Neuer Deich soll Schlebusch schützen
Ein 135 Meter langer Schutzwall soll den Ortskern vor Hochwasser bewahren. Auch die stark von der Flut im vergangenen Jahr betroffene Ortschaft Hummelsheim soll so besser geschützt sein, sagen die Technischen Betriebe. Im Oktober beginnen die Bauarbeiten.
SCHLEBUSCH Es war ein zähes Ringen um den Bau eines Querdeichs an der Jeckswiese nahe der Odenthaler Straße, der den Ortskern von Schlebusch zukünftig vor mindestens 100-jährigen Hochwassern schützen soll. Erst im vergangenen Jahr einigten sich die Stadt und ein Landbesitzer vor demVerwaltungsgericht Münster. Nun starten die Arbeiten. Die Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) sind für den Bau verantwortlich.
Der Deich soll ab Weihnachten mögliche Wassermassen von den landwirtschaftlich genutzten Feldern zurück in die Dhünn führen. Klaus Timpert von den TBL betonte, dass es keineswegs das verheerende Hochwasser vom Juli 2021 gewesen ist, dass die Verantwortlichen nun zu diesem Schritt bewog. Vielmehr laufen die Planungen bereits seit einigen Jahren. 2007 beschloss die Europäische Union eine veränderte Richtlinie für vermehrten und besseren Hochwasserschutz, rund zehn Jahre später erfolgte der Planungsbeschluss für den Querdeich in Schlebusch, und vor kurzem dann der Baubeschluss und die Vergabe an ein Bauunternehmen. Insgesamt kostet die Maßnahme etwa 665.000 Euro. Das Land fördert den Grunderwerb in Höhe von 10.000 Euro mit 60, die Baukosten in Höhe von 535.000 Euro mit 80 Prozent.
Für diese Summe entsteht ein 135 Meter langer Deich, der aufgrund der natürlichen Steigung des Geländes zur Ophovener Straße hin abflacht. Der vorhandene Wirtschaftsweg verläuft zukünftig über das Bauwerk. Es ist an seiner höchsten Stelle 1,45 Meter hoch. Damit liegt der Deich laut TBL-Planerin Simone Möller gut 50 Zentimeter über dem avisierten Ziel, das in der Abwehr 100-jähriger Hochwasser bestand. Dem Ereignis im vergangenen Jahr hätte der Deich somit offenbar standgehalten – wenn auch knapp.
Für etwaige Änderungen sei aber ohnehin keine Zeit mehr gewesen, sagt die Fachfrau: „Die Planungen waren schon weit fortgeschritten, wir hätten den Prozess sonst fast von vorn beginnen müssen. Es war uns wichtig, jetzt etwas zu realisieren. Wir fangen sehr viele Hochwasserereignisse damit ab, wir haben hier einen sehr guten Grundschutz.“
Dieser besteht daraus, dass das Wasser, das vorrangig an der Mündung des Leimbachs in die Dhünn über die Ufer auf die Felder tritt, durch den Deich nicht nur aufgehalten und aufgestaut wird, es wird durch einen etwa 50 Meter breiten Einlass im vorhandenen Deich an der Dhünn wieder in den Fluss zurückgeführt. Das Gewässer besitze an dieser Stelle bei einem 100-jährigen Hochwasserereignis einen deutlich niedrigeren Wasserstand als die benachbarten, dann überfluteten Felder, berichtet Möller. Laut einer Simulation entsteht durch den Deich und die Rückführung keine Stauung. „Ein Rückstau bis Hummelsheim kann ausgeschlossen werden“, betont die TBL-Frau.
Weil die Dhünn aber als FaunaFlora-Habitat-Gebiet gilt, und damit besonders geschützt werden muss, errichten die Verantwortlichen eine Gabionenwand, die 40 Zentimeter hoch ist. Die dort eingezäunten Steine sollen abgetragenen Oberboden und die darin enthaltenen
Schadstoffe, wie Pflanzenschutzmittel, auf dem Weg in die Dhünn zurückhalten.
Um schlussendlich auch das Qualmwasser zu verhindern, das unter einem Deich durchsickert und auf der anderen Seite wieder zu Tage tritt, wird unter dem Bauwerk eine Drainage installiert, die die Flüssigkeit in einen Pumpenraum transportiert, in der eine dann platzierte Pumpe das Wasser in die Dhünn befördert.
Die während der Projektvorstellung am Donnerstag anwesenden Anwohner zeigten sich vorerst skeptisch. Sie meinen, die durch allerlei Geäst und Baumstämme verstopfte Dhünn könne die Wassermassen nicht abtransportieren. Außerdem wünschen sie sich mehr Schutz vor demWasser aus dem Leimbach. Hierfür ist die Stadt nach eigenen Angaben jedoch größtenteils nicht zuständig.