Auch in der Krise steigen die Immobilienpreise
Höhere Preise und Finanzierungskosten verlangen den Bauherren viel ab. Der Auftragseingang bereitet dem Handwerk nach eigener Aussage Sorge.
WIESBADEN (dpa) Gestiegene Preise machen der Bauwirtschaft zu schaffen, zugleich verteuern sich Häuser und Wohnungen weiter. „Mit Sorge sehen wir die Orderentwicklung im Wohnungsbau“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, am Freitag. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes verzeichnete das Bauhauptgewerbe im Juli aufgrund gestiegener Preise zwar ein höheres Auftragsvolumen als ein Jahr zuvor. Preisbereinigt (real) lag der Auftragseingang jedoch um 5,8 Prozent niedriger.
Für die ersten sieben Monate des Jahres 2022 zusammen ergibt sich in realer Betrachtung ein Rückgang bei Auftragseingängen um 3,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das Bauhauptgewerbe umfasst die Errichtung von Gebäuden (Hochbau) sowie von Straßen, Bahnstrecken und Leitungen (Tiefbau). Nach Angaben des Baugewerbeverbandes beläuft sich der Rückgang allein im Wohnungsbau in den ersten sieben Monaten real auf etwa neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
„Gerade die privaten Häuslebauer kommen angesichts steigender Finanzierungs- und Lebenshaltungskosten an die Grenzen des Leistbaren“, sagte Pakleppa: „Die avisierten Fördermittel im Neubau in Höhe von einer Milliarde Euro für das kommende Jahr sind nicht annähernd ausreichend. Notwendig sei zudem ein Energiepreisdeckel.“
Der Preisanstieg bei Wohnimmobilien setzte sich im zweiten Vierteljahr fort. Häuser und Wohnungen verteuerten sich das fünfte Quartal in Folge um mehr als zehn Prozent gegenüber demVorjahresquartal. Im Zeitraum April bis Juni 2022 stiegen die Preise für Wohnimmobilien im Schnitt um 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Den größten Preisanstieg verzeichnete die Behörde in dünn besiedelten ländlichen Kreisen: Dort verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 13,6 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2021, Eigentumswohnungen kosteten 11,7 Prozent mehr.
In den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,2 Prozent und für Eigentumswohnungen um 10,6 Prozent binnen eines Jahres. Eine leichte Entspannung gab es dagegen in städtischen Kreisen. Dort lag die Teuerungsrate für Häuser mit 7,8 Prozent zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2021 wieder im einstelligen Bereich. Für Wohnungen mussten Immobilienkäufer 7,3 Prozent mehr zahlen als im Vorjahresquartal. Insgesamt erwarten Experten eine Abschwächung des seit mehr als zehn Jahren andauernden Immobilienbooms in Deutschland.