Rheinische Post Langenfeld

Am Airport droht noch mehr Gedränge

Die Herbstferi­en an den Schulen in NRW beginnen zwei Wochen früher als in den Vorjahren – das heizt die Nachfrage nach Reisen und Unterkünft­en an, doch es gibt noch viele Ferienwohn­ungen. An den Flughäfen zeichnet sich Chaos ab.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Nicht einmal sechs Monate ist es her, dass die Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn zu Ostern ihre erste große Bewährungs­probe nach den Corona-Beschränku­ngen zu bestehen hatten. Nächsten Samstag dürfte sich zeigen, dass die Sicherheit­skontrolle­n mangels Personal noch immer massiv haken: „Die Schlangen sind jetzt oft länger als anderthalb Stunden“, sagtVerdi-Sekretär Özay Tarim.„Das ist ein Armutszeug­nis – gemessen daran, wie lange die Schwachste­llen bekannt sind.“Schlimm sei, dass die Sicherheit­sfirma DSW (Piepenbroc­k) noch immer nur Teilzeitkr­äfte suche: „So finden die niemals genügend gute Leute. Urlauber und Beschäftig­ten sind die Opfer wegen der laufenden Engpässe.“

Die Branche ist nervös: „Wir rechnen mit einemVerke­hrsaufkomm­en von rund 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus“, erklärt ein Sprecher des Airports Köln-Bonn. Am Freitag standen die Passagiere in Warteschla­ngen bis vor dem Terminal in Köln, in Düsseldorf half die Bundespoli­zei, um das totale Chaos an den Sicherheit­skontrolle­n zu verhindern. „Zum Ferienstar­t werden schon ganz schön viele Leute in den Urlaub jetten“, erklärt ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf. Die Menschen sollten ihre Airline fragen, wie viel Zeit sie zwischen Ankunft am Flughafen und Abflug einplanen sollen. Bei Eurowings heißt es: „Die Personalen­gpässe an Flughäfen stellen Airlines vor enorme Herausford­erungen. Es kann dadurch zu längeren Wartezeite­n an den Check-in-Schaltern und an der Sicherheit­skontrolle kommen.“

Genaue Prognosen zu den NRWFerien wollen die zwei Großflughä­fen erst am Montag vorstellen, aber eines steht fest: Die erste große Reisewelle wird Freitags nach Schulende losgehen. Am Samstag wird es am vollsten, weil ja viele Leute ihren Urlaub über zwei oder dreiWochen­ende legen wollen. Die Nachfrage wird in der ersten Woche dann noch angeheizt, weil Montag, 3. Oktober, mit dem Tag der Deutschen Einheit ein Feiertag ist und weil es Anfang Oktober an vielen Zielorten noch angenehm warm sein könnte.

Eurowings rechnet am ersten Ferienwoch­enende ab Köln-Bonn mit 83 Abflügen, in Düsseldorf mit 155. ZumVerglei­ch: Am ersten Sommerferi­enwochenen­de waren es nur sechs Flüge mehr. Ab Düsseldorf geht es samstags mit elf Flügen nach Mallorca, ab Köln sieben Mal, alle Kapazitäte­n werden genutzt.

Auch Reiseveran­stalter und -büros sowieVermi­ttler von Ferienwohn­ungen bestätigen die hohe Nachfrage:„September und Oktober sind beliebter als früher“, sagt Dirk Hamacher, Prokurist beim First-Reisebüro in Mönchengla­dbach. „Die Leute wollen sich erholen. Umso ärgerliche­r ist es, wenn wir ihnen raten müssen, drei Stunden vor Abflug am Airport zu sein, obwohl es an manchen Tagen dann doch wieder ganz entspannt ist.“Dies bestätigt ein Sprecher von Tui: „Wir sehen einen starken Endspurt des Reise-Sommers 2022. Die Herbstferi­en sind gut gebucht“, sagt er. Besonders Griechenla­nd, die Balearen, die Türkei, Ägypten und die Kanaren seien als Urlaubszie­le beliebt. Der Rewe-Ableger DER Tour sieht zudem die Malediven, Dubai und Abu Dhabi im Trend.

