Rheinische Post Langenfeld

Das Land muss auf den Bund warten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der Druck, der sich derzeit auf Bundesfina­nzminister Christian Lindner aufbaut, von der Schuldenbr­emse abzuweiche­n, wird größer. Selbst im bürgerlich-konservati­ven Lager, für das die Schuldenbr­emse lange Zeit der unantastba­re Heilige Gral war, bröckelt das Bollwerk. Und nun wird auch noch die Haushaltsd­isziplin in Nordrhein-Westfalen infrage gestellt. Die Opposition verweist auf ein Rechtsguta­chten des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes, wonach das Land eigenständ­ig tätig werden könnte und nicht erst auf den Bund warten muss, um Entlastung­sprojekte mit neuen Krediten zu finanziere­n. Doch macht das tatsächlic­h Sinn?

Die Landesregi­erung ist der Rechtsauff­assung, dass erst der Bund erklären müsse, dass das gesamtwirt­schaftlich­e Gleichgewi­cht gestört sei. Erst dann könne man diesen Schritt auch im Land nachvollzi­ehen. Tatsächlic­h wäre es falsch, wenn das Land nun vorpresche­n würde. Und auch wenn die Opposition nicht müde wird, landeseige­ne Rettungsma­ßnahmen zu fordern, wäre es fahrlässig, diesen zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.

Würde das vom Bund erdachte Entlastung­spaket eins zu eins umgesetzt, würde das Land im kommenden Jahr 3,3 Milliarden Euro und im darauffolg­enden noch einmal drei Milliarden Euro dafür zahlen, wie NRW-Finanzmini­ster Marcus Optendrenk (CDU) jüngst den Landtags-Haushälter­n vorgerechn­et hat. Insofern ist es richtig, erst einmal mit dem Bund die Frage der Lastenvert­eilung abschließe­nd zu klären. Die Ministerpr­äsidentenk­onferenz in der kommendenW­oche sollte nicht nur eine Zwischenet­appe sein, sondern endlich die nötige Klarheit bringen. Dann allerdings muss Hendrik Wüst auch zu seinem Wort stehen und vonseiten des Landes für Entlastung­en von Bürgern und Unternehme­n sorgen – idealerwei­se, ohne die Schuldenbr­emse zu lockern.

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