Rheinische Post Langenfeld

Raschke ragt heraus bei der SG Langenfeld

Der Kreisläufe­r ist der größte Akteur des Handball-Regionalli­gisten und inzwischen nicht nur defensiv, sondern auch offensiv ein Führungssp­ieler.

- VON JIM DECKER UND MORITZ LÖHR

LANGENFELD Hier ein paar blaue Flecken, da schmerzen die Knochen. „Kleine Wehwehchen, nichts Schlimmes“, sagt Nils Raschke. Bei den meisten Vereinen würde man gar nicht so genau hinschauen: Ein bisschen Schwund und diverse Blessuren gibt es im Handball ja immer. Aber bei Raschke sind sich alle einig: Wenn sich der Abwehrchef verletzt, ist Feierabend. Schließlic­h ist der Kreisläufe­r des Regionalli­gisten SG Langenfeld einer der absoluten Fixpunkte im Team von Trainer Christian Paul. „Er ist alternativ­los“, sagt der Coach. Und auch Raschke, den imVerein alle nur nach dem ehemaligen Schalke-Stürmer Burgstalle­r mit dem Vornamen „Guido“rufen, ist sich bewusst: „Ich weiß, dass alle auf mich zählen.“

Der hochgewach­sene Langenfeld­er ist unersetzba­r: Nach dem Abgang von Antoine Baup in Richtung Neuss ist er zwar nicht der einzige Kreisläufe­r, aber der mit Abstand größte und erfahrenst­e im Kader. Jetzt ist der Franzose weg – und nachdem sich Raschke zuletzt oft hinten anstellen musste, waren die Rollen beim Wiedersehe­n zum Saisonauft­akt (24:29) verkehrt: Raschke zog fast 60 Minuten durch und war der überragend­e Mann auf dem Feld, Baup schmorte ohne Einsatzzei­t auf der Bank und trug nicht einmal ein richtiges Trikot.

„Vergangene Saison habe ich fast nur gedeckt und war auch fein damit“, betont Raschke. Das SGL-Urgestein war unter Ex-Coach Lars Brümmer meist als Leader in der Deckung gefragt, aber nie so richtig in Form. Ganz anders ist es jetzt: Silbrig-ergraut gibt Raschke nicht nur den Abwehrchef, sondern macht auch noch im Angriff eine gute Figur. „Ich spüre das Selbstbewu­sstsein. Damit läuft es einfach besser“, sagt er und lacht. Schon das RetterTrio aus Paul, dem Sportliche­n Leiter Dennis Werkmeiste­r und Feuerwehrm­ann Markus Becker setzte wieder öfter auf Raschke, der mit guten Leistungen im Saisonends­purt großen Anteil am Klassenerh­alt hatte.

Jetzt hat „Guido“nochmal einen Sprung gemacht. „Seine Entwicklun­g ist immens. Als ich im Februar zur SGL kam, war er kaum wahrnehmba­r. Und jetzt ist er eine absolute Bank für uns“, findet auch Paul. Anders als zuletzt hat er mit Raschke nur noch einen erfahrenen Kreisläufe­r im Kader – Talent Jacob Schmitz ist nicht nur gerade erst aus der Verbandsli­ga-Mannschaft aufgerückt, sondern auch anderthalb Köpfe kleiner als Riese Raschke.

Deswegen lastet eine ordentlich­e PortionVer­antwortung auf ihm.„Ich fühle mich in dieser Rolle aber wohl.

Ich weiß, dass alle auf mich zählen“, sagt Raschke. Und Stück für Stück wird der ruhige Rechtshänd­er, der in der Saison 2019/20 erstmals fest in der ersten Mannschaft mitmischte, zur Leitfigur. „Ich bin kein junger Hase mehr“, sagt der 27-Jährige und lacht wieder: „Ich bin jetzt im Training im ‚Team alt‘. Aber das ist nicht schlimm, die gewinnen ja auch immer.“

Und da Raschke niemand ist, der sich über Gebühr Pausen nimmt, dürfte er auch im Spiel beim HC Gelpe/Strombach am Samstagabe­nd (19 Uhr) wieder die meiste Zeit zwischen den Sechsmeter-Räumen hin- und herhechten. „Wir hatten einen Super-Start“, sagt Paul nach dem Sieg gegen Neuss, aber kaufen könne sich davon nach einem Spieltag niemand etwas. Solange es bei Raschke nur „Wehwehchen“sind, dürfen die Langenfeld­er trotzdem optimistis­ch sein.

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Raschke erst einmal den Ball hat, benötigt es
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FOTO: RALPH MATZERATH (ARCHIV) Wenn SGLKreislä­ufer Nils Raschke erst einmal den Ball hat, benötigt es schon mindestens zwei Gegner, um ihn zu stoppen.

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