Zahnärztin testet weiter gratis
Sevin Canlar Özbek betreibt fünf Testzentren. Für sie enthält die neue Verordnung zu viele Unstimmigkeiten.
LANGENFELD Die Zahnärztin Sevin Canlar Özbek mit Praxissitz in der Stadtgalerie betreibt mehrere Teststellen in Langenfeld. Jetzt hat sie via Facebook mitgeteilt, dass sie die vom Gesetzgeber ab 1. Juli vorgesehene Gebühr von drei Euro dort nicht erheben will. „Aufgrund der aktuellen Situation und der vielen Fragen und Unstimmigkeiten wegen der Drei-Euro-Zuzahlung habe ich mich dazu entschieden, die drei Euro nicht zu berechnen.“Das könne doch keiner seriös kontrollieren, sagt sie der RP. Sie nimmt in Kauf, dann weniger Geld in der Kasse zu haben. Üblicherweise erstatte die Kasse pro Test 12,50 Euro. Für alle diejenigen, die zuzahlen müssten, bekommt sie 9,50 Euro. Das könne man ein bis zwei Monate durchhalten, um die Leute, die sonst immer gekommen sind, nicht zu frustrieren. Özbek betreibt die Teststellen in Dinos Café, bei Kaufland, am Baumarkt Toom, am Reusrather Rewe und am Richrather Schützenhaus.
Mit ihrer Weigerung ist sie in guter Gesellschaft. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (wenn auch nicht für Zahnärzte zuständig), rät ihren Mitgliedern, die Gebühr in ihren Praxen nicht abzurechnen. Die neuen Anspruchsvoraussetzungen für Bürgertestungen seien ebenso detailreich wie problematisch, heißt es in der Empfehlung. Derzeit sei man dazu in Gesprächen mit dem Gesetzgeber, sagt KV-Sprecher Sven Ludwig.
In der Teststelle in der Langenfelder Markthalle, die von Plus Health betrieben wird, soll der Bei
trag erhoben werden, sagt Mitarbeiterin Amina Rasho. Sie hat einen Zettel dort liegen, der die zahlreichen Ausnahmen beschreibt. Bislang habe sich noch kein Bürger beschwert, sagt sie. „Meist kommen Stammkunden. Die kennen wir und sie bringen die notwendigen Bescheinigungen mit.“
Eine solche will sich auch Karin Elm besorgen, im Karl-SchröderHaus der Awo, wo ihre Mutter untergebracht ist. Denn das Heim teste
nur zu bestimmten Zeiten. Zu diesen müsse sie arbeiten. Am Donnerstag steht sie beim Coronapoint allerdings erst einmal vor einer Baustelle. Der Testcontainer wird ausgetauscht, danach laufe der Betrieb sofort weiter, versichert ein Mitarbeiter. Elm findet es nicht gut, dass Tests nun gebührenpflichtig werden. „Bald geht keiner mehr hin“, fürchtet sie. Auch die Langenfelderin Daniela Bradavic-Mebus sieht die Gebühr kritisch und fürchtet, das sie viele abschrecken könnte, sich testen zu lassen.
In Monheim sieht die Lage übersichtlicher aus. Alexander Zimmer hat seine Teststation in der Marienburg bereits im März geschlossen. Die aktuelle Verordnung des Gesetzgebers hält er für „unverschämt. Das sauber umzusetzen ist ein hoher Aufwand.“Ein Aufwand, den Dr. Kornelia Geißel betreiben wird. Ihre Rheinapotheke ist die erste und einzig verbliebene Teststelle in der Stadt am Rhein. „Wir rechnen die Gebühr ab“, sagt Geißel. Für sie ist die Bürgertestung kein Geschäftsmodell, sondern Teil der Gesundheitsberatung. Sie hält gut geschultes Personal bereit. „Wir haben die notwendigen Räume“, erläutert sie. Und auch das Equipment, etwa eine Registierkasse, mit der die drei Euro auch steuerfest abgerechnet werden können. „Die kann man nicht einfach in einen Kaffeebecher werfen.“Insgesamt hat sie 30 Leute, davon sechs Testerinnen. Ihnen hat sie erst einmal die neueVerordnung mit den vielen Ausnahmereglungen erklärt. Sie geht davon aus, dass kaum mehr als fünf Prozent der Bürger für den Test bezahlen werden.„Aber wir schicken auch keinen weg, sondern suchen eine Lösung im Gespäch.“Geißel sieht die neue Verordnung dennoch kritisch und gibt ihr keine lange Laufzeit. Die Abrechnung sei kompliziert. Auch sei sei fragwürdig, was den Datenschutz betreffe.
Langenfelds Zahnärztin Özbek, die in ihren Zentren im Monat durchschnittlich 12.000 Tests abnimmt, geht auch davon aus, dass die aktuelle Regelung nicht von Dauer sein wird.