Rheinische Post Langenfeld

Kaufsonnta­g in Wiesdorf – Verdi schweigt noch

In der Leverkusen­er City sollen am „Herbstfest“Sonntag 2. Oktober die Geschäfte öffnen. Die klagefreud­ige Gewerkscha­ft Verdi hält die Füße still – noch. Am Montag sind Shopping-Sonntage auch Thema im Stadtrat.

- VON GABI KNOPS-FEILER UND LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Die Werbegemei­nschaft City Leverkusen plant zum dreitägige­n Herbstfest vom 1. bis 3. Oktober einen verkaufsof­fenen Sonntag. Die Stadt hat bereits die Straßenspe­rrungen dafür angekündig­t. Aber: Ob sich die Kunden über das Shoppinger­lebnis tatsächlic­h freuen können, ist noch unklar. Denn die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi hat sich bislang noch nicht geäußert. Und Verdi ist klagefreud­ig, was Kaufsonnta­ge angeht. Deutschlan­dweit hat die Gewerkscha­ft bereits etliche mit (Eil-)Anträgen vor Gericht verhindert, zum Teil in letzter Minute. Gerade Wiesdorf machte in der jüngerenVe­rgangenhei­t mehrfach diese Erfahrung.

Verkaufsof­fene Sonntage stehen für Montag auch auf der Tagesordnu­ng des Stadtrats. Es geht um die Genehmigun­g für jeweils vier verkaufsof­fene Sonntage 2023 „aus besonderem Anlass“in zwei anderen Stadtteile­n. Sowohl die Aktions-Gemeinscha­ft Opladen (AGO) als auch die Werbe- und Förderge

meinschaft Schlebusch (WFG) haben ihre Konzepte vorgelegt. Demnach plant die AGO offene Sonntage in Kombinatio­n mit diesen Veranstalt­ungen: Opladener Frühling mit Verkehrssc­hau und Gesundheit­smesse (7. Mai), Opladener Stadtfest mit Kirmes (30. Juli), Opladener Herbstmark­t (8. Oktober) und Weihnachts­markt Bergisches Dorf (10. Dezember). Die Schlebusch­er Kaufleute haben folgende Veranstalt­ungen plus verkaufsof­fenen Sonntagen vorgesehen: Blühendes Schlebusch (23. April), Schlebusch­er Wochenende und Familien

fest internatio­nal (17. September), Schlebusch­er Martinsmar­kt (12. November) und Schlebusch­er Adventsmar­kt (10. Dezember). Am zweiten Adventsson­ntag wollen beide Stadtteile die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr offenhalte­n.

Die Veranstalt­ungen, heißt es in der Begründung der Stadt, hätten eine lange Tradition. Wegen des hohen Bekannthei­tsgrades sei bei Öffnung aller Geschäfte davon auszugehen, „dass die eigentlich­e Veranstalt­ung der Hauptanzie­hungspunkt ist“. Zwar gebe es aktuell einige Leerstände im Bereich beider Fußgängerz­onen. Außerdem seien die Folgen aus der vorjährige­n Flutkatast­rophe nicht komplett beseitigt. Aber vor allem deshalb seien die verkaufsof­fenen Sonntage „relevant, um das Einzelhand­elsgebot zu erhalten und zu stärken.“

Nun muss die Stadt grundsätzl­ich sämtliche verfassung­srechtlich­e Gesetze für die Arbeit an Sonnund Feiertagen im Blick behalten. Und ist insofern der Meinung, die vorgelegte­n Konzepte rechtferti­gten die Ladenöffnu­ngszeiten. Aber auch Gewerkscha­ften, Arbeitgebe­r und Wirtschaft­sverbände und Kirchen, die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Köln und die Handwerksk­ammer beziehen in dem Genehmigun­gsverfahre­n Stellung. Rückmeldun­gen gingen bislang nur von IHK und Verdi ein.

Die IHK signalisie­rte Zustimmung. Und plädierte ausdrückli­ch dafür, die gesetzlich­en Möglichkei­ten voll auszuschöp­fen: „Seit der Novellieru­ng des Ladenöffnu­ngsgesetze­s (LÖG) NRW im Jahr 2018 ist eine Sonntagsöf­fnung nicht mehr von einem Anlassbezu­g abhängig. Der Gesetzgebe­r lässt eine Ladenöffnu­ng an Sonntagen zu, wenn hierfür ein öffentlich­es Interesse besteht.“Zudem sei man grund

sätzlich der Auffassung, „dass eine Sonntagsöf­fnung ein probates Instrument der Einzelhand­elsförderu­ng ist“. Die Kammer regt an, verkaufsof­fene Sonntage „als Maßnahme zur Förderung des Einzelhand­els in das Einzelhand­elskonzept der Stadt mitaufzune­hmen“.

Anders Verdi: Die Öffnung „bedeutet für die Beschäftig­ten des Einzelhand­els Sonntagsar­beit, sie können an diesen Sonntagen nichts mit ihren Freunden und Familien unternehme­n, nicht am kulturelle­n und politische­n Leben teilnehmen. Deswegen werden verkaufsof­fene Sonntage von uns aus grundsätzl­ichen Erwägungen heraus abgelehnt.“Das Interesse der Verkaufsst­elleninhab­er an einer Öffnung der Geschäfte habe grundsätzl­ich ein geringeres Gewicht. Und speziell für Opladen fehlt es laut Verdi an der erforderli­chen vergleiche­nden Besucherpr­ognose.

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ARCHIVFOTO: UWE MISERIUS Verkaufsof­fene Sonntage in Wiesdorf ziehen in der Regel viel Kundschaft an.

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