Beamtenkolonie: Mit dem Verkauf endet eine Bayer-Ära
Konzern trennt sich von Wohnimmobilien am Chempark. Auch alter Bahnhof Wiesdof wird veräußert.
WIESDORF Ob der Name bleibt? Immerhin sagt ja manch Leverkusener immer noch Südring, wenn er vomWilly-Brandt-Ring spricht, oder Dopatka-Halle, wenn er die Ostermann-Arena meint. Könnte also gut sein, dass Bayers Beamtenkolonie namentlich bleibt, was sie ist, also Bayers Beamtenkolonie. Nur, dass sie demnächst nicht mehr Bayer gehören wird.
Das Unternehmen hat die historische Siedlung inWiesdorf an der B 8 gegenüber der Einfahrt zur KaiserWilhelm-Allee und einige angrenzende Gebäude und Grundstücke an die Unternehmensgruppe Emil’s verkauft. Dabei handelt es sich um einen Immobilieninvestor mit Sitz in Bergisch Gladbach. Wie viel der auf den Tisch legt für die schönen alten Villen samt Gärten, sagt Bayer nicht. Nur: „Die Transaktion soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Der Verkauf erfolgt in enger Abstimmung mit der Stadt Leverkusen und sichert den derzeitigen Wohnungsmietern weitreichende Bestandsgarantien zu.“
Bewohner der Siedlung waren am Freitagnachmittag zart überrascht: „Dass es daVerkaufsgespräch geben sollte, das hat die Runde gemacht. Dass es soweit ist, ist mir aber neu“, sagte eine Anwohnerin. Mehr hat sie wohl später aus einem Scheiben erfahren, das Bayer als Postwurfsendung am Nachmittag in die KolonieBriefkästen gab.
Zu dem Immobilienportfolio, das der Investor erwirbt, gehören laut Bayer die Beamtenkolonie mit 149 Wohneinheiten,„die angrenzenden
Grundstücke mit dem leerstehenden Gebäude der früheren Sparkasse Leverkusen und dem historischen Hochbunker an der Ecke Carl-Duisberg- und Philipp-Ott-Straße sowie das Gebäude des ehemaligen Wiesdorfer Bahnhofs am RudolfMann-Platz“, teilt der Konzern mit. Das Grundstück, auf dem sich das ehemalige Sparkassengebäude befindet, soll demnach zusammen mit dem Hochbunker für neue gewerbliche Nutzungen entwickelt werden.
„Die Beamtenkolonie bleibt auch nach demVerkauf Beschäftigten von Chempark-Partnern und anderen Unternehmen im direkten Umfeld sowie ihren Angehörigen zur wohnlichen Versorgung erhalten“, versichert Ulrich Waschke von der Bayer Corporate Real Estate Deutschland. „Der neue Eigentümer wird in den Erhalt der Immobilien investieren und erforderliche Modernisierungsmaßnahmen vornehmen. Eine spätere Umwandlung der Mietin Eigentumswohnungen ist längerfristig vertraglich ausgeschlossen.“
Damit endet in gewisser Weise eine Ära: Die unter Denkmalschutz stehende Beamtenkolonie ist zwischen 1895 und 1925 für Beschäftigte des Bayer-Werks errichtet worden. Heute ist die historische Siedlung immer wieder mal Ziel von Stadtführungen.
Bereits vor 20 Jahren hat der Bayer-Konzern den Großteil seines Werkswohnungsbestands von gut 9500Wohnungen an einWohnungsunternehmen veräußert. Mit der Beamtensiedlung trennt sich das Unternehmen von seinen verbliebenen Wohnimmobilien direkt am Chempark.