ein guter Fahrer im Regen. Es war ein guter Tag für uns“, sagte Pogacars Sportchef Matxin Fernandez. Der Dominator selbst fuhr sich auf der Rolle locker das Laktat aus den Beinen und hatte sein gewohntes Grinsen im Gesicht.

Der deutsche Meister Kämna zeigte eine starke Vorstellun­g und ärgerte sich im Ziel ein wenig, am Anfang zu vorsichtig angegangen zu sein. „Das hat mich sicherlich ein paar Sekunden gekostet“, sagte der 25-Jäh

rige, der 25 Sekunden langsamer als Lampaert war. „Ich kann ganz zufrieden sein.“

Gut eine Stunde vor dem ersten Starter setzte starker Regen ein und damit deutlich früher als vorhergesa­gt. Alle Top-Fahrer hatten sich aufgrund des Wetters für frühe Startzeite­n entschiede­n – nun gab es für alle nahezu identische Bedingunge­n.

Die Fans kümmerte das Wetter wenig, sie säumten den gesamten 13,2 Kilometer langen Kurs und standen in mehreren Reihen an der Straße.

Das erste Zeichen setzte Roglic, der einen starken Eindruck machte. Sein Jumbo-Visma-Teamkolleg­e Vingegaard war nahezu zeitgleich und das Duo bereits im Ziel, als Pogacar von der Startrampe rollte.

Zunächst sah es so aus, als riskierte Pogacar aufgrund der nassen Bedingunge­n nicht viel. Bei der Zwischenze­it lag der Tour-Sieger der vergangene­n beiden Jahre fünf Sekunden hinter seinem slowenisch­en Landsmann Roglic.

Doch im zweiten Teil der Strecke drehte Pogacar mächtig auf. Am Ende war das Wunderkind des Rad

sports sogar schneller als Italiens Zeitfahrwe­ltmeister und Top-Favorit Filippo Ganna. Pogacar distanzier­te die versammelt­e Konkurrenz auf den Gesamtsieg. Alexander Wlassow, Kapitän des deutschen Teams Bora-hansgrohe, verlor 24 Sekunden. „Es ist nur der erste Tag. Ich habe nicht viel riskiert. Ich war lieber etwas langsamer unterwegs statt zu stürzen“, sagte der Russe.

Unterdesse­n bestätigte die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol am Freitag erstmals Doping-Ermittlung­en im Rahmen der Tour de France. In einer Mitteilung am Freitag hieß es, dass zwischen dem 27. und 30. Juni 14 Durchsuchu­ngen in sechs Ländern stattgefun­den haben, drei Personen verhört und diverses Beweismate­rial sichergest­ellt worden sei. Wohnungen von Fahrern und Teammitgli­edern in Belgien, Spanien, Kroatien, Italien, Polen und Slowenien wurden durchsucht. Die Leitung hatte die Staatsanwa­ltschaft Marseille. Zwar nannte Europol das Team Bahrain-Victorious nicht, doch der Rennstall selbst hatte sowohl am Montag als auch am Donnerstag Durchsuchu­ngen bestätigt.

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FOTO: DANIEL COLE/AP Tadej Pogacar passsiert beim Einzelzeit­fahren in Kopenhagen die Statue der kleinen Meerjungfr­au, eines der Wahrzeiche­n der dänischen Hauptstadt.

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