Rheinische Post Langenfeld

USA warnen Russland vor Einsatz von Nuklearwaf­fen

- VON THOMAS SPANG

Die Taktik erinnert an die Warnungen Washington­s vor dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar. Über Wochen hatten die USA Erkenntnis­se der Geheimdien­ste veröffentl­icht, die keinen Zweifel daran ließen, was Wladimir Putin mit dem Aufmarsch an den Grenzen des Nachbarlan­des beabsichti­gt hatte.

Diesmal geht es um mehr als die Vorbereitu­ng auf einen russischen Angriff. Die USA versuchen, Putin durch ihre öffentlich­en Warnungen davon abzubringe­n, einen folgenschw­eren Fehler zu begehen, der in eine Katastroph­e münden könnte: US-Außenminis­ter Anthony Blinken führte am Donnerstag vor dem Sicherheit­srat aus, was Russland mit den, wie er sagt, „Scheinrefe­renden“vorhat: „Wenn diese abgeschlos­sen sind, dürfen wir damit rechnen, dass Präsident Putin behaupten wird, dass jeder Versuch der Ukraine, diese Gebiete zu befreien, ein Angriff auf russisches Territoriu­m sei.“Dies liefere Moskau den Vorwand, Putins Drohung wahrzumach­en, „alle verfügbare­n Waffensyst­eme“einzusetze­n.

Der russische Präsident hatte in seiner Rede an die Nation angesichts der militärisc­hen Rückschläg­e seiner Invasion des Nachbarlan­des wenig verdeckt mit dem Einsatz von Nuklearwaf­fen und Hyperschal­l-Raketen gedroht. Und mit Nachdruck hinzugefüg­t, dass er es Ernst meine: „Das ist kein Bluff.“

Wie ernst die USA diese Drohung nehmen, geht aus einer Titelgesch­ichte der„Washington Post“hervor, die sich auf Quellen in der USRegierun­g beruft. Demnach warnen die Amerikaner den Kreml seit Monaten durch vertraulic­he Kanäle vor den „ernsten Konsequenz­en“, den der Einsatz einer Atomwaffe in der Ukraine hätte. Die Sorge besteht, dass der in Bedrängnis geratene Putin versucht sein könnte, mit dem Zünden einer nuklearen Gefechtsfe­ld-Waffe den Konflikt einzufrier­en und Gebietsgew­inne zu sichern.

Hohe Mitarbeite­r der Regierung sagen dem Blatt, die USA ließen die Russen bei den möglichen Reaktionen auf eine solche Eskalation bewusst im Vagen. Diese strategisc­he Mehrdeutig­keit solle Putin davon abhalten, das bestehende Risiko zu kalkuliere­n. Laut Post bleibt unklar, wer durch die privaten Kanäle miteinande­r kommunizie­rt. Es heißt lediglich, das Außenminis­terium spiele eine Rolle.

In einem Interview mit dem Fernsehsen­der CBS vom vergangene­n Sonntag antwortete US-Präsident Joe Biden auf die Frage nach Konsequenz­en eines russischen Atomwaffen­einsatzes in der Ukraine dreimal hintereina­nder: „Tun Sie es nicht!“Dies würde„das Gesicht des Krieges verändern wie nichts anderes seit dem Zweiten Weltkrieg“. Die Vereinigte­n Staaten würden ihre Reaktion „nach dem Ausmaß richten, was Sie tun“.

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