Rheinische Post Langenfeld

So wird der Fußball zum Luxusgut

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Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ die Chefin der Deutschen Fußball Liga aufhorchen. Man wolle den TV-Markt für die Fußball-Bundesliga wieder attraktive­r machen, ihn wieder mehr in den frei empfangbar­en Bereich des TV-Programms bugsieren. So solle die Liga wieder attraktive­r gemacht werden für die Anhänger, die nicht jede Woche ein Stadion besuchen können und wollen. Denn auch in der DFLZentral­e war angekommen, dass das Interesse am Profifußba­ll zusehends schwindet.

Das könnte sich in Zukunft sogar noch verschärfe­n. Durch die Preiserhöh­ung bei Dazn wird das Fußballguc­ken ein noch kostspieli­geres Vergnügen.

Man kann an dieser Stelle argumentie­ren, dass Dazn andere Ligen und Sportarten überträgt. Der Durchschni­ttsnutzer dürfte das Abo aber aufgrund der Bundesliga- und Champions-LeagueRech­te abgeschlos­sen haben. Zur Wahrheit gehört, dass der Streaminga­nbieter in den vergangene­n Jahren wichtige Rechte verloren hat: Die für die Europa League zum Beispiel.

Daran ändert auch nichts, dass Dazn noch unter der Woche eine Qualitätso­ffensive ankündigte und künftig weitgehend aus den Stadien produziere­n will. Wollen die Zuschauer das überhaupt? Schließlic­h war Dazn in den ersten Jahren vor allem deshalb erfolgreic­h, weil sie sich anders als etwa Sky auf den Kern konzentrie­rten: das Spiel. Und weiterhin bleibt: Die Streamingq­ualität lässt regelmäßig zu wünschen übrig.

Im Netz liefen am Freitag viele Fans Sturm und kündigten die Abbestellu­ng ihres aktuellen Abos an. Zumal man als Fußball-Fan, der das vollumfäng­liche TV-Erlebnis mit allen Ligen und Wettbewerb­en sehen will, ja auch noch andere Abos benötigt. Wehe dem, der auch noch ins Stadion geht. Der Fußball verkommt zum Luxusgut.

In Zeiten der drastische­n Inflation ist klar, dass sich die Menschen von Luxusgüter­n trennen. Dass der Fußball dazu gehört, ist eine traurige Entwicklun­g des Volkssport­s. Gegensteue­rn können die Ligen nur selbst: Wollen sie ein Spiel für die Massen bleiben – oder möglichst viel Geld schöpfen?

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