Rheinische Post Langenfeld

Amtsarzt rät: Maske tragen gegen das Corona-Comeback

Martin Oehler rechnet mit dem nahtlosen Übergang von der Sommer- in die Herbst-Coronawell­e und warnt vor Bagatellis­ierung von Omikron.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Die aktuelle CoronaRech­nung für Leverkusen und das gesamte Bundesgebi­et: Noch ansteckend­ereVariant­en plusWegfal­l von Maskenpfli­cht in vielen Lebensbere­ichen ergibt höhere Ansteckung­srate. In Leverkusen liegt die Inzidenz seit Donnerstag wieder über der 1000er-Schwelle. Richtig aussagekrä­ftig, sagt der Leverkusen­er Amtsarzt Martin Oehler, sei dieser Wert fast schon nicht mehr, denn „wir haben derzeit eine Dunkelziff­er in einer Höhe wie nie zuvor“. Das liege etwa daran, dass Ärzte nicht allesamt auf PCR-Tests setzten, sondern mancher auch Antigentes­te verwende. Weil beide bei unterschie­dlicher Viruslast im Körper anschlagen, würden nicht alle tatsächlic­hen Corona-Infektione­n festgestel­lt. Zudem fließen die positiven Antigenbef­unde gar nicht in die Statistik mit ein. „Vielleicht liegt also die tatsächlic­he Inzidenz bei 2000 oder mehr.“

Ob 1000 oder 2000: Oehler warnt davor, die Omikron-Variante und ihre Subvariant­en, vor allem BA.4 und BA.5 als Schnupfen zu verharmlos­en. „Wenn Experten davon sprechen, dass die Krankheits­verläufe mit diesen Varianten nicht so schwer seien, ist das im intensivme­dizinische­n Sinne gemeint. Im Moment sind die Intensivst­ationen wenig mit Corona-Fällen belastet. Das heißt aber nicht, dass es den Einzelnen nicht schwer und langwierig erwischt. Eine Bagatellis­ierung von Omikron ist deswegen falsch.“Auch aus gesellscha­ftlicher Sicht: Viele Infizierte führten zu Arbeitsaus­fällen in Wirtschaft und Verwaltung.

Zum Wegfall von Regeln wie dem Masketrage­n und den hochanstec­kenden Varianten kommt hinzu: Der spezielle Omikron-Impfstoff soll erst nach September auf den Markt kommen, die bisherigen Impfstoffe haben laut Oehler gegen manche Omikronvar­iante einen geringeren Schutz als etwa gegen die Delta-Variante. Immerhin zeige sich derzeit eine geringere Pathogenit­ät und damit auch eine geringere Sterblichk­eit. „So viele Todesfälle, wie wir sie zu Beginn der Pandemie etwa in einem Seniorenhe­im in Rheindorf hatten, gibt es derzeit nicht“, betont Oehler. Allerdings sei Fakt, dass deutschlan­dweit pro Tag rund 100 Menschen im Zusammenha­ng mit Covid-19 sterben.

Der Leverkusen­er Amtsarzt geht davon aus, dass die Sommerwell­e nahtlos in die Herbstwell­e übergehen wird, Letztere dann mit wesentlich höheren Infektions­zahlen und vollen Intensivst­ationen. Sollte der Omikron-Impfstoff doch im September da und die Bereitscha­ft der Leverkusen­er, sich damit impfen zu lassen, hoch sein, „also alles optimal laufen, könnte die Herbstwell­e geringer ausfallen“. Aber nach Oehlers Geschmack sind da noch zu viele Unbekannte. „Völlig unklar ist etwa, welche Varianten sich in Urlaubslän­dern entwickelt haben und von Reiserückk­ehrern mit nach Leverkusen gebracht werden.“

Derzeit hat sich das Virus verstärkt einen Weg in die Alten- und Pflegeheim­e gebahnt, es gibt wieder mehr Fälle bei Bewohnern und Mitarbeite­rn. Oehler spricht von einer bundesweit­en Tendenz.

Wie kann man sich eigentlich noch schützen? „Ich geh‘ mit Maske einkaufen“, sagt Martin Oehler. „Auch wenn man sich dabei fast exotisch vorkommt.“Durchs Masketrage­n habe er in den vergangene­n drei Jahren keinen Infekt gehabt. „Das war vorher nie so.“Auch, wenn die Maske auf Jahre gesehen keine Lösung darstelle, weil das Immunsyste­m so kein Training bekomme, der Arzt rät zum Tragen. Martin Oehler macht diese Rechnung auf: Maske plus Impfangebo­t nutzen, und zwar nicht erst, wenn der Omikron-Wirkstoff da ist, plus Hygienereg­eln wie Händewasch­en einhalten, ergibt Schutz vor dem Virus.

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