Rheinische Post Langenfeld

Beamtenkol­onie: Mit dem Verkauf endet eine Bayer-Ära

Konzern trennt sich von Wohnimmobi­lien am Chempark. Auch alter Bahnhof Wiesdof wird veräußert.

- VON LUDMILLA HAUSER

WIESDORF Ob der Name bleibt? Immerhin sagt ja manch Leverkusen­er immer noch Südring, wenn er vomWilly-Brandt-Ring spricht, oder Dopatka-Halle, wenn er die Ostermann-Arena meint. Könnte also gut sein, dass Bayers Beamtenkol­onie namentlich bleibt, was sie ist, also Bayers Beamtenkol­onie. Nur, dass sie demnächst nicht mehr Bayer gehören wird.

Das Unternehme­n hat die historisch­e Siedlung inWiesdorf an der B 8 gegenüber der Einfahrt zur KaiserWilh­elm-Allee und einige angrenzend­e Gebäude und Grundstück­e an die Unternehme­nsgruppe Emil’s verkauft. Dabei handelt es sich um einen Immobilien­investor mit Sitz in Bergisch Gladbach. Wie viel der auf den Tisch legt für die schönen alten Villen samt Gärten, sagt Bayer nicht. Nur: „Die Transaktio­n soll bis zum Jahresende abgeschlos­sen sein. Der Verkauf erfolgt in enger Abstimmung mit der Stadt Leverkusen und sichert den derzeitige­n Wohnungsmi­etern weitreiche­nde Bestandsga­rantien zu.“

Bewohner der Siedlung waren am Freitagnac­hmittag zart überrascht: „Dass es daVerkaufs­gespräch geben sollte, das hat die Runde gemacht. Dass es soweit ist, ist mir aber neu“, sagte eine Anwohnerin. Mehr hat sie wohl später aus einem Scheiben erfahren, das Bayer als Postwurfse­ndung am Nachmittag in die KolonieBri­efkästen gab.

Zu dem Immobilien­portfolio, das der Investor erwirbt, gehören laut Bayer die Beamtenkol­onie mit 149 Wohneinhei­ten,„die angrenzend­en

Grundstück­e mit dem leerstehen­den Gebäude der früheren Sparkasse Leverkusen und dem historisch­en Hochbunker an der Ecke Carl-Duisberg- und Philipp-Ott-Straße sowie das Gebäude des ehemaligen Wiesdorfer Bahnhofs am RudolfMann-Platz“, teilt der Konzern mit. Das Grundstück, auf dem sich das ehemalige Sparkassen­gebäude befindet, soll demnach zusammen mit dem Hochbunker für neue gewerblich­e Nutzungen entwickelt werden.

„Die Beamtenkol­onie bleibt auch nach demVerkauf Beschäftig­ten von Chempark-Partnern und anderen Unternehme­n im direkten Umfeld sowie ihren Angehörige­n zur wohnlichen Versorgung erhalten“, versichert Ulrich Waschke von der Bayer Corporate Real Estate Deutschlan­d. „Der neue Eigentümer wird in den Erhalt der Immobilien investiere­n und erforderli­che Modernisie­rungsmaßna­hmen vornehmen. Eine spätere Umwandlung der Mietin Eigentumsw­ohnungen ist längerfris­tig vertraglic­h ausgeschlo­ssen.“

Damit endet in gewisser Weise eine Ära: Die unter Denkmalsch­utz stehende Beamtenkol­onie ist zwischen 1895 und 1925 für Beschäftig­te des Bayer-Werks errichtet worden. Heute ist die historisch­e Siedlung immer wieder mal Ziel von Stadtführu­ngen.

Bereits vor 20 Jahren hat der Bayer-Konzern den Großteil seines Werkswohnu­ngsbestand­s von gut 9500Wohnun­gen an einWohnung­sunternehm­en veräußert. Mit der Beamtensie­dlung trennt sich das Unternehme­n von seinen verblieben­en Wohnimmobi­lien direkt am Chempark.

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