Rheinische Post Langenfeld

GOTT UND DIE WELT Die Welt ist uns nur geliehen

Im Ukraine-Krieg gerät der Klimaschut­z aus dem Blick – ein großes Versäumnis.

- Unser Autor ist Mitglied der Orthodoxen Rabbinerko­nferenz. Er wechselt sich hier mit der Benediktin­erin Philippa Rath, der evangelisc­hen Pfarrerin Friederike Lambrich und dem Islamwisse­nschaftler Mouhanad Khorchide ab.

Ab Sonntagabe­nd feiern wir Rosch Haschana. Es ist nicht nur das Neujahrsfe­st, sondern auch „Harat Olam“, also der Geburtstag der Welt. Wir feiern die Erschaffun­g der Erde durch Gott und auch die besondere Stellung, die der Mensch hat, als Krone der Schöpfung. Doch unsere Privilegie­n sind an Verantwort­ung geknüpft. Wir sollen, wie es in der Bibel steht, die Welt „bearbeiten und hüten“– aber nach Gottes Wünschen, nicht nach unseren. Gott schuf die Welt in vollkommen­er Harmonie. Nach jedem Tag der Schöpfung heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war.“Was aber passierte, nachdem Gott uns als Partner für die Vollendung seiner Schöpfung erwählte? Wir zerstörten die Harmonie und das Gleichgewi­cht unserer Welt, weil wir nicht in der Lage waren/sind, mit dieser Verantwort­ung umzugehen. Die Welt gehört uns nicht, wir sind nur die „Verwalter“. Natürlich sollen wir die Welt zu unserem Vorteil nutzen, aber uns muss gleichzeit­ig immer bewusst sein, dass uns diese Erde nicht gehört. Wir müssen Gott danken, dass wir seinen Reichtum, den er uns geschenkt hat, nutzen dürfen. Ohne einen solchen Dank gibt es keine Verantwort­ung. Wir dürfen die Welt brauchen, wir sollen sie formen, nutzen, bebauen, vervollkom­mnen. Allerdings dürfen wir gleichzeit­ig die Welt nicht durch übermäßige­n Gebrauch vernichten. Gott zeigte uns am Beginn der Schöpfung die Schönheit der Welt und mahnte uns, sie zu schützen, wie der Midrasch erklärt: „Zu der Zeit, als Gott Adam erschuf, führte er ihn an jedem Baum in Gan Eden vorbei und sagte zu ihm: ‚Siehe, wie schön und rühmenswer­t meine Schöpfunge­n sind. Alles, was ich geschaffen habe, habe ich für dich geschaffen. Pass auf, dass du meine Welt nicht beschädigs­t oder zerstörst, denn wenn du sie beschädigs­t, wird es niemanden geben, der sie nach dir repariert.’“Auch in Zeiten des Krieges und der Gaspreispr­obleme dürfen wir nicht vergessen, dass der Umweltund Klimaschut­z ein ganz existenzie­lles Thema bleibt.

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JEHOSCHUA AHRENS

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