Trotz etwas gestiegene­r Preise gebe es noch erträglich­e Angebote und einige Schnäppche­n, meinen dieVeranst­alter:„Insgesamt können wir unseren Gästen in den Herbstferi­en ein stabiles Preisbild bieten. Da wir unsere Hotelvertr­äge bereits vor vielen Monaten abgeschlos­sen haben, sind unsere Produkte von Preiserhöh­ungen nicht betroffen“, heißt es bei DER Tour.

Günstig sei Tunesien: EineWoche in den NRW-Herbstferi­en in Monastir (all-inclusive) etwa sei ab dem 6. Oktober für 419 Euro zu haben, wobei der Flug aber ab Frankfurt geht. Die ICE-Anfahrt ist im Preis enthalten. Eine Woche Cala Ratjada (Mallorca) ab Düsseldorf gibt es ab 559 Euro inklusive Frühstück. Und ab dem 10. Oktober ist ein Mittelklas­sehotel eineWoche in Alanya an der Türkischen Riviera ab 560 Euro inklusive Frühstück buchbar – das Reiseland ist derzeit billig für Deutsche, weil die Währung gegenüber dem Euro brutal abgestürzt ist.

Etwas teurere Offerten macht Tui: Eine Woche Mallorca im Vier-Sterne-Haus könne in den Herbstferi­en mit Abflug ab NRW ab 600 Euro gefunden werden, bei Rhodos müssen mit all-inclusive 300 Euro draufgeleg­t werden, auf Kreta 200 Euro mehr pro Woche. „Auf Kreta, Mallorca und Fuertevent­ura finden Urlauber auch kurzfristi­g für die Herbstferi­en noch gute Angebote“, sagte Tui-Deutschlan­d-Chef Stefan Baumert auf Anfrage.

Am ersten Ferienwoch­enende sind Flüge fast immer sehr teuer, danach wird es günstiger: So sind bei Eurowings Buchungen ab Donnerstag, 6. Oktober, nach Palma de Mallorca ab 60 Euro erhältlich, Barcelona und Nizza sind dann ab 70 Euro erreichbar (jeweils nur mit Handgepäck), Rom ab rund 100 Euro.

Wie die Lage bei Ferienwohn­ungen und Ferienhäus­ern ist, zeigen für unsere Redaktion erhobene Zahlen von www.hometogo.de, einem Vermittler von Ferienimmo­bilien. „Die Preise für Unterkünft­e in Deutschlan­d liegen in vielen Fällen mehr als 20 Prozent niedriger als in den ersten zwei Augustwoch­en“, sagt Firmenspre­cher Jonas Upmann. Der Grund ist klar: Weil im August massenhaft Leute wegfahren wollten, war die Nachfrage sehr hoch, wohingegen in den ersten Oktoberwoc­hen dieses Jahres keineswegs alle Bundesländ­er parallel zu NRW Schulferie­n haben. So zeigt die Auswertung, dass etwa im Sauerland die Hälfte der Ferienhäus­er undWohnung­en im Oktober günstiger ist als 111 Euro am Tag, wogegen im August dieser Medianwert der vermietete­nWohnungen bei 142 Euro lag.

Der Trend bestätigt sich auch bei einer Suche nach Ferienwohn­ungen außerhalb Deutschlan­ds. „Es gibt viele Kapazitäte­n zu relativ günstigen Preisen“, sagt Upmann. Auf den Inseln von Kroatien liegt der Medianprei­s für Ferienimmo­bilien bei 78 Euro, an der Adria in Italien sind es 79 Euro, Spanien liegt bei 80 Euro, wobei sich dieser Wert als mittlerer Preis mit vielen Ausreißern nach oben und unten versteht, wohingegen in der Bretagne im Westen von Frankreich 76 Euro verlangt werden.

Besonders billig sind Unterkünft­e in Thailand und Indonesien (Bali). Die beiden Länder sind sowieso relativ günstig beim Umtausch von Euro in die lokale Währung. Wer vor Ort mietet, kann sogar einen kleinen Bungalow am Strand für nur 500 Euro im Monat ergattern. Das lohnt sich gerade für die Menschen, die wegen der hohen Heizkosten überwinter­n wollen.

„Die Urlauber und die Beschäftig­ten sind die Opfer“Özay Tarim Verdi-Sekretär und Flughafene­xperte

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Preise für Ferienwohn­ung oder Ferienhaus in den NRW-Herbstferi­en

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