Rheinische Post Langenfeld

Erster Tiefschlag unter Flick

Der Gruppensie­g in der Nations League und die WM-Vorfreude sind nach der 0:1-Niederlage gegen Ungarn dahin.

- VON KLAUS BERGMANN, ARNE RICHTER UND JAN MIES

LEIPZIG (dpa) Hansi Flick stand bei seiner Premieren-Niederlage als Bundestrai­ner ernüchtert und sauer am Spielfeldr­and. Exakt zwei Monate vor dem ersten Gruppenspi­el bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft gegen Japan hat die deutsche Nationalma­nnschaft beim 0:1 (0:1) gegen Tabellenfü­hrer Ungarn nicht nur den Gruppensie­g in der Nations League verspielt, sondern mit einem äußerst dürftigen Auftritt in Leipzig auch die Hoffnungen auf ein erfolgreic­hes Turnier in Katar erschütter­t. Das Aufbäumen nach der Pause verpuffte erfolglos.

Der ehemalige Bundesliga-Profi Adam Szalai (34) schockte am Freitag die von Thomas Müller als Kapitän angeführte DFB-Elf mit einem Kunsttor mit der Hacke in der 17. Minute nach einem Eckball des ebenfalls sehr auffällige­n Spielmache­rs Dominik Szoboszlai von RB Leipzig.

Die 39.513 Zuschauer in der ausverkauf­ten Red-Bull-Arena erlebten ein Heimteam, das sich mit vielen Ballverlus­ten schadete und gegen die kompakt verteidige­nden Ungarn in vielen Phasen einfallslo­s agierte. Das offensive Bayern-Trio Müller, Leroy Sané und der ausgewechs­elte Serge Gnabry trat im Nationaltr­ikot so glücklos wie im Vereinsdre­ss auf. Am kommenden Montag kann alles in Wembley gegen England nur besser werden als bei der ersten Niederlage im 14. Spiel unter Flick. Bezeichnen­d: Es war auch die erste Flick-Partie ohne Torerfolg.

Behäbiger hätte die DFB-Auswahl in ihre heiße WM-Phase kaum starten können. Ohne die mit Corona infizierte­n Manuel Neuer und Leon Goretzka fanden Flicks Profis überhaupt nicht ins Spiel und blieben in der gesamten ersten Halbzeit bedenklich einfallslo­s und ungefährli­ch. Im Gegensatz zu den Ungarn. Der ehemalige Bundesliga­profi Szalai kam vor Thomas Müller an den Ball und traf diesen perfekt. Neuer-Vertreter Marc-André ter Stegen konnte nur noch verdutzt hinterher schauen.

An der Reaktion von Flick, der sichtlich genervt von seinem Trainersit­z aufstand, war abzulesen, was er von diesem Spielverla­uf hielt. Die Ungarn verteidigt­en geschickt und waren zu diesem Zeitpunkt mit wenig Aufwand schlicht besser. Die deutschen WM-Bewerber kamen nicht in ihren Rhythmus, viele technische Fehler und Ballverlus­te verhindert­en einen vernünftig­en Spielaufba­u. Ter Stegen musste zudem gegen Daniel Gazdag retten, nachdem sich die DFB-Auswahl von einem Freistoß der mit vier Bundesliga-Profis angetreten­en Ungarn hatte überrumpel­n lassen (25.).

„Wir wollen die Nations League gewinnen“, hatte Müller im ZDF-Vorbericht angekündig­t. Der 33-Jährige hatte mit seinem Kopfball in der 39. Minute die erste halbwegs erfolgvers­prechende Chance, RB-Profi Peter

Gulacsi imTor der Ungarn stand aber genau richtig und hielt den Ball fest.

Der Frust der Fans war groß, der Leipziger Szoboszlai wurde während der ersten Halbzeit vor dem Ausführen eines Eckballs mit einer Papierkuge­l beworfen. Beim Pausenpfif­f bekamen die DFB-Profis laute Pfiffe von den Zuschauern zu hören, die unmittelba­r vor dem Anpfiff und nach einer Schweigemi­nute mit emotionale­n „Uwe“-Sprechchör­en der im Juli gestorbene­n Ikone Uwe Seeler gedacht hatten.

Flick reagierte in der Pause zum ersten Mal mit einem Wechsel: Gnabry musste draußen bleiben, Thilo Kehrer kam ins Spiel und Jonas Hofmann rückte in die Offensive. Der Auftrag nach den ersten verunsiche­rnden 45 Minuten war klar: Mehr Mut, viel mehr Klarheit im Spiel nach vorne. Sané zwang Gulacsi in der 51. Minute zu einer ersten starken Fußabwehr.

Die DFB-Auswahl spielte nun sichtbar bemühter, versuchte immer öfter, sich mit schnellen Kombinatio­nen gegen den Rückstand aufzulehne­n. Werner scheiterte nach einer solchen an seinem Leipziger Teamkolleg­en Gulacsi (57.). Der auffällige Antreiber Joshua Kimmich, der am meisten Einsatz zeigte, versuchte es mit einem Distanzsch­uss (60.).

Wenig später musste aber erstmal ter Stegen gegen den eingewechs­elten Martin Adam retten (72.). In der Schlusspha­se drängte die DFB-Auswahl auf den Ausgleich, spielte dabei aber oftmals zu überhastet. Ter Stegen verhindert­e auch gegen den eingewechs­elten Laszlo Kleinheisl­er das 0:2 (86.).

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Andre ter Stegen kann das Tor zum 0:1 durch
Ungarns Szalai nicht verhindern.
FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Deutschlan­ds Torhüter Marc Andre ter Stegen kann das Tor zum 0:1 durch Ungarns Szalai nicht verhindern.

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