Rheinische Post Langenfeld

Talent ist bei Bayers Transfers nicht alles

- VON DORIAN AUDERSCH

Bayer Leverkusen sticht in Verhandlun­gen immer wieder finanzkräf­tigere Klubs aus. Ein Grund ist, dass der Werksklub mehr als Geld zu bieten hat. Zudem achtet Sportgesch­äftsführer Simon Rolfes bei Zugängen auf bestimmte Eigenschaf­ten.

LEVERKUSEN Moussa Diaby, Edmond Tapsoba, Exequiel Palacios, Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Piero Hincapie – Bayer hat in den vergangene­n Jahren mit Transfers junger Top-Talente für Aufsehen gesorgt. Der Werksklub steht für schnellen, temporeich­en, technisch anspruchsv­ollen Offensivfu­ßball. Umgesetzt wird die Maxime von außergewöh­nlich begabten, aber oft noch eher unerfahren­en Profis. Für Simon Rolfes ist das zumindest ein Teil der Strategie, wenn es um Zugänge geht. Doch das Talent ist nicht das einzige Kriterium.

„Ich will Spieler haben, die für ihre Karriere und ihre Entwicklun­g brennen“, betont Bayers Sportgesch­äftsführer. „Sie müssen angreifen wollen.“Umgangsspr­achlich würde man das wohl als Hunger auf Erfolg bezeichnen – und die Werkself bietet ehrgeizige­n Jungprofis ideale Rahmenbedi­ngungen, um sich in einem vergleichs­weise ruhigen Umfeld auf hohem Niveau zu entwickeln. Das gilt umso mehr in der kommenden Saison, wenn sich Leverkusen in der Champions League mit den besten Mannschaft­en Europas messen kann.

Rolfes sieht darin einen Wettbewerb­svorteil im Ringen um Zugänge. Top-Talente stehen natürlich stets auch bei anderen Klubs im Fokus, doch Bayer punktet in Verhandlun­gen mit der Perspektiv­e und kann dabei auf prominente Beispiele wie etwa Kai Havertz verweisen. Das hilft dabei, finanzstär­kere Klubs auszuboote­n. „Ich finde immer wichtig, dass die Spieler ihre Situation realistisc­h einschätze­n, aber auch wertschätz­en, was sie bei Bayer haben – und mit uns zusammen maximal ambitionie­rt sind“, sagt Rolfes. Die Chance bei Bayer steche bisweilen auch das Finanziell­e aus.„Ich glaube, dass wir uns in den letzten Jahren ein klares Profil am Markt erarbeitet haben. Nicht nur, weil wir sehr klar wissen, was wir für Spieler suchen, sondern auch, weil die Spieler sehen, was für Möglichkei­ten sie bei uns haben. Sie verdie

nen alle gut, aber das Monetäre darf nicht die große Rolle spielen.“

Der bislang einzige Zugang in diesem Sommer ist Adam Hlozek. Der 19-jährige Tscheche kommt von Sparta Prag, gilt als riesiges Talent und ist in der Offensive variabel einsetzbar. An der Seite seines Landsmanns Patrik Schick soll der Angreifer bei Bayer den nächsten Schritt machen. „Adam hat eine großartige Perspektiv­e, aber er kommt aus einer kleineren Liga. Wir müssen schauen, wie schnell er sich anpassen kann.“Tempo, Intensität, Physis, Taktik – für Hlozek gibt es in der Bundesliga freilich viele verschiede­ne Herausford­erungen, denen

er sich in neuer Umgebung stellen muss, um als Profi zu wachsen. „In Prag war er der absolute Top-Mann seiner Mannschaft und hat schon viel Verantwort­ung getragen. Er ist sehr flexibel und ein Top-Zugang für unsere Offensive“, ist Rolfes überzeugt.

In Leverkusen soll er nun an der Seite von gestandene­n Nationalsp­ielern und anderen Talenten seine nächsten Schritte gehen. Auch das ist bei Verhandlun­gen ein Pluspunkt: Bayer bietet nicht nur Perspektiv­e und ideale Bedingunge­n, sondern auch ein Team, in dem junge Profis reifen können. „Sie spüren, dass hier etwas entsteht und wir uns um sie kümmern“, sagt Rolfes. „Damit ist nicht gemeint, dass wir ihnen das Leben angenehm machen. Wir arbeiten individuel­l mit ihnen und fordern sie.“Mit dieser Kombinatio­n aus verschiede­nen Vorzügen sei Leverkusen bei Transfers bestimmter Spieler internatio­nal konkurrenz­fähig, auch im Vergleich zu deutlich finanzstär­keren Klubs.

Und wenn entgegen der erklärten Zielsetzun­g, die Schlüssels­pieler möglichst lange zu halten, doch einer wechselt, spült das entspreche­nde Mittel in die Kassen, um den Abgang zu kompensier­en – oder das nächste hungrige Top-Talent nach Leverkusen zu holen.

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FOTO: UWE MISERIUS Jeremie Frimpong (r.) und Karim Bellarabi unterhalte­n sich nach dem Training der Werkself.

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